In den Stallungen des Klosters stehen 18. Pferde; 18. Ochsen, wovon im Winter auch einige gemästet werden; ferner 18. Stücke Melkvieh, ohne das Vieh zu rechnen, das auf den Meierhöfen ist. Achtzig Schweine braucht man alle Jahre, 80. Schaafe und 200. Kälber, fast in jeder Woche zwei bis drei. Diese alle muß der Kloster- metzger anschaffen. Eigene Schaafe hält das Kloster nicht. Man kan in Schwaben so viel Wolle kaufen, als der Hausgebrauch erfordert. Zwölf bis funfzehn Paar Tauben, und nicht mehr, werden im Kloster ge- halten. Ich hörte es aber ungern, daß auch in diesen blühenden Thälern die Bienenzucht so sehr vernachläs- sigt wird. Einige Patres haben angefangen, sich da- mit in Konventsgarten zu beschäftigen. Könnten sich diese Herren besser und würdiger unterhalten, als wenn sie ein grosses Bienenhaus bauten, Beobachtungen mach- ten, Versuche anstellten, fremde Vorschläge prüfen, und sie der Welt mittheilen wollten?
Einige Aecker, die dem Kloster zugehören, müssen freilich auch schlecht seyn. Denn viele Leute pachten dem Stifte die Aecker ab um die Hälfte des Ertrags.
Was die innere Ordnung und Einrichtung des Klo- sters betrift, so hat darin Gengenbach freilich viel Ue- bereinstimmendes mit allen andern Klöstern; indessen will ich Ihnen einiges davon erzählen, weil dergleichen Dinge nicht jedermann bekannt sind. Zur gewöhnlichen Bedienung des Reichsprälaten ist nur Ein Kammer- diener angestellt, sonst aber müssen ihm alle Offizianten zu Gebote stehen. Dem Bischoff in Strasburg, und dem Erzbischoff in Maynz zahlen sie nichts, als die Ta- xen für die Ordines. Der Prälat hat mehrere Kreuze,
oder
In den Stallungen des Kloſters ſtehen 18. Pferde; 18. Ochſen, wovon im Winter auch einige gemaͤſtet werden; ferner 18. Stuͤcke Melkvieh, ohne das Vieh zu rechnen, das auf den Meierhoͤfen iſt. Achtzig Schweine braucht man alle Jahre, 80. Schaafe und 200. Kaͤlber, faſt in jeder Woche zwei bis drei. Dieſe alle muß der Kloſter- metzger anſchaffen. Eigene Schaafe haͤlt das Kloſter nicht. Man kan in Schwaben ſo viel Wolle kaufen, als der Hausgebrauch erfordert. Zwoͤlf bis funfzehn Paar Tauben, und nicht mehr, werden im Kloſter ge- halten. Ich hoͤrte es aber ungern, daß auch in dieſen bluͤhenden Thaͤlern die Bienenzucht ſo ſehr vernachlaͤſ- ſigt wird. Einige Patres haben angefangen, ſich da- mit in Konventsgarten zu beſchaͤftigen. Koͤnnten ſich dieſe Herren beſſer und wuͤrdiger unterhalten, als wenn ſie ein groſſes Bienenhaus bauten, Beobachtungen mach- ten, Verſuche anſtellten, fremde Vorſchlaͤge pruͤfen, und ſie der Welt mittheilen wollten?
Einige Aecker, die dem Kloſter zugehoͤren, muͤſſen freilich auch ſchlecht ſeyn. Denn viele Leute pachten dem Stifte die Aecker ab um die Haͤlfte des Ertrags.
