umkehren muß, wenn man ihre Schönheit bewundern will, viele grosse und kleine, ganze und durchschnittene Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi- trae, Tiarae, Cypraeae &c. Unter den Kegel- schnecken kommen seltene Stücke vor. Er hat auch eine ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Pünkt- chen, rothe und gelbe Muschel aus der Südersee. Auch einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in sei- ner Schaale vertrocknet ist. Viele Muscheln mit Sta- cheln, mit Hacken, mit natürlichen Oefnungen, mit chi- nesischen Zeichnungen und Künsteleien, auch eine linksge- wundene Schnecke; auch eine Zebramuschel etc. Die Einrichtung seines Kabinets ist diese: Ein grosser Kasten ist in 4. Theile der Länge nach, von oben bis unten ge- theilt. Alle diese Theile stehen voll Schubladen, die ein paar Zoll tief sind, und weit in den Kasten hineingehen. Darin liegen die Muscheln, nicht allemahl nach Linne'i- schen Geschlechtern, oft blos nach der Symmetrie und Schönheit. Die Boden der Schubladen sind mit gel- ben, blauen, rothen etc. Zottelsammt ausgeschlagen, und die Seitenwände hellblau angestrichen. Die Wen- deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockseide in einem gläsernen Gefäs, auf welchem ein Deckel mit einem gel- ben Rande eingeschraubt ist. So kan man sie sehen, ohne sie zu zerbrechen. Andre seltene Stücke liegen un- ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen, worin ein rothes oder weisses seidnes Fleckchen liegt. Die meisten Muscheln sind aus Ost- und Westin- dien.
St. Jürgen heist eine Vorstadt von Hamburg. Man fährt zwischen lauter Gartenhäusern hinaus. Die
Leute
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umkehren muß, wenn man ihre Schoͤnheit bewundern will, viele groſſe und kleine, ganze und durchſchnittene Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi- trae, Tiarae, Cypraeae &c. Unter den Kegel- ſchnecken kommen ſeltene Stuͤcke vor. Er hat auch eine ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Puͤnkt- chen, rothe und gelbe Muſchel aus der Suͤderſee. Auch einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in ſei- ner Schaale vertrocknet iſt. Viele Muſcheln mit Sta- cheln, mit Hacken, mit natuͤrlichen Oefnungen, mit chi- neſiſchen Zeichnungen und Kuͤnſteleien, auch eine linksge- wundene Schnecke; auch eine Zebramuſchel ꝛc. Die Einrichtung ſeines Kabinets iſt dieſe: Ein groſſer Kaſten iſt in 4. Theile der Laͤnge nach, von oben bis unten ge- theilt. Alle dieſe Theile ſtehen voll Schubladen, die ein paar Zoll tief ſind, und weit in den Kaſten hineingehen. Darin liegen die Muſcheln, nicht allemahl nach Linne’i- ſchen Geſchlechtern, oft blos nach der Symmetrie und Schoͤnheit. Die Boden der Schubladen ſind mit gel- ben, blauen, rothen ꝛc. Zottelſammt ausgeſchlagen, und die Seitenwaͤnde hellblau angeſtrichen. Die Wen- deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockſeide in einem glaͤſernen Gefaͤs, auf welchem ein Deckel mit einem gel- ben Rande eingeſchraubt iſt. So kan man ſie ſehen, ohne ſie zu zerbrechen. Andre ſeltene Stuͤcke liegen un- ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen, worin ein rothes oder weiſſes ſeidnes Fleckchen liegt. Die meiſten Muſcheln ſind aus Oſt- und Weſtin- dien.
St. Juͤrgen heiſt eine Vorſtadt von Hamburg. Man faͤhrt zwiſchen lauter Gartenhaͤuſern hinaus. Die
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umkehren muß, wenn man ihre Schoͤnheit bewundern
will, viele groſſe und kleine, ganze und durchſchnittene
Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi-
trae, Tiarae, Cypraeae &c. Unter den Kegel-
ſchnecken kommen ſeltene Stuͤcke vor. Er hat auch eine
ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Puͤnkt-
chen, rothe und gelbe Muſchel aus der Suͤderſee. Auch
einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in ſei-
ner Schaale vertrocknet iſt. Viele Muſcheln mit Sta-
cheln, mit Hacken, mit natuͤrlichen Oefnungen, mit chi-
neſiſchen Zeichnungen und Kuͤnſteleien, auch eine linksge-
wundene Schnecke; auch eine Zebramuſchel ꝛc. Die
Einrichtung ſeines Kabinets iſt dieſe: Ein groſſer Kaſten
iſt in 4. Theile der Laͤnge nach, von oben bis unten ge-
theilt. Alle dieſe Theile ſtehen voll Schubladen, die ein
paar Zoll tief ſind, und weit in den Kaſten hineingehen.
Darin liegen die Muſcheln, nicht allemahl nach Linne’i-
ſchen Geſchlechtern, oft blos nach der Symmetrie und
Schoͤnheit. Die Boden der Schubladen ſind mit gel-
ben, blauen, rothen ꝛc. Zottelſammt ausgeſchlagen, und
die Seitenwaͤnde hellblau angeſtrichen. Die Wen-
deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockſeide in einem
glaͤſernen Gefaͤs, auf welchem ein Deckel mit einem gel-
ben Rande eingeſchraubt iſt. So kan man ſie ſehen,
ohne ſie zu zerbrechen. Andre ſeltene Stuͤcke liegen un-
ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen,
worin ein rothes oder weiſſes ſeidnes Fleckchen liegt.
Die meiſten Muſcheln ſind aus Oſt- und Weſtin-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/713>, abgerufen am 18.12.2024.
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