Ostindisch seyn. Weil sie davon nicht sehr viel brauchen, so wird es nur von den hiesigen Kaufleu- ten genommen. Wenn alles zum Verkauf fertig ist, so wird alles auf hölzerne Spulen von aller Art und Grös- se aufgerollt. Diese werden von 6. eigenen Drechsler- meistern der Fabrik beständig in Menge geliefert. Die Weibspersonen, die es aufrollen, haben jede eine eigene Waage bei sich, denn alles wird nach dem Gewichte ver- kauft. Die mit feinem Drat übersponnene Spulen werden von einer eigenen Weibsperson mit einem blauen in schmale Riemen geschnittenen Papier überwunden, und mit einem rothen Zwirn zugebunden. Sehr schön, be- quem und nützlich ist der Stuhl, wo allerlei Zwirn mit feinem Silberdrat, auch Silberdrat von der feinsten Sorte mit Seide von allen Farben, und Silberdrat mit Goldfäden übersponnen wird. Oben sind die Zwirne und die Silberdrate, in der Mitte die Spulen, die es überspinnen, und unten rollt sich das übersponnene Zeug auf. Sechszehn Spulen setzt eine Weibsperson durch eine leichte Kurbel auf einmahl in Bewegung.
Eben so sehenswerth ist die Maschine, wo das soge- nannte Bouillon oder Kraussilber gemacht wird. Der einlaufende Silberdrat wird durch eine im Stift ein- gesetzte und herum laufende Nadel von Stahl wieder in solche Circinnos verschnitten. Zugleich stößt sich selber alles das, was schon verarbeitet ist, heraus, und hängt in langen krausen Fäden herab. Je nachdem man enge oder weite Kräuselung haben will, darf man nur allerlei Nadeln einsetzen. Man hat auf der Fabrik ein ganzes Sortiment oder Musterbuch von solchem Kraussilber, und man macht auf eben diese Art auch gelben Bouillon etc.
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Oſtindiſch ſeyn. Weil ſie davon nicht ſehr viel brauchen, ſo wird es nur von den hieſigen Kaufleu- ten genommen. Wenn alles zum Verkauf fertig iſt, ſo wird alles auf hoͤlzerne Spulen von aller Art und Groͤſ- ſe aufgerollt. Dieſe werden von 6. eigenen Drechsler- meiſtern der Fabrik beſtaͤndig in Menge geliefert. Die Weibsperſonen, die es aufrollen, haben jede eine eigene Waage bei ſich, denn alles wird nach dem Gewichte ver- kauft. Die mit feinem Drat uͤberſponnene Spulen werden von einer eigenen Weibsperſon mit einem blauen in ſchmale Riemen geſchnittenen Papier uͤberwunden, und mit einem rothen Zwirn zugebunden. Sehr ſchoͤn, be- quem und nuͤtzlich iſt der Stuhl, wo allerlei Zwirn mit feinem Silberdrat, auch Silberdrat von der feinſten Sorte mit Seide von allen Farben, und Silberdrat mit Goldfaͤden uͤberſponnen wird. Oben ſind die Zwirne und die Silberdrate, in der Mitte die Spulen, die es uͤberſpinnen, und unten rollt ſich das uͤberſponnene Zeug auf. Sechszehn Spulen ſetzt eine Weibsperſon durch eine leichte Kurbel auf einmahl in Bewegung.
Eben ſo ſehenswerth iſt die Maſchine, wo das ſoge- nannte Bouillon oder Krausſilber gemacht wird. Der einlaufende Silberdrat wird durch eine im Stift ein- geſetzte und herum laufende Nadel von Stahl wieder in ſolche Circinnos verſchnitten. Zugleich ſtoͤßt ſich ſelber alles das, was ſchon verarbeitet iſt, heraus, und haͤngt in langen krauſen Faͤden herab. Je nachdem man enge oder weite Kraͤuſelung haben will, darf man nur allerlei Nadeln einſetzen. Man hat auf der Fabrik ein ganzes Sortiment oder Muſterbuch von ſolchem Krausſilber, und man macht auf eben dieſe Art auch gelben Bouillon ꝛc.
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Oſtindiſch ſeyn. Weil ſie davon nicht ſehr viel
brauchen, ſo wird es nur von den hieſigen Kaufleu-
ten genommen. Wenn alles zum Verkauf fertig iſt,
ſo wird alles auf hoͤlzerne Spulen von aller Art und Groͤſ-
ſe aufgerollt. Dieſe werden von 6. eigenen Drechsler-
meiſtern der Fabrik beſtaͤndig in Menge geliefert. Die
Weibsperſonen, die es aufrollen, haben jede eine eigene
Waage bei ſich, denn alles wird nach dem Gewichte ver-
kauft. Die mit feinem Drat uͤberſponnene Spulen
werden von einer eigenen Weibsperſon mit einem blauen
in ſchmale Riemen geſchnittenen Papier uͤberwunden, und
mit einem rothen Zwirn zugebunden. Sehr ſchoͤn, be-
quem und nuͤtzlich iſt der Stuhl, wo allerlei Zwirn mit
feinem Silberdrat, auch Silberdrat von der feinſten
Sorte mit Seide von allen Farben, und Silberdrat mit
Goldfaͤden uͤberſponnen wird. Oben ſind die Zwirne
und die Silberdrate, in der Mitte die Spulen, die es
uͤberſpinnen, und unten rollt ſich das uͤberſponnene Zeug
auf. Sechszehn Spulen ſetzt eine Weibsperſon durch
eine leichte Kurbel auf einmahl in Bewegung.
Eben ſo ſehenswerth iſt die Maſchine, wo das ſoge-
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Der einlaufende Silberdrat wird durch eine im Stift ein-
geſetzte und herum laufende Nadel von Stahl wieder in
ſolche Circinnos verſchnitten. Zugleich ſtoͤßt ſich ſelber
alles das, was ſchon verarbeitet iſt, heraus, und haͤngt
in langen krauſen Faͤden herab. Je nachdem man enge
oder weite Kraͤuſelung haben will, darf man nur allerlei
Nadeln einſetzen. Man hat auf der Fabrik ein ganzes
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/569>, abgerufen am 26.11.2024.
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