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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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führen lassen, der ihm gewiß Ehre macht. Man fährt
auf demselben einen kurzen und angenehmen Weg grade
nach Esterhas, und kan den ganzen See zu beiden
Seiten sehen.

Unten am Anfange des Dammes ist ein grosses Dorf,
Bamlach, das sich ganz vom Rohrhandel zu nähren
scheint. Auf allen Seiten standen um den Ort herum
die grösten Haufen von geschnittenen und schon zugerich-
teten Rohrbüscheln, daß sie in der Sonne trocknen sollten.
Es sah in der Ferne nicht anders aus, als wie Hopfen-
stangen, oder als wie schöner, grosser Hanf bei uns. Am
andern entgegengesetzten Ende des Sees scheint der Bo-
den
schon etwas fester zu seyn. Da wächst Gras, und
ich sah Vieh darin auf der Weide gehen.

Freilich ist die Gegend bis an die Fürstl. Gebäude
hin, auch noch sehr sumpfig und morastig. Am Ende
der letzten Brücke fiel ich mit der Kalesche in einen so tie-
fen schwarzen Sumpf, daß die Pferde, die ohnehin mü-
de waren, sie kaum wieder herausziehen konnten. Das
letztere Regenwetter hatte freilich das Uebel noch vergrössert.

In einer kleinen Entfernung präsentirt sich das Schloß
Esterhas *) sehr schön, und der Fürst hat in schönster
Simmetrie so viele andre Gebäude darneben aufführen
lassen, daß der Ort einem kleinen Städtchen ähnlich sieht.

Die
*) So heißt der Ort, und Esterbasy der Fürst. Y be-
deutet im Ungarischen daher: also Esterhasy, einen
der aus Esterhas ist. Die deutschen Namen der
Städte klingen im Ungarischen ganz anders, z. B.
Oedenburg heißt im Ungarischen Sopron -- So-
prony
heißt einer aus Oedenburg.

fuͤhren laſſen, der ihm gewiß Ehre macht. Man faͤhrt
auf demſelben einen kurzen und angenehmen Weg grade
nach Eſterhas, und kan den ganzen See zu beiden
Seiten ſehen.

Unten am Anfange des Dammes iſt ein groſſes Dorf,
Bamlach, das ſich ganz vom Rohrhandel zu naͤhren
ſcheint. Auf allen Seiten ſtanden um den Ort herum
die groͤſten Haufen von geſchnittenen und ſchon zugerich-
teten Rohrbuͤſcheln, daß ſie in der Sonne trocknen ſollten.
Es ſah in der Ferne nicht anders aus, als wie Hopfen-
ſtangen, oder als wie ſchoͤner, groſſer Hanf bei uns. Am
andern entgegengeſetzten Ende des Sees ſcheint der Bo-
den
ſchon etwas feſter zu ſeyn. Da waͤchſt Gras, und
ich ſah Vieh darin auf der Weide gehen.

Freilich iſt die Gegend bis an die Fuͤrſtl. Gebaͤude
hin, auch noch ſehr ſumpfig und moraſtig. Am Ende
der letzten Bruͤcke fiel ich mit der Kaleſche in einen ſo tie-
fen ſchwarzen Sumpf, daß die Pferde, die ohnehin muͤ-
de waren, ſie kaum wieder herausziehen konnten. Das
letztere Regenwetter hatte freilich das Uebel noch vergroͤſſert.

In einer kleinen Entfernung praͤſentirt ſich das Schloß
Eſterhas *) ſehr ſchoͤn, und der Fuͤrſt hat in ſchoͤnſter
Simmetrie ſo viele andre Gebaͤude darneben auffuͤhren
laſſen, daß der Ort einem kleinen Staͤdtchen aͤhnlich ſieht.

Die
*) So heißt der Ort, und Eſterbaſy der Fuͤrſt. Y be-
deutet im Ungariſchen daher: alſo Eſterhaſy, einen
der aus Eſterhas iſt. Die deutſchen Namen der
Staͤdte klingen im Ungariſchen ganz anders, z. B.
Oedenburg heißt im Ungariſchen Sopron — So-
prony
heißt einer aus Oedenburg.
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[562/0600] fuͤhren laſſen, der ihm gewiß Ehre macht. Man faͤhrt auf demſelben einen kurzen und angenehmen Weg grade nach Eſterhas, und kan den ganzen See zu beiden Seiten ſehen. Unten am Anfange des Dammes iſt ein groſſes Dorf, Bamlach, das ſich ganz vom Rohrhandel zu naͤhren ſcheint. Auf allen Seiten ſtanden um den Ort herum die groͤſten Haufen von geſchnittenen und ſchon zugerich- teten Rohrbuͤſcheln, daß ſie in der Sonne trocknen ſollten. Es ſah in der Ferne nicht anders aus, als wie Hopfen- ſtangen, oder als wie ſchoͤner, groſſer Hanf bei uns. Am andern entgegengeſetzten Ende des Sees ſcheint der Bo- den ſchon etwas feſter zu ſeyn. Da waͤchſt Gras, und ich ſah Vieh darin auf der Weide gehen. Freilich iſt die Gegend bis an die Fuͤrſtl. Gebaͤude hin, auch noch ſehr ſumpfig und moraſtig. Am Ende der letzten Bruͤcke fiel ich mit der Kaleſche in einen ſo tie- fen ſchwarzen Sumpf, daß die Pferde, die ohnehin muͤ- de waren, ſie kaum wieder herausziehen konnten. Das letztere Regenwetter hatte freilich das Uebel noch vergroͤſſert. In einer kleinen Entfernung praͤſentirt ſich das Schloß Eſterhas *) ſehr ſchoͤn, und der Fuͤrſt hat in ſchoͤnſter Simmetrie ſo viele andre Gebaͤude darneben auffuͤhren laſſen, daß der Ort einem kleinen Staͤdtchen aͤhnlich ſieht. Die *) So heißt der Ort, und Eſterbaſy der Fuͤrſt. Y be- deutet im Ungariſchen daher: alſo Eſterhaſy, einen der aus Eſterhas iſt. Die deutſchen Namen der Staͤdte klingen im Ungariſchen ganz anders, z. B. Oedenburg heißt im Ungariſchen Sopron — So- prony heißt einer aus Oedenburg.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/600>, abgerufen am 24.11.2024.