der Name des Baumeisters ist mir entfallen, man kan in das Innre der Brücke hineingehen, und sich den Me- chanismus zeigen lassen, und um ihrer billigen Schonung willen ist es scharf verboten, mit mehr als 40. Zentnern von Waaren überzufahren.
Doch nun eilen Sie mit mir zum Rheinfall hinaus. Das ist und bleibt denn doch das Wichtigste in dieser gan- zen Gegend. Gleich vor der Stadt Schafhausen hat der Strom einen kleinen Fall, der von verborgenen und zum Theil sichtbaren Klippen entsteht, wobei der Schaum und das stürzende Wasser, wiewohl es gar keine beträcht- liche Höhe ist, schon sehr viele schöne Farben wirft im Sonnenschein. Um der Mühlen- und Fabrikenräder willen, die er dort treibt, hat man noch eigene kleine Mauern in den Strom hineingebaut. Lauffen selber ist ein kleiner Flecken, eine kleine Stunde nach deutschem Maas von Schafhausen weg; da fließt der Rhein mit vielen Krümmungen hin, der Reisende geht über frucht- bare und unfruchtbare Berge dahin, und nur eine kleine Viertelstunde ausserhalb Lauffen stürzt sich der Rhein über hohe Klippen herab, und macht den bekannten gros- sen Fall. Man hört schon auf der Hälfte des Wegs das Getöse, wie von vielen stark laufenden Mühlen. In der Nacht kan man ihn, je nachdem der Wind weht, zu- weilen nicht weit vom Schafhäuser Thor, also eine Stunde weit, hören. Die obere Fläche, von welcher der Strom herabfällt, ist gewis 200. Schritte breit, und die untre, da wo der ruhige Fluß wieder anfängt, unge- fähr 500. Zu beiden Seiten stehen Berge, zwischen diesen arbeitet sich der Strom durch. Auf diesen Ber- gen, die nicht sehr hoch sind, steht linker Hand noch ein
Drathzug,
der Name des Baumeiſters iſt mir entfallen, man kan in das Innre der Bruͤcke hineingehen, und ſich den Me- chanismus zeigen laſſen, und um ihrer billigen Schonung willen iſt es ſcharf verboten, mit mehr als 40. Zentnern von Waaren uͤberzufahren.
Doch nun eilen Sie mit mir zum Rheinfall hinaus. Das iſt und bleibt denn doch das Wichtigſte in dieſer gan- zen Gegend. Gleich vor der Stadt Schafhauſen hat der Strom einen kleinen Fall, der von verborgenen und zum Theil ſichtbaren Klippen entſteht, wobei der Schaum und das ſtuͤrzende Waſſer, wiewohl es gar keine betraͤcht- liche Hoͤhe iſt, ſchon ſehr viele ſchoͤne Farben wirft im Sonnenſchein. Um der Muͤhlen- und Fabrikenraͤder willen, die er dort treibt, hat man noch eigene kleine Mauern in den Strom hineingebaut. Lauffen ſelber iſt ein kleiner Flecken, eine kleine Stunde nach deutſchem Maas von Schafhauſen weg; da fließt der Rhein mit vielen Kruͤmmungen hin, der Reiſende geht uͤber frucht- bare und unfruchtbare Berge dahin, und nur eine kleine Viertelſtunde auſſerhalb Lauffen ſtuͤrzt ſich der Rhein uͤber hohe Klippen herab, und macht den bekannten groſ- ſen Fall. Man hoͤrt ſchon auf der Haͤlfte des Wegs das Getoͤſe, wie von vielen ſtark laufenden Muͤhlen. In der Nacht kan man ihn, je nachdem der Wind weht, zu- weilen nicht weit vom Schafhaͤuſer Thor, alſo eine Stunde weit, hoͤren. Die obere Flaͤche, von welcher der Strom herabfaͤllt, iſt gewis 200. Schritte breit, und die untre, da wo der ruhige Fluß wieder anfaͤngt, unge- faͤhr 500. Zu beiden Seiten ſtehen Berge, zwiſchen dieſen arbeitet ſich der Strom durch. Auf dieſen Ber- gen, die nicht ſehr hoch ſind, ſteht linker Hand noch ein
Drathzug,
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der Name des Baumeiſters iſt mir entfallen, man kan
in das Innre der Bruͤcke hineingehen, und ſich den Me-
chanismus zeigen laſſen, und um ihrer billigen Schonung
willen iſt es ſcharf verboten, mit mehr als 40. Zentnern
von Waaren uͤberzufahren.
Doch nun eilen Sie mit mir zum Rheinfall hinaus.
Das iſt und bleibt denn doch das Wichtigſte in dieſer gan-
zen Gegend. Gleich vor der Stadt Schafhauſen hat
der Strom einen kleinen Fall, der von verborgenen und
zum Theil ſichtbaren Klippen entſteht, wobei der Schaum
und das ſtuͤrzende Waſſer, wiewohl es gar keine betraͤcht-
liche Hoͤhe iſt, ſchon ſehr viele ſchoͤne Farben wirft im
Sonnenſchein. Um der Muͤhlen- und Fabrikenraͤder
willen, die er dort treibt, hat man noch eigene kleine
Mauern in den Strom hineingebaut. Lauffen ſelber
iſt ein kleiner Flecken, eine kleine Stunde nach deutſchem
Maas von Schafhauſen weg; da fließt der Rhein mit
vielen Kruͤmmungen hin, der Reiſende geht uͤber frucht-
bare und unfruchtbare Berge dahin, und nur eine kleine
Viertelſtunde auſſerhalb Lauffen ſtuͤrzt ſich der Rhein
uͤber hohe Klippen herab, und macht den bekannten groſ-
ſen Fall. Man hoͤrt ſchon auf der Haͤlfte des Wegs das
Getoͤſe, wie von vielen ſtark laufenden Muͤhlen. In
der Nacht kan man ihn, je nachdem der Wind weht, zu-
weilen nicht weit vom Schafhaͤuſer Thor, alſo eine
Stunde weit, hoͤren. Die obere Flaͤche, von welcher
der Strom herabfaͤllt, iſt gewis 200. Schritte breit, und
die untre, da wo der ruhige Fluß wieder anfaͤngt, unge-
faͤhr 500. Zu beiden Seiten ſtehen Berge, zwiſchen
dieſen arbeitet ſich der Strom durch. Auf dieſen Ber-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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