Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Gelegenheit zum Voltigiren und Fechten ist
nicht weniger vorhanden. Im Tanzsaal hängen die
Musterbilder aller Kaiserl. Regimenter, damit sie sich
diese nach und nach imprimiren.

Im Park hängt an jedem Baum sein Name, da-
mit sie auch das zum Fouragiren lernen, auch die ver-
schiedenen Getreidearten werden darin gebaut. Sie werfen
auch Schanzen darin auf; es sind Distanzen da, das Augen-
maas zu schärfen, zum Laufen etc. In diesem Garten
hat der General, der Obrist, und noch mehrere Herren
wieder ihre eigenen Gärten. Es sind auch noch eigene
Bad- und Schwimmhäuser darin, man würde kaum in
einem Tage alle die verschiedenen Sachen besehen können.

Im Häuse selber sind in der Lehrstube, in den Schlaf-
kammern etc. alle Wände durchaus grün, und alle Klassen
überall hell, bequem, schön. Man putzte eben in den
Schlafsäälen wieder auf, und darin wird alle 2. Stun-
den mit Essig geräuchert.

Es sind sehr gute Feueranstalten im Hause. Der
General läßt oft zur Uebung blinden Feuerlärm machen.
Der erste, der mit der Feuerspritze auf seinem Posten er-
scheint, bekömmt eine Belohnung, der letzte, wenns
Nachlässigkeit ist, 25. Prügel.

Man hat die herrenhuthischen Oefen vor kurzem
eingeführt.

Das Wasser wird durch Röhren im ganzen Hause
herumgeführt; sie waschen sich an gemeinschaftlichen Plä-
tzen, wo Hähne an den Röhren sind.

Alle Kammerbecken und alle Stiefeln werden
durch eine eigene Maschine zur Erleichterung der Bedien-
ten herabgelassen, und wieder hinaufgezogen.

Im
Zweiter Theil. Q q

Gelegenheit zum Voltigiren und Fechten iſt
nicht weniger vorhanden. Im Tanzſaal haͤngen die
Muſterbilder aller Kaiſerl. Regimenter, damit ſie ſich
dieſe nach und nach imprimiren.

Im Park haͤngt an jedem Baum ſein Name, da-
mit ſie auch das zum Fouragiren lernen, auch die ver-
ſchiedenen Getreidearten werden darin gebaut. Sie werfen
auch Schanzen darin auf; es ſind Diſtanzen da, das Augen-
maas zu ſchaͤrfen, zum Laufen ꝛc. In dieſem Garten
hat der General, der Obriſt, und noch mehrere Herren
wieder ihre eigenen Gaͤrten. Es ſind auch noch eigene
Bad- und Schwimmhaͤuſer darin, man wuͤrde kaum in
einem Tage alle die verſchiedenen Sachen beſehen koͤnnen.

Im Haͤuſe ſelber ſind in der Lehrſtube, in den Schlaf-
kammern ꝛc. alle Waͤnde durchaus gruͤn, und alle Klaſſen
uͤberall hell, bequem, ſchoͤn. Man putzte eben in den
Schlafſaͤaͤlen wieder auf, und darin wird alle 2. Stun-
den mit Eſſig geraͤuchert.

Es ſind ſehr gute Feueranſtalten im Hauſe. Der
General laͤßt oft zur Uebung blinden Feuerlaͤrm machen.
Der erſte, der mit der Feuerſpritze auf ſeinem Poſten er-
ſcheint, bekoͤmmt eine Belohnung, der letzte, wenns
Nachlaͤſſigkeit iſt, 25. Pruͤgel.

Man hat die herrenhuthiſchen Oefen vor kurzem
eingefuͤhrt.

Das Waſſer wird durch Roͤhren im ganzen Hauſe
herumgefuͤhrt; ſie waſchen ſich an gemeinſchaftlichen Plaͤ-
tzen, wo Haͤhne an den Roͤhren ſind.

Alle Kammerbecken und alle Stiefeln werden
durch eine eigene Maſchine zur Erleichterung der Bedien-
ten herabgelaſſen, und wieder hinaufgezogen.

