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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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verbrannt, und die noch jezt zu haben sind. Wohl dem
Manne, der in seiner Jugend fleissig ist! Glücklich ist
er, wenn er alsdann in einem Staat, oder in einer Kir-
che lebt, die das Verdienst unterscheidet, hebt und be-
lohnt, und Leute um sich hat, die so viel Rechtschaffen-
heit und Esprit du Corps haben, daß sie edeln Jüng-
lingen forthelfen, damit die Kirche immer grosse Män-
ner aufweisen könne! Freilich ein scharfer Sporn für die
fähigen Köpfe in der Römischen Kirche, wenn sie die
glänzende Laufbahn sehen, die man ihnen mit Vergnü-
gen eröfnet, sobald sie nur Lust bezeigen, sich vor andern
hervor zu thun. Unsere frommen Kirchenverbesserer ver-
gassen, auf solche äusserliche Dinge, die zum Wachs-
thum der Kirche doch auch unentbehrlich sind, hinläng-
liche Rücksicht zu nehmen, und versprachen sich zu viel
Gutes von den weltlichen Fürsten. Aber unsre Musen
in Deutschland sind Fürstenlos, wie Winkelmann
sagt. Wollt ihr mehr lernen als ein Dorfpfarrer? Gut,
dafür sollt ihr Schulmeister werden, und eure beste Blü-
the des Lebens in der Schulstube, unter einem wilden
Hausen ungezogener Bursche verkümmern dürfen. --
Das ist Sitte in einem grossen Theil von Deutschland!
Das ist der erbärmliche Weg, auf welchem die Prote-
stantische Kirche ihre besten Köpfe meistens kriechen, und
schmachten läßt. Ists nicht so, -- lieber Freund?
Schlagen Sie die Geschichte der Gelehrten auf. Aber,
wenn es dann Wahrheit ist, warum soll man, warum
soll ich es nicht sagen?

Eben der liebe P. Aemylianus, der mir seine Bü-
cher zeigte, führte mich auch in das Münzkabinet, das
neben der Bibliothek steht, und die Bewunderung aller

Kenner

verbrannt, und die noch jezt zu haben ſind. Wohl dem
Manne, der in ſeiner Jugend fleiſſig iſt! Gluͤcklich iſt
er, wenn er alsdann in einem Staat, oder in einer Kir-
che lebt, die das Verdienſt unterſcheidet, hebt und be-
lohnt, und Leute um ſich hat, die ſo viel Rechtſchaffen-
heit und Eſprit du Corps haben, daß ſie edeln Juͤng-
lingen forthelfen, damit die Kirche immer groſſe Maͤn-
ner aufweiſen koͤnne! Freilich ein ſcharfer Sporn fuͤr die
faͤhigen Koͤpfe in der Roͤmiſchen Kirche, wenn ſie die
glaͤnzende Laufbahn ſehen, die man ihnen mit Vergnuͤ-
gen eroͤfnet, ſobald ſie nur Luſt bezeigen, ſich vor andern
hervor zu thun. Unſere frommen Kirchenverbeſſerer ver-
gaſſen, auf ſolche aͤuſſerliche Dinge, die zum Wachs-
thum der Kirche doch auch unentbehrlich ſind, hinlaͤng-
liche Ruͤckſicht zu nehmen, und verſprachen ſich zu viel
Gutes von den weltlichen Fuͤrſten. Aber unſre Muſen
in Deutſchland ſind Fuͤrſtenlos, wie Winkelmann
ſagt. Wollt ihr mehr lernen als ein Dorfpfarrer? Gut,
dafuͤr ſollt ihr Schulmeiſter werden, und eure beſte Bluͤ-
the des Lebens in der Schulſtube, unter einem wilden
Hauſen ungezogener Burſche verkuͤmmern duͤrfen. —
Das iſt Sitte in einem groſſen Theil von Deutſchland!
Das iſt der erbaͤrmliche Weg, auf welchem die Prote-
ſtantiſche Kirche ihre beſten Koͤpfe meiſtens kriechen, und
ſchmachten laͤßt. Iſts nicht ſo, — lieber Freund?
Schlagen Sie die Geſchichte der Gelehrten auf. Aber,
wenn es dann Wahrheit iſt, warum ſoll man, warum
ſoll ich es nicht ſagen?

Eben der liebe P. Aemylianus, der mir ſeine Buͤ-
cher zeigte, fuͤhrte mich auch in das Muͤnzkabinet, das
neben der Bibliothek ſteht, und die Bewunderung aller

Kenner
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[418/0456] verbrannt, und die noch jezt zu haben ſind. Wohl dem Manne, der in ſeiner Jugend fleiſſig iſt! Gluͤcklich iſt er, wenn er alsdann in einem Staat, oder in einer Kir- che lebt, die das Verdienſt unterſcheidet, hebt und be- lohnt, und Leute um ſich hat, die ſo viel Rechtſchaffen- heit und Eſprit du Corps haben, daß ſie edeln Juͤng- lingen forthelfen, damit die Kirche immer groſſe Maͤn- ner aufweiſen koͤnne! Freilich ein ſcharfer Sporn fuͤr die faͤhigen Koͤpfe in der Roͤmiſchen Kirche, wenn ſie die glaͤnzende Laufbahn ſehen, die man ihnen mit Vergnuͤ- gen eroͤfnet, ſobald ſie nur Luſt bezeigen, ſich vor andern hervor zu thun. Unſere frommen Kirchenverbeſſerer ver- gaſſen, auf ſolche aͤuſſerliche Dinge, die zum Wachs- thum der Kirche doch auch unentbehrlich ſind, hinlaͤng- liche Ruͤckſicht zu nehmen, und verſprachen ſich zu viel Gutes von den weltlichen Fuͤrſten. Aber unſre Muſen in Deutſchland ſind Fuͤrſtenlos, wie Winkelmann ſagt. Wollt ihr mehr lernen als ein Dorfpfarrer? Gut, dafuͤr ſollt ihr Schulmeiſter werden, und eure beſte Bluͤ- the des Lebens in der Schulſtube, unter einem wilden Hauſen ungezogener Burſche verkuͤmmern duͤrfen. — Das iſt Sitte in einem groſſen Theil von Deutſchland! Das iſt der erbaͤrmliche Weg, auf welchem die Prote- ſtantiſche Kirche ihre beſten Koͤpfe meiſtens kriechen, und ſchmachten laͤßt. Iſts nicht ſo, — lieber Freund? Schlagen Sie die Geſchichte der Gelehrten auf. Aber, wenn es dann Wahrheit iſt, warum ſoll man, warum ſoll ich es nicht ſagen? Eben der liebe P. Aemylianus, der mir ſeine Buͤ- cher zeigte, fuͤhrte mich auch in das Muͤnzkabinet, das neben der Bibliothek ſteht, und die Bewunderung aller Kenner

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/456>, abgerufen am 25.11.2024.