Zucker ungefähr zu sehr in den Kesseln, so wird nur ein gar kleines Stückchen Talg hinein geworfen und dadurch alles gedämpst. Zum Läutern wird in den ersten Sud etwas Ochsenblut, oder ein Eierdotter eingegossen. Der schlechteste Syrop, aus dem alles genommen ist, gibt noch einen starken Brantwein oder Rum, der statt Arak zum Punschmachen gut ist.
Die Wachstuchfabrik hat Benece vor der Stadt. Die Leinwand wird aufgespannt, und zuerst mit Bimssteinen glatt abgerieben. Dann bekömmt sie einen schwarzen Grund, der aus Kühnruß und Firniß gemacht ist. Nun muß sie lange Zeit immer ausgespannt, in der freien Luft trocken werden. Dann hat man For- men und Modelle und verschiedene Farben, Auripigment, Rauschgelb, Berlinerblau, Umbra und Kreide. Der Firnis, mit dem zuletzt alles überzogen wird, wird aus Bernstein gekocht. Das Verdrießlichste dabei ist, daß man es so oft trocknen, und so lange, zumal bei ungün- stiger Witterung, warten muß. Es werden lauter Stü- cke gemacht, 6. Viertel breit, und 12-16. Ellen lang; 12. solcher Stücke machen 1. Haufen, und nach der Zahl dieser Haufen werden auch die Arbeiter bezahlt. Man hat eine Farbenkammer, ein Arbeitshaus, Formen- schränke, Wiesen dabei zum Trocknen und Aufspannen, und oben Vorrathskammern, wo die allerschönsten Stücke hängen, die das Auge ganz irre machen. Das grobe Wachstuch, das nur zur Emballage dient, ist gröbere Leinwand, und wird weniger bearbeitet; das Wachstuch, womit man Hüte überzieht, braucht mehr Arbeit und ist theuer. Man hat auch Wachstuch für die Fußböden, und kan ihm solche braune Farben und Figuren geben,
daß
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Zucker ungefaͤhr zu ſehr in den Keſſeln, ſo wird nur ein gar kleines Stuͤckchen Talg hinein geworfen und dadurch alles gedaͤmpſt. Zum Laͤutern wird in den erſten Sud etwas Ochſenblut, oder ein Eierdotter eingegoſſen. Der ſchlechteſte Syrop, aus dem alles genommen iſt, gibt noch einen ſtarken Brantwein oder Rum, der ſtatt Arak zum Punſchmachen gut iſt.
Die Wachstuchfabrik hat Benece vor der Stadt. Die Leinwand wird aufgeſpannt, und zuerſt mit Bimsſteinen glatt abgerieben. Dann bekoͤmmt ſie einen ſchwarzen Grund, der aus Kuͤhnruß und Firniß gemacht iſt. Nun muß ſie lange Zeit immer ausgeſpannt, in der freien Luft trocken werden. Dann hat man For- men und Modelle und verſchiedene Farben, Auripigment, Rauſchgelb, Berlinerblau, Umbra und Kreide. Der Firnis, mit dem zuletzt alles uͤberzogen wird, wird aus Bernſtein gekocht. Das Verdrießlichſte dabei iſt, daß man es ſo oft trocknen, und ſo lange, zumal bei unguͤn- ſtiger Witterung, warten muß. Es werden lauter Stuͤ- cke gemacht, 6. Viertel breit, und 12-16. Ellen lang; 12. ſolcher Stuͤcke machen 1. Haufen, und nach der Zahl dieſer Haufen werden auch die Arbeiter bezahlt. Man hat eine Farbenkammer, ein Arbeitshaus, Formen- ſchraͤnke, Wieſen dabei zum Trocknen und Aufſpannen, und oben Vorrathskammern, wo die allerſchoͤnſten Stuͤcke haͤngen, die das Auge ganz irre machen. Das grobe Wachstuch, das nur zur Emballage dient, iſt groͤbere Leinwand, und wird weniger bearbeitet; das Wachstuch, womit man Huͤte uͤberzieht, braucht mehr Arbeit und iſt theuer. Man hat auch Wachstuch fuͤr die Fußboͤden, und kan ihm ſolche braune Farben und Figuren geben,
daß
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Zucker ungefaͤhr zu ſehr in den Keſſeln, ſo wird nur ein
gar kleines Stuͤckchen Talg hinein geworfen und dadurch
alles gedaͤmpſt. Zum Laͤutern wird in den erſten Sud
etwas Ochſenblut, oder ein Eierdotter eingegoſſen. Der
ſchlechteſte Syrop, aus dem alles genommen iſt, gibt
noch einen ſtarken Brantwein oder Rum, der ſtatt Arak
zum Punſchmachen gut iſt.
Die Wachstuchfabrik hat Benece vor der
Stadt. Die Leinwand wird aufgeſpannt, und zuerſt
mit Bimsſteinen glatt abgerieben. Dann bekoͤmmt ſie
einen ſchwarzen Grund, der aus Kuͤhnruß und Firniß
gemacht iſt. Nun muß ſie lange Zeit immer ausgeſpannt,
in der freien Luft trocken werden. Dann hat man For-
men und Modelle und verſchiedene Farben, Auripigment,
Rauſchgelb, Berlinerblau, Umbra und Kreide. Der
Firnis, mit dem zuletzt alles uͤberzogen wird, wird aus
Bernſtein gekocht. Das Verdrießlichſte dabei iſt, daß
man es ſo oft trocknen, und ſo lange, zumal bei unguͤn-
ſtiger Witterung, warten muß. Es werden lauter Stuͤ-
cke gemacht, 6. Viertel breit, und 12-16. Ellen lang;
12. ſolcher Stuͤcke machen 1. Haufen, und nach der Zahl
dieſer Haufen werden auch die Arbeiter bezahlt. Man
hat eine Farbenkammer, ein Arbeitshaus, Formen-
ſchraͤnke, Wieſen dabei zum Trocknen und Aufſpannen,
und oben Vorrathskammern, wo die allerſchoͤnſten Stuͤcke
haͤngen, die das Auge ganz irre machen. Das grobe
Wachstuch, das nur zur Emballage dient, iſt groͤbere
Leinwand, und wird weniger bearbeitet; das Wachstuch,
womit man Huͤte uͤberzieht, braucht mehr Arbeit und iſt
theuer. Man hat auch Wachstuch fuͤr die Fußboͤden,
und kan ihm ſolche braune Farben und Figuren geben,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/687>, abgerufen am 25.11.2024.
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