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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Entfernung des Orts, sonst muß man bezahlen, was
sie fordern *).

An einigen Orten stinkt allerdings das Wasser in
den Kanälen, auch zuweilen bei der Ebbe abscheulich,
und sieht häßlich aus. Das ist aber nur da, wo die
Leute Markt halten, und wo immer viel hineingeworfen
wird. Sonst bewahrt die beständige Bewegung das
Wasser vor der Fäulung.

Die Hitze ist bis Abends um 5. Uhr sehr gros, dann
weht ein so kühler Wind von der See her, daß man sich
im Sommerkleide erkälten kan. Man hatte hier jetzt
Erdbeeren im Ueberfluß, und auch Kirschen alle Tage
mehr. Man verkaufte auch schon blühende Nelken oder
Grasblumen in Menge, desgleichen Brockelerbsen,
die man auf den Tisch brachte. Doch versicherte man
mir, daß die Wärme auch erst seit etlichen Tagen so gros
sei, auch hier war das Frühjahr unfreundlich gewesen.
Im Winter schneiet es nicht nur hier, sondern es ge-
friert oft auch so, daß man über den Kanal auf das Land
laufen kan. Und die dänischen, schwedischen und
andre Schiffer versichern, daß ihnen die hiesige Käl-
te viel empfindlicher sei, vielleicht weil der Körper um
Mittag doch mehr geöfnet wird.

Viele Venetianer, aber bei weitem nicht alle,
gehen nicht anders aus, als mit einem weissen fliegenden

Mantel
*) Händel mit den Gondoliers zu bekommen, ist eine
gefährliche Sache. Kein Nobile legt sich darzwischen,
weil sein Ansehen da nichts gilt. Sie stossen einem
das Ruder auf die Brust und stürzen den Fremden ins
Wasser; daher man vorher wohl mit ihnen akkordi-
ten muß.

Entfernung des Orts, ſonſt muß man bezahlen, was
ſie fordern *).

An einigen Orten ſtinkt allerdings das Waſſer in
den Kanaͤlen, auch zuweilen bei der Ebbe abſcheulich,
und ſieht haͤßlich aus. Das iſt aber nur da, wo die
Leute Markt halten, und wo immer viel hineingeworfen
wird. Sonſt bewahrt die beſtaͤndige Bewegung das
Waſſer vor der Faͤulung.

Die Hitze iſt bis Abends um 5. Uhr ſehr gros, dann
weht ein ſo kuͤhler Wind von der See her, daß man ſich
im Sommerkleide erkaͤlten kan. Man hatte hier jetzt
Erdbeeren im Ueberfluß, und auch Kirſchen alle Tage
mehr. Man verkaufte auch ſchon bluͤhende Nelken oder
Grasblumen in Menge, desgleichen Brockelerbſen,
die man auf den Tiſch brachte. Doch verſicherte man
mir, daß die Waͤrme auch erſt ſeit etlichen Tagen ſo gros
ſei, auch hier war das Fruͤhjahr unfreundlich geweſen.
Im Winter ſchneiet es nicht nur hier, ſondern es ge-
friert oft auch ſo, daß man uͤber den Kanal auf das Land
laufen kan. Und die daͤniſchen, ſchwediſchen und
andre Schiffer verſichern, daß ihnen die hieſige Kaͤl-
te viel empfindlicher ſei, vielleicht weil der Koͤrper um
Mittag doch mehr geoͤfnet wird.

Viele Venetianer, aber bei weitem nicht alle,
gehen nicht anders aus, als mit einem weiſſen fliegenden

Mantel
*) Haͤndel mit den Gondoliers zu bekommen, iſt eine
gefaͤhrliche Sache. Kein Nobile legt ſich darzwiſchen,
weil ſein Anſehen da nichts gilt. Sie ſtoſſen einem
das Ruder auf die Bruſt und ſtuͤrzen den Fremden ins
Waſſer; daher man vorher wohl mit ihnen akkordi-
ten muß.
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[618/0656] Entfernung des Orts, ſonſt muß man bezahlen, was ſie fordern *). An einigen Orten ſtinkt allerdings das Waſſer in den Kanaͤlen, auch zuweilen bei der Ebbe abſcheulich, und ſieht haͤßlich aus. Das iſt aber nur da, wo die Leute Markt halten, und wo immer viel hineingeworfen wird. Sonſt bewahrt die beſtaͤndige Bewegung das Waſſer vor der Faͤulung. Die Hitze iſt bis Abends um 5. Uhr ſehr gros, dann weht ein ſo kuͤhler Wind von der See her, daß man ſich im Sommerkleide erkaͤlten kan. Man hatte hier jetzt Erdbeeren im Ueberfluß, und auch Kirſchen alle Tage mehr. Man verkaufte auch ſchon bluͤhende Nelken oder Grasblumen in Menge, desgleichen Brockelerbſen, die man auf den Tiſch brachte. Doch verſicherte man mir, daß die Waͤrme auch erſt ſeit etlichen Tagen ſo gros ſei, auch hier war das Fruͤhjahr unfreundlich geweſen. Im Winter ſchneiet es nicht nur hier, ſondern es ge- friert oft auch ſo, daß man uͤber den Kanal auf das Land laufen kan. Und die daͤniſchen, ſchwediſchen und andre Schiffer verſichern, daß ihnen die hieſige Kaͤl- te viel empfindlicher ſei, vielleicht weil der Koͤrper um Mittag doch mehr geoͤfnet wird. Viele Venetianer, aber bei weitem nicht alle, gehen nicht anders aus, als mit einem weiſſen fliegenden Mantel *) Haͤndel mit den Gondoliers zu bekommen, iſt eine gefaͤhrliche Sache. Kein Nobile legt ſich darzwiſchen, weil ſein Anſehen da nichts gilt. Sie ſtoſſen einem das Ruder auf die Bruſt und ſtuͤrzen den Fremden ins Waſſer; daher man vorher wohl mit ihnen akkordi- ten muß.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/656>, abgerufen am 28.11.2024.