Was die innere Ordnung und Einrichtung des Klo- ſters betrift, ſo hat darin Gengenbach freilich viel Ue- bereinſtimmendes mit allen andern Kloͤſtern; indeſſen will ich Ihnen einiges davon erzaͤhlen, weil dergleichen Dinge nicht jedermann bekannt ſind. Zur gewoͤhnlichen Bedienung des Reichspraͤlaten iſt nur Ein Kammer- diener angeſtellt, ſonſt aber muͤſſen ihm alle Offizianten zu Gebote ſtehen. Dem Biſchoff in Strasburg, und dem Erzbiſchoff in Maynz zahlen ſie nichts, als die Ta- xen fuͤr die Ordines. Der Praͤlat hat mehrere Kreuze,
oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0387"n="349"/>
In den Stallungen des Kloſters ſtehen 18. Pferde; 18.<lb/>
Ochſen, wovon im Winter auch einige gemaͤſtet werden;<lb/>
ferner 18. Stuͤcke Melkvieh, ohne das Vieh zu rechnen,<lb/>
das auf den Meierhoͤfen iſt. Achtzig Schweine braucht<lb/>
man alle Jahre, 80. Schaafe und 200. Kaͤlber, faſt in<lb/>
jeder Woche zwei bis drei. Dieſe alle muß der Kloſter-<lb/>
metzger anſchaffen. Eigene <hirendition="#fr">Schaafe</hi> haͤlt das Kloſter<lb/>
nicht. Man kan in <hirendition="#fr">Schwaben</hi>ſo viel Wolle kaufen,<lb/>
als der Hausgebrauch erfordert. Zwoͤlf bis funfzehn<lb/>
Paar <hirendition="#fr">Tauben,</hi> und nicht mehr, werden im Kloſter ge-<lb/>
halten. Ich hoͤrte es aber ungern, daß auch in dieſen<lb/>
bluͤhenden Thaͤlern die <hirendition="#fr">Bienenzucht</hi>ſo ſehr vernachlaͤſ-<lb/>ſigt wird. Einige Patres haben angefangen, ſich da-<lb/>
mit in Konventsgarten zu beſchaͤftigen. Koͤnnten ſich<lb/>
dieſe Herren beſſer und wuͤrdiger unterhalten, als wenn<lb/>ſie ein groſſes Bienenhaus bauten, Beobachtungen mach-<lb/>
ten, Verſuche anſtellten, fremde Vorſchlaͤge pruͤfen, und<lb/>ſie der Welt mittheilen wollten?</p><lb/><p>Einige Aecker, die dem Kloſter zugehoͤren, muͤſſen<lb/>
freilich auch ſchlecht ſeyn. Denn viele Leute pachten dem<lb/>
Stifte die Aecker ab um die Haͤlfte des Ertrags.</p><lb/><p>Was die innere Ordnung und Einrichtung des Klo-<lb/>ſters betrift, ſo hat darin <hirendition="#fr">Gengenbach</hi> freilich viel Ue-<lb/>
bereinſtimmendes mit allen andern Kloͤſtern; indeſſen<lb/>
will ich Ihnen einiges davon erzaͤhlen, weil dergleichen<lb/>
Dinge nicht jedermann bekannt ſind. Zur gewoͤhnlichen<lb/>
Bedienung des <hirendition="#fr">Reichspraͤlaten</hi> iſt nur Ein Kammer-<lb/>
diener angeſtellt, ſonſt aber muͤſſen ihm alle Offizianten<lb/>
zu Gebote ſtehen. Dem Biſchoff in <hirendition="#fr">Strasburg,</hi> und<lb/>
dem Erzbiſchoff in <hirendition="#fr">Maynz</hi> zahlen ſie nichts, als die Ta-<lb/>
xen fuͤr die <hirendition="#aq">Ordines.</hi> Der Praͤlat hat mehrere Kreuze,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">oder</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[349/0387]
In den Stallungen des Kloſters ſtehen 18. Pferde; 18.
Ochſen, wovon im Winter auch einige gemaͤſtet werden;
ferner 18. Stuͤcke Melkvieh, ohne das Vieh zu rechnen,
das auf den Meierhoͤfen iſt. Achtzig Schweine braucht
man alle Jahre, 80. Schaafe und 200. Kaͤlber, faſt in
jeder Woche zwei bis drei. Dieſe alle muß der Kloſter-
metzger anſchaffen. Eigene Schaafe haͤlt das Kloſter
nicht. Man kan in Schwaben ſo viel Wolle kaufen,
als der Hausgebrauch erfordert. Zwoͤlf bis funfzehn
Paar Tauben, und nicht mehr, werden im Kloſter ge-
halten. Ich hoͤrte es aber ungern, daß auch in dieſen
bluͤhenden Thaͤlern die Bienenzucht ſo ſehr vernachlaͤſ-
ſigt wird. Einige Patres haben angefangen, ſich da-
mit in Konventsgarten zu beſchaͤftigen. Koͤnnten ſich
dieſe Herren beſſer und wuͤrdiger unterhalten, als wenn
ſie ein groſſes Bienenhaus bauten, Beobachtungen mach-
ten, Verſuche anſtellten, fremde Vorſchlaͤge pruͤfen, und
ſie der Welt mittheilen wollten?
Einige Aecker, die dem Kloſter zugehoͤren, muͤſſen
freilich auch ſchlecht ſeyn. Denn viele Leute pachten dem
Stifte die Aecker ab um die Haͤlfte des Ertrags.
Was die innere Ordnung und Einrichtung des Klo-
ſters betrift, ſo hat darin Gengenbach freilich viel Ue-
bereinſtimmendes mit allen andern Kloͤſtern; indeſſen
will ich Ihnen einiges davon erzaͤhlen, weil dergleichen
Dinge nicht jedermann bekannt ſind. Zur gewoͤhnlichen
Bedienung des Reichspraͤlaten iſt nur Ein Kammer-
diener angeſtellt, ſonſt aber muͤſſen ihm alle Offizianten
zu Gebote ſtehen. Dem Biſchoff in Strasburg, und
dem Erzbiſchoff in Maynz zahlen ſie nichts, als die Ta-
xen fuͤr die Ordines. Der Praͤlat hat mehrere Kreuze,
oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/387>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.