Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

die feine Manier, womit die ehemaligen Goldschmiede
arbeiteten, kan man nicht genug bewundern. Diese
Monstranz steht hinter dem Altarblatt, welches man auf
und niederwinden kan, so daß sie davon bedeckt wird.
Eine Orgel von Silber und Gold mit Antiken, wovon
jede auf 1000. Thaler geschätzt wird. Mosaiken so
schön, als Sie sie denken können. Ein Christus am
Kreuz aus Wachs, oben über ihm ein Smaragd, in
welchem die grossen Buchstaben J. N. R. J. Platz haben,
der Berg unter dem Kreuz ist eine Grotte aus Edelstei-
nen und einer gediegenen Goldstufe. Viele andre Hei-
lige
ganz aus Lapis Lazuli, eine Mutter Gottes und ihr
Kind, ganz aus kostbaren Steinen. Knochen von
den Aposteln
hinter Säulen von gegossenem Gold mit
allen möglichen Farben. Viele Aufsätze auf den Al-
tar,
die überall mit Antiken, Diamanten und Malereien
besetzt sind. Orientalische Granaten, wie Daumen.
Das Abendmahl en basrelief geschmolzen, mit Stück-
chen vom Tische und vom Tischtuch Christi. Elfen-
beinerne
Sachen mit Korallen und Topasen, unter wel-
chen letztern einige wie kleine Zitronen sind. Kelche
von geschmolzenen Gold mit Platten von Gold. Kisten
mit allen griechischen Schriften. -- -- Vieles ist aus
dem jetzt gröstentheils versiegelten Schatz, manches aus
der Heidelberger Bibliothek hieher gebracht worden.

Im Marmorsaal sind oben vier Schimmel ge-
mahlt, die einen überall anschauen, man mag stehen, wie
man will. -- Man hat da einige perspektivische Anla-
gen gemacht. Auch sieht man hier die Büsten des ver-
storbenen Churfürsten und seiner Gemahlin. Man hat
auch da die Aussicht in den Hofgarten, -- der aber

eine

die feine Manier, womit die ehemaligen Goldſchmiede
arbeiteten, kan man nicht genug bewundern. Dieſe
Monſtranz ſteht hinter dem Altarblatt, welches man auf
und niederwinden kan, ſo daß ſie davon bedeckt wird.
Eine Orgel von Silber und Gold mit Antiken, wovon
jede auf 1000. Thaler geſchaͤtzt wird. Moſaiken ſo
ſchoͤn, als Sie ſie denken koͤnnen. Ein Chriſtus am
Kreuz aus Wachs, oben uͤber ihm ein Smaragd, in
welchem die groſſen Buchſtaben J. N. R. J. Platz haben,
der Berg unter dem Kreuz iſt eine Grotte aus Edelſtei-
nen und einer gediegenen Goldſtufe. Viele andre Hei-
lige
ganz aus Lapis Lazuli, eine Mutter Gottes und ihr
Kind, ganz aus koſtbaren Steinen. Knochen von
den Apoſteln
hinter Saͤulen von gegoſſenem Gold mit
allen moͤglichen Farben. Viele Aufſaͤtze auf den Al-
tar,
die uͤberall mit Antiken, Diamanten und Malereien
beſetzt ſind. Orientaliſche Granaten, wie Daumen.
Das Abendmahl en basrelief geſchmolzen, mit Stuͤck-
chen vom Tiſche und vom Tiſchtuch Chriſti. Elfen-
beinerne
Sachen mit Korallen und Topaſen, unter wel-
chen letztern einige wie kleine Zitronen ſind. Kelche
von geſchmolzenen Gold mit Platten von Gold. Kiſten
mit allen griechiſchen Schriften. — — Vieles iſt aus
dem jetzt groͤſtentheils verſiegelten Schatz, manches aus
der Heidelberger Bibliothek hieher gebracht worden.

Im Marmorſaal ſind oben vier Schimmel ge-
mahlt, die einen uͤberall anſchauen, man mag ſtehen, wie
man will. — Man hat da einige perſpektiviſche Anla-
gen gemacht. Auch ſieht man hier die Buͤſten des ver-
ſtorbenen Churfuͤrſten und ſeiner Gemahlin. Man hat
auch da die Ausſicht in den Hofgarten, — der aber

