den Stubenofen etc. Oft dient ihnen ein alter Strumpf zum Geldbeutel, und, wenn er voll ist, stecken sie ihn oft an einen Ort hin, der zwar sicher ist, wo man es aber bewundern muß, wie sie auf den Einfall gekommen sind. Es ist schon oft geschehen, daß Sterbende, die plötzlich eine Apoplexie bekommen und die Sprache ver- loren, ihren Kindern immer an einen gewissen Ort in der Stube mit der Hand hingewiesen haben, um ihnen zu sagen, wo sie ihr Vermögen suchen sollen. Geht zuwei- len ein Haus im Feuer auf, so zieht man nachher gar oft aus dem Aschenhaufen ganze Klumpen von zusam- mengeschmolzenen Gelde hervor. Im Gerspacher Wal- de ist eine ganz besondre Art der Eintheilung, die ein al- tes Herkommen ist, und von den Bauern mit vielem Ei- ser behauptet wird. Ich kan sie Ihnen aber ohne Weit- läuftigkeit nicht beschreiben, und finde vielleicht anderswo Gelegenheit dazu. Prächtige Tanuen sah ich in diesen Waldungen, und mein Freund, von Adelsheim, hatte dem Schützen Befehl gegeben, mich auch aus dem Wege in das Innerste des Waldes zu führen, damit ich die Königl. Bäume, dergleichen man nicht überall in Deutschland sehen wird, und die uns alle Seemächte, besonders bei dem jetzigen Kriege, gern abkaufen wür- den, vollkommen beschen könnte. Gar viele sind hun- dert, hundert und zehn, manche sind hundert und zwan- zig, einige sind auch hundert und dreissig, bis hundert und vierzig Schuhe hoch. Die Tannen der letzten Art haben öfters vier bis fünf Schuhe im Umfang des Stocks. Aus dem Stamm haut man vier bis fünf Klötze, ohne den Gipfel oder die Dolde zu rechnen. Der dickste, oder der unterste Klotz gibt 24, auch 28. Dielen oder Plan- ken, wovon jede fünf Viertelszoll dick ist. Der zweite
Klotz
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den Stubenofen ꝛc. Oft dient ihnen ein alter Strumpf zum Geldbeutel, und, wenn er voll iſt, ſtecken ſie ihn oft an einen Ort hin, der zwar ſicher iſt, wo man es aber bewundern muß, wie ſie auf den Einfall gekommen ſind. Es iſt ſchon oft geſchehen, daß Sterbende, die ploͤtzlich eine Apoplexie bekommen und die Sprache ver- loren, ihren Kindern immer an einen gewiſſen Ort in der Stube mit der Hand hingewieſen haben, um ihnen zu ſagen, wo ſie ihr Vermoͤgen ſuchen ſollen. Geht zuwei- len ein Haus im Feuer auf, ſo zieht man nachher gar oft aus dem Aſchenhaufen ganze Klumpen von zuſam- mengeſchmolzenen Gelde hervor. Im Gerſpacher Wal- de iſt eine ganz beſondre Art der Eintheilung, die ein al- tes Herkommen iſt, und von den Bauern mit vielem Ei- ſer behauptet wird. Ich kan ſie Ihnen aber ohne Weit- laͤuftigkeit nicht beſchreiben, und finde vielleicht anderswo Gelegenheit dazu. Praͤchtige Tanuen ſah ich in dieſen Waldungen, und mein Freund, von Adelsheim, hatte dem Schuͤtzen Befehl gegeben, mich auch aus dem Wege in das Innerſte des Waldes zu fuͤhren, damit ich die Koͤnigl. Baͤume, dergleichen man nicht uͤberall in Deutſchland ſehen wird, und die uns alle Seemaͤchte, beſonders bei dem jetzigen Kriege, gern abkaufen wuͤr- den, vollkommen beſchen koͤnnte. Gar viele ſind hun- dert, hundert und zehn, manche ſind hundert und zwan- zig, einige ſind auch hundert und dreiſſig, bis hundert und vierzig Schuhe hoch. Die Tannen der letzten Art haben oͤfters vier bis fuͤnf Schuhe im Umfang des Stocks. Aus dem Stamm haut man vier bis fuͤnf Kloͤtze, ohne den Gipfel oder die Dolde zu rechnen. Der dickſte, oder der unterſte Klotz gibt 24, auch 28. Dielen oder Plan- ken, wovon jede fuͤnf Viertelszoll dick iſt. Der zweite
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den Stubenofen ꝛc. Oft dient ihnen ein alter Strumpf
zum Geldbeutel, und, wenn er voll iſt, ſtecken ſie ihn
oft an einen Ort hin, der zwar ſicher iſt, wo man es
aber bewundern muß, wie ſie auf den Einfall gekommen
ſind. Es iſt ſchon oft geſchehen, daß Sterbende, die
ploͤtzlich eine Apoplexie bekommen und die Sprache ver-
loren, ihren Kindern immer an einen gewiſſen Ort in
der Stube mit der Hand hingewieſen haben, um ihnen zu
ſagen, wo ſie ihr Vermoͤgen ſuchen ſollen. Geht zuwei-
len ein Haus im Feuer auf, ſo zieht man nachher gar
oft aus dem Aſchenhaufen ganze Klumpen von zuſam-
mengeſchmolzenen Gelde hervor. Im Gerſpacher Wal-
de iſt eine ganz beſondre Art der Eintheilung, die ein al-
tes Herkommen iſt, und von den Bauern mit vielem Ei-
ſer behauptet wird. Ich kan ſie Ihnen aber ohne Weit-
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Waldungen, und mein Freund, von Adelsheim,
hatte dem Schuͤtzen Befehl gegeben, mich auch aus dem
Wege in das Innerſte des Waldes zu fuͤhren, damit ich
die Koͤnigl. Baͤume, dergleichen man nicht uͤberall in
Deutſchland ſehen wird, und die uns alle Seemaͤchte,
beſonders bei dem jetzigen Kriege, gern abkaufen wuͤr-
den, vollkommen beſchen koͤnnte. Gar viele ſind hun-
dert, hundert und zehn, manche ſind hundert und zwan-
zig, einige ſind auch hundert und dreiſſig, bis hundert
und vierzig Schuhe hoch. Die Tannen der letzten Art
haben oͤfters vier bis fuͤnf Schuhe im Umfang des Stocks.
Aus dem Stamm haut man vier bis fuͤnf Kloͤtze, ohne
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/425>, abgerufen am 22.11.2024.
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