Nur um den Advent und um die Fastnacht wohnt er ei- ne kurze Zeit um seiner Rekollektion willen im Kloster.
Es war, wie ich schon erinnert habe, eben die Zeit, da die Visitatores zurückkamen. Der Fürst läßt näm- lich allemahl im Frühjahr, und wieder im Spätjahr, durch seinen P. Archivarius und P. Hofkaplan die Schulen visitiren. Mancher hat neun Stunden zu rei- sen. Gleich am folgenden Morgen nach der Rückkunft in das Kloster muß dem Fürsten Nachricht erstattet wer- den; das geschieht theils mündlich, theils schriftlich.
Im Stift St. Blasien heißt Dekanus und Sub- dekanus, was sonst an andern Orten Prior und Sub- prior heißt.
Im Refektorio lieset man wirklich in lateinischer Sprache den Fleury und in der deutschen Sprache Rol- lin vor. Die Patres trinken alle aus silbernen und ver- goldeten Bechern.
Eine Menge Fratres conversi, oder Laici sind hier, die zwar Profeß gethan haben, auch schwarze Klei- dung tragen, aber keine Priester sind und es auch nicht werden. Sie tragen deswegen zum Unterschied von den Priestern kleine Stutzbärte; besorgen das Hauswesen, haben nicht studirt, verstehen und treiben im Kloster ihr Handwerk, sind Buchdrucker, Setzer, Buchbinder, Apo- thecker, Schreiner etc.
Am 24sten Sept. kam ich dahin, und man muste schon in allen Zimmern einheizen. Es regnete auch bei- nahe die ganze Zeit, die ich hier zubrachte. Am frühen Morgen lag Schnee auf den Bergen. Das Regenwet- ter war immer kalt, unfreundlich, bald mit starken Win-
den,
Nur um den Advent und um die Faſtnacht wohnt er ei- ne kurze Zeit um ſeiner Rekollektion willen im Kloſter.
Es war, wie ich ſchon erinnert habe, eben die Zeit, da die Viſitatores zuruͤckkamen. Der Fuͤrſt laͤßt naͤm- lich allemahl im Fruͤhjahr, und wieder im Spaͤtjahr, durch ſeinen P. Archivarius und P. Hofkaplan die Schulen viſitiren. Mancher hat neun Stunden zu rei- ſen. Gleich am folgenden Morgen nach der Ruͤckkunft in das Kloſter muß dem Fuͤrſten Nachricht erſtattet wer- den; das geſchieht theils muͤndlich, theils ſchriftlich.
Im Stift St. Blaſien heißt Dekanus und Sub- dekanus, was ſonſt an andern Orten Prior und Sub- prior heißt.
Im Refektorio lieſet man wirklich in lateiniſcher Sprache den Fleury und in der deutſchen Sprache Rol- lin vor. Die Patres trinken alle aus ſilbernen und ver- goldeten Bechern.
Eine Menge Fratres converſi, oder Laici ſind hier, die zwar Profeß gethan haben, auch ſchwarze Klei- dung tragen, aber keine Prieſter ſind und es auch nicht werden. Sie tragen deswegen zum Unterſchied von den Prieſtern kleine Stutzbaͤrte; beſorgen das Hausweſen, haben nicht ſtudirt, verſtehen und treiben im Kloſter ihr Handwerk, ſind Buchdrucker, Setzer, Buchbinder, Apo- thecker, Schreiner ꝛc.
