Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.30) Ein Krystallstück aus der Schweiz, zum ewigen Denkmal der Gewinnsucht und des schändlichen Betrugs! Es sollte eine Druse, eine ganze Sammlung von einzelnen Zacken seyn, daher ward es theuer verkauft. Es waren aber nichts, als allerlei kleine verstümmelte Stücke, die der Schurke in verschiedenen Richtungslinien eingeküttet, und den Kütt mit Thon überschmiert hatte. Nun stand das gekaufte Stück kaum im warmen Zim- mer, so schmolz unten der Kütt, und die Stücke fielen, eins nach dem andern, ab. 31) Ein Buccinum von Maltha, das oben schön und ganz mit Würmern inkrustirt, und inwendig noch gewöhnliche Muschel ist. 32) Versteinerte Venus-Muschel vom Randen- berg, d. h. der Anfang des Bergs Abnoba, wie ihn die Römer nannten. Von diesem Namen erzählt der Fürst in seinem Iter per Allemann. an mehrern Orten. Denn daß die Römer wirklich ehemals so weit gekommen sind, das beweiset eine Inschrift D. D. Abnobae auf einem grossen Stein, den eine Wasserfluth noch vor nicht gar langer Zeit abgewaschen und ausgespült hat. 33) Abdrücke von Krebsen und von Grillen. 34) Zahlreiche Sammlung von Gold- und Sil- berstufen, blättrichtes Gold aus Tyrol, Proben vom ganzen Prozeß, mit dem dortigen Goldsand. -- Ein kleines Stückchen, wo gediegenes Gold, Fahlerz und Bleiganz aneinander sitzen. 35) Grünes Bleierz -- das ist bei uns, die wir den schönen Gruben nahe sind, nicht mehr grosse Selten- heit. Aber hier sitzt es auf Quarz, und so habe ich es noch nie gefunden. 36) Ein
30) Ein Kryſtallſtuͤck aus der Schweiz, zum ewigen Denkmal der Gewinnſucht und des ſchaͤndlichen Betrugs! Es ſollte eine Druſe, eine ganze Sammlung von einzelnen Zacken ſeyn, daher ward es theuer verkauft. Es waren aber nichts, als allerlei kleine verſtuͤmmelte Stuͤcke, die der Schurke in verſchiedenen Richtungslinien eingekuͤttet, und den Kuͤtt mit Thon uͤberſchmiert hatte. Nun ſtand das gekaufte Stuͤck kaum im warmen Zim- mer, ſo ſchmolz unten der Kuͤtt, und die Stuͤcke fielen, eins nach dem andern, ab. 31) Ein Buccinum von Maltha, das oben ſchoͤn und ganz mit Wuͤrmern inkruſtirt, und inwendig noch gewoͤhnliche Muſchel iſt. 32) Verſteinerte Venus-Muſchel vom Randen- berg, d. h. der Anfang des Bergs Abnoba, wie ihn die Roͤmer nannten. Von dieſem Namen erzaͤhlt der Fuͤrſt in ſeinem Iter per Allemann. an mehrern Orten. Denn daß die Roͤmer wirklich ehemals ſo weit gekommen ſind, das beweiſet eine Inſchrift D. D. Abnobae auf einem groſſen Stein, den eine Waſſerfluth noch vor nicht gar langer Zeit abgewaſchen und ausgeſpuͤlt hat. 33) Abdruͤcke von Krebſen und von Grillen. 34) Zahlreiche Sammlung von Gold- und Sil- berſtufen, blaͤttrichtes Gold aus Tyrol, Proben vom ganzen Prozeß, mit dem dortigen Goldſand. — Ein kleines Stuͤckchen, wo gediegenes Gold, Fahlerz und Bleiganz aneinander ſitzen. 35) Gruͤnes Bleierz — das iſt bei uns, die wir den ſchoͤnen Gruben nahe ſind, nicht mehr groſſe Selten- heit. Aber hier ſitzt es auf Quarz, und ſo habe ich es noch nie gefunden. 36) Ein
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Es waren aber nichts, als allerlei kleine verſtuͤmmelte
Stuͤcke, die der Schurke in verſchiedenen Richtungslinien
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Nun ſtand das gekaufte Stuͤck kaum im warmen Zim-
mer, ſo ſchmolz unten der Kuͤtt, und die Stuͤcke fielen,
eins nach dem andern, ab.
31) Ein Buccinum von Maltha, das oben ſchoͤn
und ganz mit Wuͤrmern inkruſtirt, und inwendig noch
gewoͤhnliche Muſchel iſt.
32) Verſteinerte Venus-Muſchel vom Randen-
berg, d. h. der Anfang des Bergs Abnoba, wie ihn
die Roͤmer nannten. Von dieſem Namen erzaͤhlt der
Fuͤrſt in ſeinem Iter per Allemann. an mehrern Orten.
Denn daß die Roͤmer wirklich ehemals ſo weit gekommen
ſind, das beweiſet eine Inſchrift D. D. Abnobae auf
einem groſſen Stein, den eine Waſſerfluth noch vor nicht
gar langer Zeit abgewaſchen und ausgeſpuͤlt hat.
33) Abdruͤcke von Krebſen und von Grillen.
34) Zahlreiche Sammlung von Gold- und Sil-
berſtufen, blaͤttrichtes Gold aus Tyrol, Proben vom
ganzen Prozeß, mit dem dortigen Goldſand. — Ein
kleines Stuͤckchen, wo gediegenes Gold, Fahlerz
und Bleiganz aneinander ſitzen.
35) Gruͤnes Bleierz — das iſt bei uns, die wir
den ſchoͤnen Gruben nahe ſind, nicht mehr groſſe Selten-
heit. Aber hier ſitzt es auf Quarz, und ſo habe ich es
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