Heute war mein Erstes, daß ich beim Hrn. Kano- nikus Stüz einen Besuch ablegte. Er hat verschiedenes zur Naturgeschichte von Oesterreich in den Prager Ab- handl. Th. I-V. geschrieben, ein kleines -- aber nicht vollständiges -- Kabinet, meist aus Landprodukten ge- sammelt, sich systematische Kenntnisse, und auch in poe- tischen Stücken einigen Ruhm erworben. Ich fand in seinem Kabinet merkwürdig:
1) Sehr viele Quarze, Spate, und schöne Eisenstuffen.
2) Chalcedonier, wieder in Porzellanerde verwittert, vom Hüttenberg in Kärnthen.
4) Quarze mit eingeschnittenen Ecken, statt, daß sie sonst bei allen herausstehen. -- An einigen sah man's und fühlte es deutlich mit dem Finger, doch erkann- ten meine Augen auch nicht wenige Stücke an der Dru- se, deren Spitzen die gehörige Schärfe und Richtung hatten. Wiederum wie Nr. 3. eben daher, wo Nr. 2.
5) Antimon. plumosum auf Eisenstein, auch aus Kärnthen.
6) Ein Eisenstein in der Mitte mit dem schönsten Sar- donyx.
7) Bleispiegel. -- Man kan sich wirklich darin sehen, und ist von Natur so. Kein Bleiglanz, sondern auf schieferigen Steinen ausgezogen. Von Villach in Kärnthen.
8) Das sogenannte Ferrum retractor., das 200. Loth Silber hält, von Windischleiten in Ungarn.
9) Ein Achat aus Jamaika, dessen Besitzer Reihen- weise erzählt worden. Mit dunkeln Farben, und un-
kennlicher
Den 29ſten April.
Heute war mein Erſtes, daß ich beim Hrn. Kano- nikus Stuͤz einen Beſuch ablegte. Er hat verſchiedenes zur Naturgeſchichte von Oeſterreich in den Prager Ab- handl. Th. I-V. geſchrieben, ein kleines — aber nicht vollſtaͤndiges — Kabinet, meiſt aus Landprodukten ge- ſammelt, ſich ſyſtematiſche Kenntniſſe, und auch in poe- tiſchen Stuͤcken einigen Ruhm erworben. Ich fand in ſeinem Kabinet merkwuͤrdig:
1) Sehr viele Quarze, Spate, und ſchoͤne Eiſenſtuffen.
2) Chalcedonier, wieder in Porzellanerde verwittert, vom Huͤttenberg in Kaͤrnthen.
4) Quarze mit eingeſchnittenen Ecken, ſtatt, daß ſie ſonſt bei allen herausſtehen. — An einigen ſah man’s und fuͤhlte es deutlich mit dem Finger, doch erkann- ten meine Augen auch nicht wenige Stuͤcke an der Dru- ſe, deren Spitzen die gehoͤrige Schaͤrfe und Richtung hatten. Wiederum wie Nr. 3. eben daher, wo Nr. 2.
5) Antimon. plumoſum auf Eiſenſtein, auch aus Kaͤrnthen.
6) Ein Eiſenſtein in der Mitte mit dem ſchoͤnſten Sar- donyx.
7) Bleiſpiegel. — Man kan ſich wirklich darin ſehen, und iſt von Natur ſo. Kein Bleiglanz, ſondern auf ſchieferigen Steinen ausgezogen. Von Villach in Kaͤrnthen.
8) Das ſogenannte Ferrum retractor., das 200. Loth Silber haͤlt, von Windiſchleiten in Ungarn.
9) Ein Achat aus Jamaika, deſſen Beſitzer Reihen- weiſe erzaͤhlt worden. Mit dunkeln Farben, und un-
kennlicher
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Den 29ſten April.
Heute war mein Erſtes, daß ich beim Hrn. Kano-
nikus Stuͤz einen Beſuch ablegte. Er hat verſchiedenes
zur Naturgeſchichte von Oeſterreich in den Prager Ab-
handl. Th. I-V. geſchrieben, ein kleines — aber nicht
vollſtaͤndiges — Kabinet, meiſt aus Landprodukten ge-
ſammelt, ſich ſyſtematiſche Kenntniſſe, und auch in poe-
tiſchen Stuͤcken einigen Ruhm erworben. Ich fand in
ſeinem Kabinet merkwuͤrdig:
1) Sehr viele Quarze, Spate, und ſchoͤne Eiſenſtuffen.
2) Chalcedonier, wieder in Porzellanerde verwittert,
vom Huͤttenberg in Kaͤrnthen.
3) Cylindriſche Quarze, artige Saͤulen herabhaͤngend.
4) Quarze mit eingeſchnittenen Ecken, ſtatt, daß ſie
ſonſt bei allen herausſtehen. — An einigen ſah man’s
und fuͤhlte es deutlich mit dem Finger, doch erkann-
ten meine Augen auch nicht wenige Stuͤcke an der Dru-
ſe, deren Spitzen die gehoͤrige Schaͤrfe und Richtung
hatten. Wiederum wie Nr. 3. eben daher, wo Nr. 2.
5) Antimon. plumoſum auf Eiſenſtein, auch aus
Kaͤrnthen.
6) Ein Eiſenſtein in der Mitte mit dem ſchoͤnſten Sar-
donyx.
7) Bleiſpiegel. — Man kan ſich wirklich darin ſehen,
und iſt von Natur ſo. Kein Bleiglanz, ſondern auf
ſchieferigen Steinen ausgezogen. Von Villach in
Kaͤrnthen.
8) Das ſogenannte Ferrum retractor., das 200. Loth
Silber haͤlt, von Windiſchleiten in Ungarn.
9) Ein Achat aus Jamaika, deſſen Beſitzer Reihen-
weiſe erzaͤhlt worden. Mit dunkeln Farben, und un-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/563>, abgerufen am 25.02.2025.
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