Im
Zweiter Theil. Q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0647" n="609"/>
              <p>Gelegenheit zum <hi rendition="#fr">Voltigiren</hi> und <hi rendition="#fr">Fechten</hi> i&#x017F;t<lb/>
nicht weniger vorhanden. Im <hi rendition="#fr">Tanz&#x017F;aal</hi> ha&#x0364;ngen die<lb/>
Mu&#x017F;terbilder aller Kai&#x017F;erl. Regimenter, damit &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e nach und nach imprimiren.</p><lb/>
              <p>Im <hi rendition="#fr">Park</hi> ha&#x0364;ngt an jedem <hi rendition="#fr">Baum</hi> &#x017F;ein Name, da-<lb/>
mit &#x017F;ie auch das zum Fouragiren lernen, auch die ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Getreidearten werden darin gebaut. Sie werfen<lb/>
auch Schanzen darin auf; es &#x017F;ind Di&#x017F;tanzen da, das Augen-<lb/>
maas zu &#x017F;cha&#x0364;rfen, zum Laufen &#xA75B;c. In die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Garten</hi><lb/>
hat der General, der Obri&#x017F;t, und noch mehrere Herren<lb/>
wieder ihre eigenen Ga&#x0364;rten. Es &#x017F;ind auch noch eigene<lb/>
Bad- und Schwimmha&#x0364;u&#x017F;er darin, man wu&#x0364;rde kaum in<lb/>
einem Tage alle die ver&#x017F;chiedenen Sachen be&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
              <p>Im <hi rendition="#fr">Ha&#x0364;u&#x017F;e</hi> &#x017F;elber &#x017F;ind in der Lehr&#x017F;tube, in den Schlaf-<lb/>
kammern &#xA75B;c. alle Wa&#x0364;nde durchaus gru&#x0364;n, und alle Kla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
u&#x0364;berall hell, bequem, &#x017F;cho&#x0364;n. Man putzte eben in den<lb/>
Schlaf&#x017F;a&#x0364;a&#x0364;len wieder auf, und darin wird alle 2. Stun-<lb/>
den mit E&#x017F;&#x017F;ig gera&#x0364;uchert.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;ind &#x017F;ehr gute <hi rendition="#fr">Feueran&#x017F;talten</hi> im Hau&#x017F;e. Der<lb/>
General la&#x0364;ßt oft zur Uebung blinden Feuerla&#x0364;rm machen.<lb/>
Der er&#x017F;te, der mit der Feuer&#x017F;pritze auf &#x017F;einem Po&#x017F;ten er-<lb/>
&#x017F;cheint, beko&#x0364;mmt eine Belohnung, der letzte, wenns<lb/>
Nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit i&#x017F;t, 25. Pru&#x0364;gel.</p><lb/>
              <p>Man hat die <hi rendition="#fr">herrenhuth</hi>i&#x017F;chen Oefen vor kurzem<lb/>
eingefu&#x0364;hrt.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> wird durch Ro&#x0364;hren im ganzen Hau&#x017F;e<lb/>
herumgefu&#x0364;hrt; &#x017F;ie wa&#x017F;chen &#x017F;ich an gemein&#x017F;chaftlichen Pla&#x0364;-<lb/>
tzen, wo Ha&#x0364;hne an den Ro&#x0364;hren &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Alle <hi rendition="#fr">Kammerbecken</hi> und alle <hi rendition="#fr">Stiefeln</hi> werden<lb/>
durch eine eigene Ma&#x017F;chine zur Erleichterung der Bedien-<lb/>
ten herabgela&#x017F;&#x017F;en, und wieder hinaufgezogen.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweiter Theil.</hi> Q q</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Im</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[609/0647] Gelegenheit zum Voltigiren und Fechten iſt nicht weniger vorhanden. Im Tanzſaal haͤngen die Muſterbilder aller Kaiſerl. Regimenter, damit ſie ſich dieſe nach und nach imprimiren. Im Park haͤngt an jedem Baum ſein Name, da- mit ſie auch das zum Fouragiren lernen, auch die ver- ſchiedenen Getreidearten werden darin gebaut. Sie werfen auch Schanzen darin auf; es ſind Diſtanzen da, das Augen- maas zu ſchaͤrfen, zum Laufen ꝛc. In dieſem Garten hat der General, der Obriſt, und noch mehrere Herren wieder ihre eigenen Gaͤrten. Es ſind auch noch eigene Bad- und Schwimmhaͤuſer darin, man wuͤrde kaum in einem Tage alle die verſchiedenen Sachen beſehen koͤnnen. Im Haͤuſe ſelber ſind in der Lehrſtube, in den Schlaf- kammern ꝛc. alle Waͤnde durchaus gruͤn, und alle Klaſſen uͤberall hell, bequem, ſchoͤn. Man putzte eben in den Schlafſaͤaͤlen wieder auf, und darin wird alle 2. Stun- den mit Eſſig geraͤuchert. Es ſind ſehr gute Feueranſtalten im Hauſe. Der General laͤßt oft zur Uebung blinden Feuerlaͤrm machen. Der erſte, der mit der Feuerſpritze auf ſeinem Poſten er- ſcheint, bekoͤmmt eine Belohnung, der letzte, wenns Nachlaͤſſigkeit iſt, 25. Pruͤgel. Man hat die herrenhuthiſchen Oefen vor kurzem eingefuͤhrt. Das Waſſer wird durch Roͤhren im ganzen Hauſe herumgefuͤhrt; ſie waſchen ſich an gemeinſchaftlichen Plaͤ- tzen, wo Haͤhne an den Roͤhren ſind. Alle Kammerbecken und alle Stiefeln werden durch eine eigene Maſchine zur Erleichterung der Bedien- ten herabgelaſſen, und wieder hinaufgezogen. Im Zweiter Theil. Q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/647
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/647>, abgerufen am 25.11.2024.