Am 24ſten Sept. kam ich dahin, und man muſte ſchon in allen Zimmern einheizen. Es regnete auch bei- nahe die ganze Zeit, die ich hier zubrachte. Am fruͤhen Morgen lag Schnee auf den Bergen. Das Regenwet- ter war immer kalt, unfreundlich, bald mit ſtarken Win-
den,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0435"n="397"/>
Nur um den Advent und um die Faſtnacht wohnt er ei-<lb/>
ne kurze Zeit um ſeiner <hirendition="#fr">Rekollektion</hi> willen im Kloſter.</p><lb/><p>Es war, wie ich ſchon erinnert habe, eben die Zeit,<lb/>
da die Viſitatores zuruͤckkamen. Der Fuͤrſt laͤßt naͤm-<lb/>
lich allemahl im Fruͤhjahr, und wieder im Spaͤtjahr,<lb/>
durch ſeinen <hirendition="#fr">P. Archivarius</hi> und <hirendition="#fr">P. Hofkaplan</hi> die<lb/>
Schulen viſitiren. Mancher hat neun Stunden zu rei-<lb/>ſen. Gleich am folgenden Morgen nach der Ruͤckkunft<lb/>
in das Kloſter muß dem Fuͤrſten Nachricht erſtattet wer-<lb/>
den; das geſchieht theils muͤndlich, theils ſchriftlich.</p><lb/><p>Im Stift <hirendition="#fr">St. Blaſien</hi> heißt Dekanus und Sub-<lb/>
dekanus, was ſonſt an andern Orten Prior und Sub-<lb/>
prior heißt.</p><lb/><p>Im <hirendition="#fr">Refektorio</hi> lieſet man wirklich in lateiniſcher<lb/>
Sprache den <hirendition="#fr">Fleury</hi> und in der deutſchen Sprache <hirendition="#fr">Rol-<lb/>
lin</hi> vor. Die Patres trinken alle aus ſilbernen und ver-<lb/>
goldeten Bechern.</p><lb/><p>Eine Menge <hirendition="#aq">Fratres converſi,</hi> oder <hirendition="#aq">Laici</hi>ſind<lb/>
hier, die zwar Profeß gethan haben, auch ſchwarze Klei-<lb/>
dung tragen, aber keine Prieſter ſind und es auch nicht<lb/>
werden. Sie tragen deswegen zum Unterſchied von den<lb/>
Prieſtern kleine Stutzbaͤrte; beſorgen das Hausweſen,<lb/>
haben nicht ſtudirt, verſtehen und treiben im Kloſter ihr<lb/>
Handwerk, ſind Buchdrucker, Setzer, Buchbinder, Apo-<lb/>
thecker, Schreiner ꝛc.</p><lb/><p>Am 24ſten Sept. kam ich dahin, und man muſte<lb/>ſchon in allen Zimmern einheizen. Es regnete auch bei-<lb/>
nahe die ganze Zeit, die ich hier zubrachte. Am fruͤhen<lb/>
Morgen lag Schnee auf den Bergen. Das Regenwet-<lb/>
ter war immer kalt, unfreundlich, bald mit ſtarken Win-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[397/0435]
Nur um den Advent und um die Faſtnacht wohnt er ei-
ne kurze Zeit um ſeiner Rekollektion willen im Kloſter.
Es war, wie ich ſchon erinnert habe, eben die Zeit,
da die Viſitatores zuruͤckkamen. Der Fuͤrſt laͤßt naͤm-
lich allemahl im Fruͤhjahr, und wieder im Spaͤtjahr,
durch ſeinen P. Archivarius und P. Hofkaplan die
Schulen viſitiren. Mancher hat neun Stunden zu rei-
ſen. Gleich am folgenden Morgen nach der Ruͤckkunft
in das Kloſter muß dem Fuͤrſten Nachricht erſtattet wer-
den; das geſchieht theils muͤndlich, theils ſchriftlich.
Im Stift St. Blaſien heißt Dekanus und Sub-
dekanus, was ſonſt an andern Orten Prior und Sub-
prior heißt.
Im Refektorio lieſet man wirklich in lateiniſcher
Sprache den Fleury und in der deutſchen Sprache Rol-
lin vor. Die Patres trinken alle aus ſilbernen und ver-
goldeten Bechern.
Eine Menge Fratres converſi, oder Laici ſind
hier, die zwar Profeß gethan haben, auch ſchwarze Klei-
dung tragen, aber keine Prieſter ſind und es auch nicht
werden. Sie tragen deswegen zum Unterſchied von den
Prieſtern kleine Stutzbaͤrte; beſorgen das Hausweſen,
haben nicht ſtudirt, verſtehen und treiben im Kloſter ihr
Handwerk, ſind Buchdrucker, Setzer, Buchbinder, Apo-
thecker, Schreiner ꝛc.
Am 24ſten Sept. kam ich dahin, und man muſte
ſchon in allen Zimmern einheizen. Es regnete auch bei-
nahe die ganze Zeit, die ich hier zubrachte. Am fruͤhen
Morgen lag Schnee auf den Bergen. Das Regenwet-
ter war immer kalt, unfreundlich, bald mit ſtarken Win-
den,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/435>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.