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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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ria, Imper. L. Der Garten ist gros, breit *)
und zieht sich bei den Bosquets schön in die Höhe; ist
aber weit von der Stadt, und doch werden die botani-
schen Vorlesungen hier gehalten. Sie fangen aber erst
den 1ten Junii an. Hr. von Jacquin hat seine Flora
und seinen Hortus liegen lassen, denn weder die verstor-
bene Kaiserin, noch der jetzige Kaiser wendeten etwas
darauf; die Verleger zahlen auch nichts. Bei seinem
ersten Werke von den Amerikanischen Pflanzen hat er
die Hälfte der Kupfer auf eigene Kosten stechen lassen
müssen. Das ist nun die Sprache, die Born, Jac-
quin, Hell, Well, Denis
und Schiffermüller füh-
ren. -- Sein erstes Werk übergab er der Kaiserin, dem
Kaiser, und dem ganzen Hofe, lies es prächtig binden,
bekam aber nicht das Geringste dafür. Er hatte noch
darzu die Exemplare auf holländisch Papier drucken las-
sen. -- --

Doch sah ich ein neues Werk bei ihm: Selectarum
Americanarum stirpium historia
, fol. Tab.
264.
Es sind die nämlichen Pflanzen, wie bei vorigen und
Ersten, nur mit dem Unterschiede, daß 80. Pflanzen
mehr in diesem Werke sind, und daß die Pflanzen, die
in jedem Werke nur halb, abgekürzt und verstümmelt
vorgestellt sind, in diesem ganz mit Stengel, Blättern,
Aesten, Blüten, Frucht etc. abgebildet sind. In Ku-
pfer sind die Tafeln bei diesem Werke nicht gestochen, son-
dern es sind nur 12. Exemplare gedruckt worden, und da-
zu malte sein Maler die Tafeln, um nur etwas zu ver-
dienen. In 2. Jahren malt der Maler nur 3. vollstän-

dige
*) Aber für die Bäume zu klein, daher keine inländischen
gezogen werden können.
L l 3

ria, Imper. L. Der Garten iſt gros, breit *)
und zieht ſich bei den Bosquets ſchoͤn in die Hoͤhe; iſt
aber weit von der Stadt, und doch werden die botani-
ſchen Vorleſungen hier gehalten. Sie fangen aber erſt
den 1ten Junii an. Hr. von Jacquin hat ſeine Flora
und ſeinen Hortus liegen laſſen, denn weder die verſtor-
bene Kaiſerin, noch der jetzige Kaiſer wendeten etwas
darauf; die Verleger zahlen auch nichts. Bei ſeinem
erſten Werke von den Amerikaniſchen Pflanzen hat er
die Haͤlfte der Kupfer auf eigene Koſten ſtechen laſſen
muͤſſen. Das iſt nun die Sprache, die Born, Jac-
quin, Hell, Well, Denis
und Schiffermuͤller fuͤh-
ren. — Sein erſtes Werk uͤbergab er der Kaiſerin, dem
Kaiſer, und dem ganzen Hofe, lies es praͤchtig binden,
bekam aber nicht das Geringſte dafuͤr. Er hatte noch
darzu die Exemplare auf hollaͤndiſch Papier drucken laſ-
ſen. — —

Doch ſah ich ein neues Werk bei ihm: Selectarum
Americanarum ſtirpium hiſtoria
, fol. Tab.
264.
Es ſind die naͤmlichen Pflanzen, wie bei vorigen und
Erſten, nur mit dem Unterſchiede, daß 80. Pflanzen
mehr in dieſem Werke ſind, und daß die Pflanzen, die
in jedem Werke nur halb, abgekuͤrzt und verſtuͤmmelt
vorgeſtellt ſind, in dieſem ganz mit Stengel, Blaͤttern,
Aeſten, Bluͤten, Frucht ꝛc. abgebildet ſind. In Ku-
pfer ſind die Tafeln bei dieſem Werke nicht geſtochen, ſon-
dern es ſind nur 12. Exemplare gedruckt worden, und da-
zu malte ſein Maler die Tafeln, um nur etwas zu ver-
dienen. In 2. Jahren malt der Maler nur 3. vollſtaͤn-

dige
*) Aber fuͤr die Baͤume zu klein, daher keine inlaͤndiſchen
gezogen werden koͤnnen.
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[533/0571] ria, Imper. L. Der Garten iſt gros, breit *) und zieht ſich bei den Bosquets ſchoͤn in die Hoͤhe; iſt aber weit von der Stadt, und doch werden die botani- ſchen Vorleſungen hier gehalten. Sie fangen aber erſt den 1ten Junii an. Hr. von Jacquin hat ſeine Flora und ſeinen Hortus liegen laſſen, denn weder die verſtor- bene Kaiſerin, noch der jetzige Kaiſer wendeten etwas darauf; die Verleger zahlen auch nichts. Bei ſeinem erſten Werke von den Amerikaniſchen Pflanzen hat er die Haͤlfte der Kupfer auf eigene Koſten ſtechen laſſen muͤſſen. Das iſt nun die Sprache, die Born, Jac- quin, Hell, Well, Denis und Schiffermuͤller fuͤh- ren. — Sein erſtes Werk uͤbergab er der Kaiſerin, dem Kaiſer, und dem ganzen Hofe, lies es praͤchtig binden, bekam aber nicht das Geringſte dafuͤr. Er hatte noch darzu die Exemplare auf hollaͤndiſch Papier drucken laſ- ſen. — — Doch ſah ich ein neues Werk bei ihm: Selectarum Americanarum ſtirpium hiſtoria, fol. Tab. 264. Es ſind die naͤmlichen Pflanzen, wie bei vorigen und Erſten, nur mit dem Unterſchiede, daß 80. Pflanzen mehr in dieſem Werke ſind, und daß die Pflanzen, die in jedem Werke nur halb, abgekuͤrzt und verſtuͤmmelt vorgeſtellt ſind, in dieſem ganz mit Stengel, Blaͤttern, Aeſten, Bluͤten, Frucht ꝛc. abgebildet ſind. In Ku- pfer ſind die Tafeln bei dieſem Werke nicht geſtochen, ſon- dern es ſind nur 12. Exemplare gedruckt worden, und da- zu malte ſein Maler die Tafeln, um nur etwas zu ver- dienen. In 2. Jahren malt der Maler nur 3. vollſtaͤn- dige *) Aber fuͤr die Baͤume zu klein, daher keine inlaͤndiſchen gezogen werden koͤnnen. L l 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/571>, abgerufen am 26.11.2024.