etwas jährlich oder zum Kapital hergeben würden. Sie wollten dann den Oberpfarrer recht gut setzen etc. Nur hält es schwer, so viele Köpfe unter Einen Hut zu brin- gen, um einmal die Sache anzufangen. Die 6. pro- testantischen Reichshofräthe und andre Vornehme helfen gar nicht dazu, und sind die ersten, welche die Zwei- fel rege machen: Wer weis, wie lange der Kaiser lebt? Wie der Nachfolger denkt? Ob man uns läßt, was man uns jetzt gibt? etc. Um des Kinderunterrichts wil- len wünschens viele, denn man bekömmt schlechte Leute zu Hauslehrern, und sie sind theuer.
Mittags speiste ich beim Kaufmann Hr. Wucherer, in Hr. Hartmanns und Hr. Meusels von Nürn- berg Gesellschaft, und besah dann Nachmittags das Kaiserl. Zeughaus. -- Man unterscheidet es vom bürgerlichen Stadtzeughause. Fremden Gesellschaften wird es auch am Sonntage gegen ein Billet gezeigt. Aus- ser der unendlichen Menge Gewehre sieht man im Hofe viele Kanonen, Bomben, Mörser etc. und an den lan- gen Wänden herum hängt die schreckliche Kette, womit in der Türkenbelagerung 1683. die Donau gesperrt war. Ihrer schrecklichen Länge ungeachtet besteht sie nur aus 2. Stücken, wiegt aber viele Zentner. -- Oben sind viele Türkische Roßschweife von Bassa's, auch mit dem Mond aus Hörnern. Man zeigt hier ferner den Kollar, den Gustaph Adolph in der Schlacht bei Lützen ange- habt haben soll, aus Elennshaut, -- Kanonen mit ge- zogenen Läufen, die erstaunend weit schiessen. -- Eini- ge Zeichnungen vom Kaiser KarlVI. selber. -- Sehr leichte doppelte Flinten. -- Panzer, von FriedrichI. Barbarossa. -- Panzer, wo das ganze Pferd bedeckt
war.
etwas jaͤhrlich oder zum Kapital hergeben wuͤrden. Sie wollten dann den Oberpfarrer recht gut ſetzen ꝛc. Nur haͤlt es ſchwer, ſo viele Koͤpfe unter Einen Hut zu brin- gen, um einmal die Sache anzufangen. Die 6. pro- teſtantiſchen Reichshofraͤthe und andre Vornehme helfen gar nicht dazu, und ſind die erſten, welche die Zwei- fel rege machen: Wer weis, wie lange der Kaiſer lebt? Wie der Nachfolger denkt? Ob man uns laͤßt, was man uns jetzt gibt? ꝛc. Um des Kinderunterrichts wil- len wuͤnſchens viele, denn man bekoͤmmt ſchlechte Leute zu Hauslehrern, und ſie ſind theuer.
Mittags ſpeiſte ich beim Kaufmann Hr. Wucherer, in Hr. Hartmanns und Hr. Meuſels von Nuͤrn- berg Geſellſchaft, und beſah dann Nachmittags das Kaiſerl. Zeughaus. — Man unterſcheidet es vom buͤrgerlichen Stadtzeughauſe. Fremden Geſellſchaften wird es auch am Sonntage gegen ein Billet gezeigt. Auſ- ſer der unendlichen Menge Gewehre ſieht man im Hofe viele Kanonen, Bomben, Moͤrſer ꝛc. und an den lan- gen Waͤnden herum haͤngt die ſchreckliche Kette, womit in der Tuͤrkenbelagerung 1683. die Donau geſperrt war. Ihrer ſchrecklichen Laͤnge ungeachtet beſteht ſie nur aus 2. Stuͤcken, wiegt aber viele Zentner. — Oben ſind viele Tuͤrkiſche Roßſchweife von Baſſa’s, auch mit dem Mond aus Hoͤrnern. Man zeigt hier ferner den Kollar, den Guſtaph Adolph in der Schlacht bei Luͤtzen ange- habt haben ſoll, aus Elennshaut, — Kanonen mit ge- zogenen Laͤufen, die erſtaunend weit ſchieſſen. — Eini- ge Zeichnungen vom Kaiſer KarlVI. ſelber. — Sehr leichte doppelte Flinten. — Panzer, von FriedrichI. Barbaroſſa. — Panzer, wo das ganze Pferd bedeckt
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wollten dann den Oberpfarrer recht gut ſetzen ꝛc. Nur
haͤlt es ſchwer, ſo viele Koͤpfe unter Einen Hut zu brin-
gen, um einmal die Sache anzufangen. Die 6. pro-
teſtantiſchen Reichshofraͤthe und andre Vornehme
helfen gar nicht dazu, und ſind die erſten, welche die Zwei-
fel rege machen: Wer weis, wie lange der Kaiſer lebt?
Wie der Nachfolger denkt? Ob man uns laͤßt, was
man uns jetzt gibt? ꝛc. Um des Kinderunterrichts wil-
len wuͤnſchens viele, denn man bekoͤmmt ſchlechte Leute zu
Hauslehrern, und ſie ſind theuer.
Mittags ſpeiſte ich beim Kaufmann Hr. Wucherer,
in Hr. Hartmanns und Hr. Meuſels von Nuͤrn-
berg Geſellſchaft, und beſah dann Nachmittags das
Kaiſerl. Zeughaus. — Man unterſcheidet es vom
buͤrgerlichen Stadtzeughauſe. Fremden Geſellſchaften
wird es auch am Sonntage gegen ein Billet gezeigt. Auſ-
ſer der unendlichen Menge Gewehre ſieht man im Hofe
viele Kanonen, Bomben, Moͤrſer ꝛc. und an den lan-
gen Waͤnden herum haͤngt die ſchreckliche Kette, womit
in der Tuͤrkenbelagerung 1683. die Donau geſperrt war.
Ihrer ſchrecklichen Laͤnge ungeachtet beſteht ſie nur aus
2. Stuͤcken, wiegt aber viele Zentner. — Oben ſind
viele Tuͤrkiſche Roßſchweife von Baſſa’s, auch mit dem
Mond aus Hoͤrnern. Man zeigt hier ferner den Kollar,
den Guſtaph Adolph in der Schlacht bei Luͤtzen ange-
habt haben ſoll, aus Elennshaut, — Kanonen mit ge-
zogenen Laͤufen, die erſtaunend weit ſchieſſen. — Eini-
ge Zeichnungen vom Kaiſer Karl VI. ſelber. — Sehr
leichte doppelte Flinten. — Panzer, von Friedrich I.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/561>, abgerufen am 25.11.2024.
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