Spiel oder dem Trunk ergeben ist. Aber ich kenne doch auch einige öffentliche Häuser an der Strasse, deren Be- sitzer reiche Männer geworden sind, und wo oft die Stu- ben so stark mit Menschen angefüllt wurden, daß der Mann 5 -- 6 Keller oder Bedienten halten mußte. Zu- verlässig geht manches Glas Wein verlohren, die Leute wissen es aber einzubringen, und rechnen andre Artickel desto höher. Doch bleiben allemal auf dem Lande dieje- nigen Wirthshäuser die einträglichsten, und auch die un- schädlichsten für den Staat, wo die Güterfuhrleute ein- mahl gewöhnt sind, über Nacht zu bleiben, und wegen schwerer Ladung, oder bei übelm Wetter, oder, weil sie nun über einen hohen Berg fahren müssen, vom Wirth Vorspann zu nehmen. Dergleichen Einrichtungen nähren ihren Mann am besten. Der Wirth hat einen beständigen und sichern Absatz; denn unsre Strasse zwischen Basel, Zurzach, Müllhausen und Frankfurt, Hanau, Maynz etc. ist beständig mit Güterwagen besetzt. Wo diese einkehren, da wird auch insgemein weniger gespielt, und weniger gesoffen, als da, wo Bauern zusammen- kommen, um zu saufen, oder einander im betrügerischen Spiel das Geld abzunehmen, das die Hausfrau so nö- thig hätte. Ein Reisender, der ein Reitpferd oder Kut- sche und Pferde bei sich hat, muß auch, wenn diese gut besorgt werden sollen, immer nur in diesen grossen Gast- höfen, wo Heu, Haber, Stallung und Hausknechte, die mit Pferden umzugehen wissen, beständig vorhanden sind, liegen bleiben, oder auch nur für einige Stunden einkehren.
Sonst habe ich an diesem Tage, als blosser Zuschauer auf den öffentlichen Plätzen wieder bemerkt, daß es gut
wäre,
Spiel oder dem Trunk ergeben iſt. Aber ich kenne doch auch einige oͤffentliche Haͤuſer an der Straſſe, deren Be- ſitzer reiche Maͤnner geworden ſind, und wo oft die Stu- ben ſo ſtark mit Menſchen angefuͤllt wurden, daß der Mann 5 — 6 Keller oder Bedienten halten mußte. Zu- verlaͤſſig geht manches Glas Wein verlohren, die Leute wiſſen es aber einzubringen, und rechnen andre Artickel deſto hoͤher. Doch bleiben allemal auf dem Lande dieje- nigen Wirthshaͤuſer die eintraͤglichſten, und auch die un- ſchaͤdlichſten fuͤr den Staat, wo die Guͤterfuhrleute ein- mahl gewoͤhnt ſind, uͤber Nacht zu bleiben, und wegen ſchwerer Ladung, oder bei uͤbelm Wetter, oder, weil ſie nun uͤber einen hohen Berg fahren muͤſſen, vom Wirth Vorſpann zu nehmen. Dergleichen Einrichtungen naͤhren ihren Mann am beſten. Der Wirth hat einen beſtaͤndigen und ſichern Abſatz; denn unſre Straſſe zwiſchen Baſel, Zurzach, Muͤllhauſen und Frankfurt, Hanau, Maynz ꝛc. iſt beſtaͤndig mit Guͤterwagen beſetzt. Wo dieſe einkehren, da wird auch insgemein weniger geſpielt, und weniger geſoffen, als da, wo Bauern zuſammen- kommen, um zu ſaufen, oder einander im betruͤgeriſchen Spiel das Geld abzunehmen, das die Hausfrau ſo noͤ- thig haͤtte. Ein Reiſender, der ein Reitpferd oder Kut- ſche und Pferde bei ſich hat, muß auch, wenn dieſe gut beſorgt werden ſollen, immer nur in dieſen groſſen Gaſt- hoͤfen, wo Heu, Haber, Stallung und Hausknechte, die mit Pferden umzugehen wiſſen, beſtaͤndig vorhanden ſind, liegen bleiben, oder auch nur fuͤr einige Stunden einkehren.
Sonſt habe ich an dieſem Tage, als bloſſer Zuſchauer auf den oͤffentlichen Plaͤtzen wieder bemerkt, daß es gut
waͤre,
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Spiel oder dem Trunk ergeben iſt. Aber ich kenne doch
auch einige oͤffentliche Haͤuſer an der Straſſe, deren Be-
ſitzer reiche Maͤnner geworden ſind, und wo oft die Stu-
ben ſo ſtark mit Menſchen angefuͤllt wurden, daß der
Mann 5 — 6 Keller oder Bedienten halten mußte. Zu-
verlaͤſſig geht manches Glas Wein verlohren, die Leute
wiſſen es aber einzubringen, und rechnen andre Artickel
deſto hoͤher. Doch bleiben allemal auf dem Lande dieje-
nigen Wirthshaͤuſer die eintraͤglichſten, und auch die un-
ſchaͤdlichſten fuͤr den Staat, wo die Guͤterfuhrleute ein-
mahl gewoͤhnt ſind, uͤber Nacht zu bleiben, und wegen
ſchwerer Ladung, oder bei uͤbelm Wetter, oder, weil ſie
nun uͤber einen hohen Berg fahren muͤſſen, vom Wirth
Vorſpann zu nehmen. Dergleichen Einrichtungen naͤhren
ihren Mann am beſten. Der Wirth hat einen beſtaͤndigen
und ſichern Abſatz; denn unſre Straſſe zwiſchen Baſel,
Zurzach, Muͤllhauſen und Frankfurt, Hanau,
Maynz ꝛc. iſt beſtaͤndig mit Guͤterwagen beſetzt. Wo
dieſe einkehren, da wird auch insgemein weniger geſpielt,
und weniger geſoffen, als da, wo Bauern zuſammen-
kommen, um zu ſaufen, oder einander im betruͤgeriſchen
Spiel das Geld abzunehmen, das die Hausfrau ſo noͤ-
thig haͤtte. Ein Reiſender, der ein Reitpferd oder Kut-
ſche und Pferde bei ſich hat, muß auch, wenn dieſe gut
beſorgt werden ſollen, immer nur in dieſen groſſen Gaſt-
hoͤfen, wo Heu, Haber, Stallung und Hausknechte,
die mit Pferden umzugehen wiſſen, beſtaͤndig vorhanden
ſind, liegen bleiben, oder auch nur fuͤr einige Stunden
einkehren.
Sonſt habe ich an dieſem Tage, als bloſſer Zuſchauer
auf den oͤffentlichen Plaͤtzen wieder bemerkt, daß es gut
waͤre,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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