lich vornehme Damen und Herren erst kommen, wenn das zweite Lied bald zu Ende ist. Weil alles auf Stüh- len sitzt, die man hin nnd her trägt; so gibt das auch viel Unordnung.
Ehemals hielten sich mehrere Protestanten zur Dä- nischen als zur Schwedischen Kapelle. Chemnitzens Nachfolger, Burkhardi, ein schlechter Mann, um dessen Abrufung die Kaiserin in Kopenhagen selbst Vor- stellungen that, verdarb es aber. Es scheint auch, daß wohl nach Suck's Tode kein Schwedischer Gesand- schaftsprediger mehr angestellt werden dürfte. Man kan hier immer an die 6000. Protestanten rechnen. Sie ha- ben aber gar keine Aeltesten, keinen Ausschuß, keine Re- prasentanten, jeder geht, wohin er will, und thut was er will. Nun wünschen die Gescheutern unter ihnen, eine eigene Kirche zu bauen, möchten gerne 2. Prediger, eine Knaben- und eine Mädchenschule haben, wollten entweder bauen, oder ein leer gewordenes Kloster darzu kaufen, und würden in Engelland und in allen prote- stantischen Ländern kollektiren *). Sie machen jetzt schon einen Ueberschlag von 50,000. Gulden, und rechuen auf hiesige Stadt aufs höchste 10,000. Gulden. Sie wür- den die Legata zu protestantischen Kirchen, die jetzt halb bei der Dänischen, halb bei der Schwedischen Ka- pelle liegen, dazu reklamiren, hoffen auch, daß vielleicht die beiden Kronen, um ihre Kapellen zu ersparen, leicht
etwas
*) Die Reformirten sind schon sehr emsig, eine Kirche zu bauen und Fonds für die Geistlichen zusammen zu bringen, gewesen. Sie sollen bereits ein ansehnliches Kapital in verschiedenen Ländern gesammelt haben.
lich vornehme Damen und Herren erſt kommen, wenn das zweite Lied bald zu Ende iſt. Weil alles auf Stuͤh- len ſitzt, die man hin nnd her traͤgt; ſo gibt das auch viel Unordnung.
Ehemals hielten ſich mehrere Proteſtanten zur Daͤ- niſchen als zur Schwediſchen Kapelle. Chemnitzens Nachfolger, Burkhardi, ein ſchlechter Mann, um deſſen Abrufung die Kaiſerin in Kopenhagen ſelbſt Vor- ſtellungen that, verdarb es aber. Es ſcheint auch, daß wohl nach Suck’s Tode kein Schwediſcher Geſand- ſchaftsprediger mehr angeſtellt werden duͤrfte. Man kan hier immer an die 6000. Proteſtanten rechnen. Sie ha- ben aber gar keine Aelteſten, keinen Ausſchuß, keine Re- praſentanten, jeder geht, wohin er will, und thut was er will. Nun wuͤnſchen die Geſcheutern unter ihnen, eine eigene Kirche zu bauen, moͤchten gerne 2. Prediger, eine Knaben- und eine Maͤdchenſchule haben, wollten entweder bauen, oder ein leer gewordenes Kloſter darzu kaufen, und wuͤrden in Engelland und in allen prote- ſtantiſchen Laͤndern kollektiren *). Sie machen jetzt ſchon einen Ueberſchlag von 50,000. Gulden, und rechuen auf hieſige Stadt aufs hoͤchſte 10,000. Gulden. Sie wuͤr- den die Legata zu proteſtantiſchen Kirchen, die jetzt halb bei der Daͤniſchen, halb bei der Schwediſchen Ka- pelle liegen, dazu reklamiren, hoffen auch, daß vielleicht die beiden Kronen, um ihre Kapellen zu erſparen, leicht
etwas
*) Die Reformirten ſind ſchon ſehr emſig, eine Kirche zu bauen und Fonds fuͤr die Geiſtlichen zuſammen zu bringen, geweſen. Sie ſollen bereits ein anſehnliches Kapital in verſchiedenen Laͤndern geſammelt haben.
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lich vornehme Damen und Herren erſt kommen, wenn
das zweite Lied bald zu Ende iſt. Weil alles auf Stuͤh-
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Unordnung.
Ehemals hielten ſich mehrere Proteſtanten zur Daͤ-
niſchen als zur Schwediſchen Kapelle. Chemnitzens
Nachfolger, Burkhardi, ein ſchlechter Mann, um
deſſen Abrufung die Kaiſerin in Kopenhagen ſelbſt Vor-
ſtellungen that, verdarb es aber. Es ſcheint auch, daß
wohl nach Suck’s Tode kein Schwediſcher Geſand-
ſchaftsprediger mehr angeſtellt werden duͤrfte. Man kan
hier immer an die 6000. Proteſtanten rechnen. Sie ha-
ben aber gar keine Aelteſten, keinen Ausſchuß, keine Re-
praſentanten, jeder geht, wohin er will, und thut was
er will. Nun wuͤnſchen die Geſcheutern unter ihnen,
eine eigene Kirche zu bauen, moͤchten gerne 2. Prediger,
eine Knaben- und eine Maͤdchenſchule haben, wollten
entweder bauen, oder ein leer gewordenes Kloſter darzu
kaufen, und wuͤrden in Engelland und in allen prote-
ſtantiſchen Laͤndern kollektiren *). Sie machen jetzt ſchon
einen Ueberſchlag von 50,000. Gulden, und rechuen auf
hieſige Stadt aufs hoͤchſte 10,000. Gulden. Sie wuͤr-
den die Legata zu proteſtantiſchen Kirchen, die jetzt halb
bei der Daͤniſchen, halb bei der Schwediſchen Ka-
pelle liegen, dazu reklamiren, hoffen auch, daß vielleicht
die beiden Kronen, um ihre Kapellen zu erſparen, leicht
etwas
*) Die Reformirten ſind ſchon ſehr emſig, eine Kirche
zu bauen und Fonds fuͤr die Geiſtlichen zuſammen zu
bringen, geweſen. Sie ſollen bereits ein anſehnliches
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/560>, abgerufen am 25.11.2024.
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