Regelsburg, und nachher kamen wir auf die letz- te Station
Teutsch-Altenburg, wo der Posthalter nach einer seltsamen Einrichtung den Wagen nicht hinab -- son- dern nur heraufzuführen schuldig ist. Die Presburger Pferde bleiben da stehen, und erwarten die Diligence von Wien. Weil nun der gräßliche Wind den Pres- burger Wagen nicht über die Donau gelassen hatte, so bekamen wir hier keine Pferde, und im Posthause war nicht einmahl eine Passagierstube. Ehe wir nun auf der Strasse liegen, im Wagen erfrieren, hier über Nacht bleiben und Morgen noch bis Mittag die Zeit versäumen wollten, legten wir noch 3. Gulden zusammen, und be- zahlten die Pferde. -- Dies zum Lobe der Kaiserl. Königl. Posteinrichtungen! -- --
Wir passirten hernach ein kleines Städtchen, das
Hainburg heißt. Auf der Mauth machte der Kon- dukteur alles aus; es ward nichts visitirt. Erst spät bege- gnete uns der Presburger Wagen, der endlich, da sich der Wind auch auf dem Wasser gelegt hatte, spät genug her- über fuhr. Ein unglücklicher Tag für uns! Der Kon- dukteur wußte sich seit 7. Jahren erst zweimahl des Falls zu erinnern, da ihm auch wegen dem Winde kein Wa- gen entgegen gekommen war.
Presburg liegt an einem Berge, jenseits der Do- nau, hat zwei Vorstädte, die schöner sind als die alte Stadt. Man passirt den Strom mittelst einer fliegen- den Brücke. Sie ward entsetzlich mit Wagen und Men- schen beladen, geht aber sehr geschwind hinüber. Die
Passa-
Den Mittag machten wir in
Regelsburg, und nachher kamen wir auf die letz- te Station
Teutſch-Altenburg, wo der Poſthalter nach einer ſeltſamen Einrichtung den Wagen nicht hinab — ſon- dern nur heraufzufuͤhren ſchuldig iſt. Die Presburger Pferde bleiben da ſtehen, und erwarten die Diligence von Wien. Weil nun der graͤßliche Wind den Pres- burger Wagen nicht uͤber die Donau gelaſſen hatte, ſo bekamen wir hier keine Pferde, und im Poſthauſe war nicht einmahl eine Paſſagierſtube. Ehe wir nun auf der Straſſe liegen, im Wagen erfrieren, hier uͤber Nacht bleiben und Morgen noch bis Mittag die Zeit verſaͤumen wollten, legten wir noch 3. Gulden zuſammen, und be- zahlten die Pferde. — Dies zum Lobe der Kaiſerl. Koͤnigl. Poſteinrichtungen! — —
Wir paſſirten hernach ein kleines Staͤdtchen, das
Hainburg heißt. Auf der Mauth machte der Kon- dukteur alles aus; es ward nichts viſitirt. Erſt ſpaͤt bege- gnete uns der Presburger Wagen, der endlich, da ſich der Wind auch auf dem Waſſer gelegt hatte, ſpaͤt genug her- uͤber fuhr. Ein ungluͤcklicher Tag fuͤr uns! Der Kon- dukteur wußte ſich ſeit 7. Jahren erſt zweimahl des Falls zu erinnern, da ihm auch wegen dem Winde kein Wa- gen entgegen gekommen war.
Presburg liegt an einem Berge, jenſeits der Do- nau, hat zwei Vorſtaͤdte, die ſchoͤner ſind als die alte Stadt. Man paſſirt den Strom mittelſt einer fliegen- den Bruͤcke. Sie ward entſetzlich mit Wagen und Men- ſchen beladen, geht aber ſehr geſchwind hinuͤber. Die
Paſſa-
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Den Mittag machten wir in
Regelsburg, und nachher kamen wir auf die letz-
te Station
Teutſch-Altenburg, wo der Poſthalter nach einer
ſeltſamen Einrichtung den Wagen nicht hinab — ſon-
dern nur heraufzufuͤhren ſchuldig iſt. Die Presburger
Pferde bleiben da ſtehen, und erwarten die Diligence
von Wien. Weil nun der graͤßliche Wind den Pres-
burger Wagen nicht uͤber die Donau gelaſſen hatte, ſo
bekamen wir hier keine Pferde, und im Poſthauſe war
nicht einmahl eine Paſſagierſtube. Ehe wir nun auf
der Straſſe liegen, im Wagen erfrieren, hier uͤber Nacht
bleiben und Morgen noch bis Mittag die Zeit verſaͤumen
wollten, legten wir noch 3. Gulden zuſammen, und be-
zahlten die Pferde. — Dies zum Lobe der Kaiſerl.
Koͤnigl. Poſteinrichtungen! — —
Wir paſſirten hernach ein kleines Staͤdtchen, das
Hainburg heißt. Auf der Mauth machte der Kon-
dukteur alles aus; es ward nichts viſitirt. Erſt ſpaͤt bege-
gnete uns der Presburger Wagen, der endlich, da ſich der
Wind auch auf dem Waſſer gelegt hatte, ſpaͤt genug her-
uͤber fuhr. Ein ungluͤcklicher Tag fuͤr uns! Der Kon-
dukteur wußte ſich ſeit 7. Jahren erſt zweimahl des Falls
zu erinnern, da ihm auch wegen dem Winde kein Wa-
gen entgegen gekommen war.
Presburg liegt an einem Berge, jenſeits der Do-
nau, hat zwei Vorſtaͤdte, die ſchoͤner ſind als die alte
Stadt. Man paſſirt den Strom mittelſt einer fliegen-
den Bruͤcke. Sie ward entſetzlich mit Wagen und Men-
ſchen beladen, geht aber ſehr geſchwind hinuͤber. Die
Paſſa-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/592>, abgerufen am 28.11.2024.
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