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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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mitten in einem grossen Wagen durch ein kleines Wasser
fahren soll?

Als wir unser Vaterland hinter uns zurück liessen,
kamen wir nach Schwarzenbach, das schon in das
St. Blasische Gebiet gehört. Da sitzt ein Maier, der
zwanzig Kinder hat, und noch einmahl heirathen will!
Dafür, daß er die Weldplätze, die dem Stifte gehören,
mit seinem Vieh betreiben darf, gibt er unter andern
alle Tage ein Maas Butter, oder statt dessen alle Tage
einen Gulden. Je weiter wir in die Berge hineinkamen,
je mehr fanden wir schon die Zeichen des Winters, Schnee
und Eis in den Thälern. Ich mußte es oft bedauern,
daß ich auf diese Bergreise nichts, als Sommerkleider
mitgenommen hatte, weil ich nicht vermuthete, daß
St. Blasien so hoch liegen, und daß der Winter so
früh anfangen würde. Doch fanden wir immer noch
das Vieh auf den Bergen in der Weide gehen, und der
Schnee, der etwa gefallen war, schmolz wieder weg, so-
bald Regen dazu kam, oder die Sonne zwischen den
Wolken freundlich auf die Wanderer herabblickte. Man
versicherte mir auch, daß öfters die Witterung auf diesen
Bergen sehr warm sei, zu einer Zeit, wo im Thale schon
strenge Kälte angefangen habe.

Die müden Pferde und die hungrigen Reisenden ka-
men endlich gegen Mittag, nachdem sie lange im Waldo
herumgeschweift, und sich über Hecken und Stauden ei-
nen Weg gemacht hatten, auf dem Todtmoos an.
Das ist ein Superiorat, oder eine vom Stift St.
Blasien
abhängende Probstei, wie Bürglen, Gro-
zingen,
und viele andere. Weil hier eine grosse Wall-
fahrt ist, so stehen neben der Kirche und neben der Woh-

nung
B b 3

mitten in einem groſſen Wagen durch ein kleines Waſſer
fahren ſoll?

Als wir unſer Vaterland hinter uns zuruͤck lieſſen,
kamen wir nach Schwarzenbach, das ſchon in das
St. Blaſiſche Gebiet gehoͤrt. Da ſitzt ein Maier, der
zwanzig Kinder hat, und noch einmahl heirathen will!
Dafuͤr, daß er die Weldplaͤtze, die dem Stifte gehoͤren,
mit ſeinem Vieh betreiben darf, gibt er unter andern
alle Tage ein Maas Butter, oder ſtatt deſſen alle Tage
einen Gulden. Je weiter wir in die Berge hineinkamen,
je mehr fanden wir ſchon die Zeichen des Winters, Schnee
und Eis in den Thaͤlern. Ich mußte es oft bedauern,
daß ich auf dieſe Bergreiſe nichts, als Sommerkleider
mitgenommen hatte, weil ich nicht vermuthete, daß
St. Blaſien ſo hoch liegen, und daß der Winter ſo
fruͤh anfangen wuͤrde. Doch fanden wir immer noch
das Vieh auf den Bergen in der Weide gehen, und der
Schnee, der etwa gefallen war, ſchmolz wieder weg, ſo-
bald Regen dazu kam, oder die Sonne zwiſchen den
Wolken freundlich auf die Wanderer herabblickte. Man
verſicherte mir auch, daß oͤfters die Witterung auf dieſen
Bergen ſehr warm ſei, zu einer Zeit, wo im Thale ſchon
ſtrenge Kaͤlte angefangen habe.

Die muͤden Pferde und die hungrigen Reiſenden ka-
men endlich gegen Mittag, nachdem ſie lange im Waldo
herumgeſchweift, und ſich uͤber Hecken und Stauden ei-
nen Weg gemacht hatten, auf dem Todtmoos an.
Das iſt ein Superiorat, oder eine vom Stift St.
Blaſien
abhaͤngende Probſtei, wie Buͤrglen, Gro-
zingen,
und viele andere. Weil hier eine groſſe Wall-
fahrt iſt, ſo ſtehen neben der Kirche und neben der Woh-

nung
B b 3
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[389/0427] mitten in einem groſſen Wagen durch ein kleines Waſſer fahren ſoll? Als wir unſer Vaterland hinter uns zuruͤck lieſſen, kamen wir nach Schwarzenbach, das ſchon in das St. Blaſiſche Gebiet gehoͤrt. Da ſitzt ein Maier, der zwanzig Kinder hat, und noch einmahl heirathen will! Dafuͤr, daß er die Weldplaͤtze, die dem Stifte gehoͤren, mit ſeinem Vieh betreiben darf, gibt er unter andern alle Tage ein Maas Butter, oder ſtatt deſſen alle Tage einen Gulden. Je weiter wir in die Berge hineinkamen, je mehr fanden wir ſchon die Zeichen des Winters, Schnee und Eis in den Thaͤlern. Ich mußte es oft bedauern, daß ich auf dieſe Bergreiſe nichts, als Sommerkleider mitgenommen hatte, weil ich nicht vermuthete, daß St. Blaſien ſo hoch liegen, und daß der Winter ſo fruͤh anfangen wuͤrde. Doch fanden wir immer noch das Vieh auf den Bergen in der Weide gehen, und der Schnee, der etwa gefallen war, ſchmolz wieder weg, ſo- bald Regen dazu kam, oder die Sonne zwiſchen den Wolken freundlich auf die Wanderer herabblickte. Man verſicherte mir auch, daß oͤfters die Witterung auf dieſen Bergen ſehr warm ſei, zu einer Zeit, wo im Thale ſchon ſtrenge Kaͤlte angefangen habe. Die muͤden Pferde und die hungrigen Reiſenden ka- men endlich gegen Mittag, nachdem ſie lange im Waldo herumgeſchweift, und ſich uͤber Hecken und Stauden ei- nen Weg gemacht hatten, auf dem Todtmoos an. Das iſt ein Superiorat, oder eine vom Stift St. Blaſien abhaͤngende Probſtei, wie Buͤrglen, Gro- zingen, und viele andere. Weil hier eine groſſe Wall- fahrt iſt, ſo ſtehen neben der Kirche und neben der Woh- nung B b 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/427>, abgerufen am 22.11.2024.