statt, daß ihr Geschäft Volksunterricht seyn sollte! Der Wirth wolte mir von diesen Gewächsen eins auf die Rei- se schenken, und erschrak nicht wenig über meinen Leicht- sinn, als ich's nicht annahm. Hr. Le Noble in Hall erzählte mir viele ähnliche Dinge. Wer nicht die aber- gläubische Dummheit in ihrem Sitze gesehen hat, glaubts nicht.
In der Mitte des heutigen Vormittags kam ich wie- der durch eine Klause aus dem Lande Tyrol heraus, aber vorher war die Gegend wieder so rauh, und so Schnee- voll als der Eingang.
Im Salzburgschen fliest die Unke, oft in roman- tischen Gegenden, zwischen schrecklich aufgethürmten Fel- sen, und mit mächtigem Getöse über schreckliche Stein- brocken. Darin sind köstliche Aeschen (Salmo Thy- mallus L.), die ich am Fasttage zu essen bekam.
Nach schrecklichen Gebürgen kommt man endlich auch wieder auf ebenes Land, aber die Stadt
Salzburg sieht man von weitem gar nicht. Sie ist zwischen Bergen und Festungswerken ganz versteckt. Das Thor ist in schreckliche Berge hineingehauen, und geht wie ein Stollen, schräg durch den Felsen hinab. In der Stadt sind viele schöne Häuser, von 5.-6. Ge- schossen. Die Unke, die jetzt Salza heist, und gros ist, strömt mitten durch die Stadt, und darüber geht eine hölzerne Brücke. Die grösten Zimmer im Wirths- hause wurden in 2. Stockwerken übereinander am Sonna- bend Abend mit Spielern aus allen Ständen angefüllt.
Den
ſtatt, daß ihr Geſchaͤft Volksunterricht ſeyn ſollte! Der Wirth wolte mir von dieſen Gewaͤchſen eins auf die Rei- ſe ſchenken, und erſchrak nicht wenig uͤber meinen Leicht- ſinn, als ich’s nicht annahm. Hr. Le Noble in Hall erzaͤhlte mir viele aͤhnliche Dinge. Wer nicht die aber- glaͤubiſche Dummheit in ihrem Sitze geſehen hat, glaubts nicht.
In der Mitte des heutigen Vormittags kam ich wie- der durch eine Klauſe aus dem Lande Tyrol heraus, aber vorher war die Gegend wieder ſo rauh, und ſo Schnee- voll als der Eingang.
Im Salzburgſchen flieſt die Unke, oft in roman- tiſchen Gegenden, zwiſchen ſchrecklich aufgethuͤrmten Fel- ſen, und mit maͤchtigem Getoͤſe uͤber ſchreckliche Stein- brocken. Darin ſind koͤſtliche Aeſchen (Salmo Thy- mallus L.), die ich am Faſttage zu eſſen bekam.
Nach ſchrecklichen Gebuͤrgen kommt man endlich auch wieder auf ebenes Land, aber die Stadt
Salzburg ſieht man von weitem gar nicht. Sie iſt zwiſchen Bergen und Feſtungswerken ganz verſteckt. Das Thor iſt in ſchreckliche Berge hineingehauen, und geht wie ein Stollen, ſchraͤg durch den Felſen hinab. In der Stadt ſind viele ſchoͤne Haͤuſer, von 5.-6. Ge- ſchoſſen. Die Unke, die jetzt Salza heiſt, und gros iſt, ſtroͤmt mitten durch die Stadt, und daruͤber geht eine hoͤlzerne Bruͤcke. Die groͤſten Zimmer im Wirths- hauſe wurden in 2. Stockwerken uͤbereinander am Sonna- bend Abend mit Spielern aus allen Staͤnden angefuͤllt.
Den
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ſtatt, daß ihr Geſchaͤft Volksunterricht ſeyn ſollte! Der
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ſinn, als ich’s nicht annahm. Hr. Le Noble in Hall
erzaͤhlte mir viele aͤhnliche Dinge. Wer nicht die aber-
glaͤubiſche Dummheit in ihrem Sitze geſehen hat, glaubts
nicht.
In der Mitte des heutigen Vormittags kam ich wie-
der durch eine Klauſe aus dem Lande Tyrol heraus, aber
vorher war die Gegend wieder ſo rauh, und ſo Schnee-
voll als der Eingang.
Im Salzburgſchen flieſt die Unke, oft in roman-
tiſchen Gegenden, zwiſchen ſchrecklich aufgethuͤrmten Fel-
ſen, und mit maͤchtigem Getoͤſe uͤber ſchreckliche Stein-
brocken. Darin ſind koͤſtliche Aeſchen (Salmo Thy-
mallus L.), die ich am Faſttage zu eſſen bekam.
Nach ſchrecklichen Gebuͤrgen kommt man endlich
auch wieder auf ebenes Land, aber die Stadt
Salzburg ſieht man von weitem gar nicht. Sie
iſt zwiſchen Bergen und Feſtungswerken ganz verſteckt.
Das Thor iſt in ſchreckliche Berge hineingehauen, und
geht wie ein Stollen, ſchraͤg durch den Felſen hinab.
In der Stadt ſind viele ſchoͤne Haͤuſer, von 5.-6. Ge-
ſchoſſen. Die Unke, die jetzt Salza heiſt, und gros
iſt, ſtroͤmt mitten durch die Stadt, und daruͤber geht
eine hoͤlzerne Bruͤcke. Die groͤſten Zimmer im Wirths-
hauſe wurden in 2. Stockwerken uͤbereinander am Sonna-
bend Abend mit Spielern aus allen Staͤnden angefuͤllt.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/497>, abgerufen am 22.11.2024.
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