Die Alpen im Würtembergischen sei nur eine lateini- sche Uebersetzung vom Schwarzwald. Das Stift liegt an der Alb; dieses Wort sollte aber Alp geschrieben werden, und eben so das Flüßchen Alb, das von Her- renalb, Frauenalb kommt und nach Carlsruhe läuft. Ach sei ein altes Celtisches Wort, und heisse Fluß, da- her hätten viele Oerter, die am Wasser liegen, ihren Na- men bekommen: z. B. Schwarzach, Haßlach, Zur- zach etc. Vergleichen Sie damit, was der Fürst davon im Iter Allemannicum &c. Edit. 2. p. 301. 302. gesagt habe. Von der Alb, die hier vorbei läuft, hieß man ehemahls die Patres hier Fratres ad Albam. Sie entspringt zwei Stunden von hier auf dem Feldberg, und fällt nicht weit von Waldshut, bei dem dem Klo- ster zugehörigen Eisenwerk Altbrügg, in den Rhein.
In der Abtei selber ist auf jeder Treppe eine Uhr in einem eigenen Haus, und der Reisende oder Fremde merkt gleich, daß hinter jeder Uhr auch eine Kommodite' ange- bracht ist. Auf diese Art ist dieses wesentliche Stück in einem Hause überall leicht zu finden, und ist doch bedeckt, und auf eine sehr schickliche Art gleichsam maskirt. Es sind in diesem nach allen Regeln der Baukunst aufgesühr- ten Gebäude mehrere solche sehr schickliche und zugleich schöne Einrichtungen. Das Chor der Kirche scheidet die Abtei und das Konvent von einander. Der Fürst wohnt gern hoch, seine Zimmer kündigen mehr den Gelehrten, und immer beschäftigten, als den vornehmen Mann an. Sie sind dabei gros und geräumig, damit er, sobald er wegen Fremden, oder Personen aus dem Kloster, die ihn sprechen wollen, die Arbeit abbrechen muß, gleich mit ih- nen auf- und abgehen, und sich Bewegung machen kan.
Nur
Die Alpen im Wuͤrtembergiſchen ſei nur eine lateini- ſche Ueberſetzung vom Schwarzwald. Das Stift liegt an der Alb; dieſes Wort ſollte aber Alp geſchrieben werden, und eben ſo das Fluͤßchen Alb, das von Her- renalb, Frauenalb kommt und nach Carlsruhe laͤuft. Ach ſei ein altes Celtiſches Wort, und heiſſe Fluß, da- her haͤtten viele Oerter, die am Waſſer liegen, ihren Na- men bekommen: z. B. Schwarzach, Haßlach, Zur- zach ꝛc. Vergleichen Sie damit, was der Fuͤrſt davon im Iter Allemannicum &c. Edit. 2. p. 301. 302. geſagt habe. Von der Alb, die hier vorbei laͤuft, hieß man ehemahls die Patres hier Fratres ad Albam. Sie entſpringt zwei Stunden von hier auf dem Feldberg, und faͤllt nicht weit von Waldshut, bei dem dem Klo- ſter zugehoͤrigen Eiſenwerk Altbruͤgg, in den Rhein.
In der Abtei ſelber iſt auf jeder Treppe eine Uhr in einem eigenen Haus, und der Reiſende oder Fremde merkt gleich, daß hinter jeder Uhr auch eine Kommodite’ ange- bracht iſt. Auf dieſe Art iſt dieſes weſentliche Stuͤck in einem Hauſe uͤberall leicht zu finden, und iſt doch bedeckt, und auf eine ſehr ſchickliche Art gleichſam maskirt. Es ſind in dieſem nach allen Regeln der Baukunſt aufgeſuͤhr- ten Gebaͤude mehrere ſolche ſehr ſchickliche und zugleich ſchoͤne Einrichtungen. Das Chor der Kirche ſcheidet die Abtei und das Konvent von einander. Der Fuͤrſt wohnt gern hoch, ſeine Zimmer kuͤndigen mehr den Gelehrten, und immer beſchaͤftigten, als den vornehmen Mann an. Sie ſind dabei gros und geraͤumig, damit er, ſobald er wegen Fremden, oder Perſonen aus dem Kloſter, die ihn ſprechen wollen, die Arbeit abbrechen muß, gleich mit ih- nen auf- und abgehen, und ſich Bewegung machen kan.
Nur
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Die Alpen im Wuͤrtembergiſchen ſei nur eine lateini-
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liegt an der Alb; dieſes Wort ſollte aber Alp geſchrieben
werden, und eben ſo das Fluͤßchen Alb, das von Her-
renalb, Frauenalb kommt und nach Carlsruhe laͤuft.
Ach ſei ein altes Celtiſches Wort, und heiſſe Fluß, da-
her haͤtten viele Oerter, die am Waſſer liegen, ihren Na-
men bekommen: z. B. Schwarzach, Haßlach, Zur-
zach ꝛc. Vergleichen Sie damit, was der Fuͤrſt davon
im Iter Allemannicum &c. Edit. 2. p. 301. 302.
geſagt habe. Von der Alb, die hier vorbei laͤuft, hieß
man ehemahls die Patres hier Fratres ad Albam. Sie
entſpringt zwei Stunden von hier auf dem Feldberg,
und faͤllt nicht weit von Waldshut, bei dem dem Klo-
ſter zugehoͤrigen Eiſenwerk Altbruͤgg, in den Rhein.
In der Abtei ſelber iſt auf jeder Treppe eine Uhr in
einem eigenen Haus, und der Reiſende oder Fremde merkt
gleich, daß hinter jeder Uhr auch eine Kommodite’ ange-
bracht iſt. Auf dieſe Art iſt dieſes weſentliche Stuͤck in
einem Hauſe uͤberall leicht zu finden, und iſt doch bedeckt,
und auf eine ſehr ſchickliche Art gleichſam maskirt. Es
ſind in dieſem nach allen Regeln der Baukunſt aufgeſuͤhr-
ten Gebaͤude mehrere ſolche ſehr ſchickliche und zugleich
ſchoͤne Einrichtungen. Das Chor der Kirche ſcheidet die
Abtei und das Konvent von einander. Der Fuͤrſt wohnt
gern hoch, ſeine Zimmer kuͤndigen mehr den Gelehrten,
und immer beſchaͤftigten, als den vornehmen Mann an.
Sie ſind dabei gros und geraͤumig, damit er, ſobald er
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/434>, abgerufen am 25.11.2024.
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