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0078" n="40"/>
die feine Manier, womit die ehemaligen Gold&#x017F;chmiede<lb/>
arbeiteten, kan man nicht genug bewundern. Die&#x017F;e<lb/>
Mon&#x017F;tranz &#x017F;teht hinter dem Altarblatt, welches man auf<lb/>
und niederwinden kan, &#x017F;o daß &#x017F;ie davon bedeckt wird.<lb/>
Eine <hi rendition="#fr">Orgel</hi> von Silber und Gold mit Antiken, wovon<lb/>
jede auf 1000. Thaler ge&#x017F;cha&#x0364;tzt wird. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;aiken</hi> &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n, als Sie &#x017F;ie denken ko&#x0364;nnen. Ein <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus</hi> am<lb/>
Kreuz aus Wachs, oben u&#x0364;ber ihm ein Smaragd, in<lb/>
welchem die gro&#x017F;&#x017F;en Buch&#x017F;taben <hi rendition="#aq">J. N. R. J.</hi> Platz haben,<lb/>
der Berg unter dem Kreuz i&#x017F;t eine Grotte aus Edel&#x017F;tei-<lb/>
nen und einer gediegenen Gold&#x017F;tufe. Viele andre <hi rendition="#fr">Hei-<lb/>
lige</hi> ganz aus Lapis Lazuli, eine Mutter Gottes und ihr<lb/>
Kind, ganz aus ko&#x017F;tbaren Steinen. <hi rendition="#fr">Knochen von<lb/>
den Apo&#x017F;teln</hi> hinter Sa&#x0364;ulen von gego&#x017F;&#x017F;enem Gold mit<lb/>
allen mo&#x0364;glichen Farben. <hi rendition="#fr">Viele Auf&#x017F;a&#x0364;tze auf den Al-<lb/>
tar,</hi> die u&#x0364;berall mit Antiken, Diamanten und Malereien<lb/>
be&#x017F;etzt &#x017F;ind. Orientali&#x017F;che <hi rendition="#fr">Granaten,</hi> wie Daumen.<lb/>
Das <hi rendition="#fr">Abendmahl</hi> <hi rendition="#aq">en basrelief</hi> ge&#x017F;chmolzen, mit Stu&#x0364;ck-<lb/>
chen vom Ti&#x017F;che und vom Ti&#x017F;chtuch <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ti. Elfen-<lb/>
beinerne</hi> Sachen mit Korallen und Topa&#x017F;en, unter wel-<lb/>
chen letztern einige wie kleine Zitronen &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">Kelche</hi><lb/>
von ge&#x017F;chmolzenen Gold mit Platten von Gold. <hi rendition="#fr">Ki&#x017F;ten</hi><lb/>
mit allen griechi&#x017F;chen Schriften. &#x2014; &#x2014; Vieles i&#x017F;t aus<lb/>
dem jetzt gro&#x0364;&#x017F;tentheils ver&#x017F;iegelten Schatz, manches aus<lb/>
der <hi rendition="#fr">Heidelberg</hi>er Bibliothek hieher gebracht worden.</p><lb/>
          <p>Im <hi rendition="#fr">Marmor&#x017F;aal</hi> &#x017F;ind oben vier Schimmel ge-<lb/>
mahlt, die einen u&#x0364;berall an&#x017F;chauen, man mag &#x017F;tehen, wie<lb/>
man will. &#x2014; Man hat da einige per&#x017F;pektivi&#x017F;che Anla-<lb/>
gen gemacht. Auch &#x017F;ieht man hier die Bu&#x0364;&#x017F;ten des ver-<lb/>
&#x017F;torbenen Churfu&#x0364;r&#x017F;ten und &#x017F;einer Gemahlin. Man hat<lb/>
auch da die Aus&#x017F;icht in den <hi rendition="#fr">Hofgarten,</hi> &#x2014; der aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0078] die feine Manier, womit die ehemaligen Goldſchmiede arbeiteten, kan man nicht genug bewundern. Dieſe Monſtranz ſteht hinter dem Altarblatt, welches man auf und niederwinden kan, ſo daß ſie davon bedeckt wird. Eine Orgel von Silber und Gold mit Antiken, wovon jede auf 1000. Thaler geſchaͤtzt wird. Moſaiken ſo ſchoͤn, als Sie ſie denken koͤnnen. Ein Chriſtus am Kreuz aus Wachs, oben uͤber ihm ein Smaragd, in welchem die groſſen Buchſtaben J. N. R. J. Platz haben, der Berg unter dem Kreuz iſt eine Grotte aus Edelſtei- nen und einer gediegenen Goldſtufe. Viele andre Hei- lige ganz aus Lapis Lazuli, eine Mutter Gottes und ihr Kind, ganz aus koſtbaren Steinen. Knochen von den Apoſteln hinter Saͤulen von gegoſſenem Gold mit allen moͤglichen Farben. Viele Aufſaͤtze auf den Al- tar, die uͤberall mit Antiken, Diamanten und Malereien beſetzt ſind. Orientaliſche Granaten, wie Daumen. Das Abendmahl en basrelief geſchmolzen, mit Stuͤck- chen vom Tiſche und vom Tiſchtuch Chriſti. Elfen- beinerne Sachen mit Korallen und Topaſen, unter wel- chen letztern einige wie kleine Zitronen ſind. Kelche von geſchmolzenen Gold mit Platten von Gold. Kiſten mit allen griechiſchen Schriften. — — Vieles iſt aus dem jetzt groͤſtentheils verſiegelten Schatz, manches aus der Heidelberger Bibliothek hieher gebracht worden. Im Marmorſaal ſind oben vier Schimmel ge- mahlt, die einen uͤberall anſchauen, man mag ſtehen, wie man will. — Man hat da einige perſpektiviſche Anla- gen gemacht. Auch ſieht man hier die Buͤſten des ver- ſtorbenen Churfuͤrſten und ſeiner Gemahlin. Man hat auch da die Ausſicht in den Hofgarten, — der aber eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/78
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/78>, abgerufen am 21.11.2024.