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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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braucht. Aber es wächst hier so im Ueberflus, und
wird so schön, daß um seibige Zeit alle Wochen etliche
Schiffe abgehen. Die Gegend an sich ist nicht gros.
Der Spatzierplatz nimmt einen grossen Theil davon weg,
und doch nähren sich wirklich funfzig Familien, deren
Namen mir ein Gärtner vorsagte, von dieser Gärtnerei.
Ein paar kleine Gartenfelder im Paradiese sind Ausstat-
tung für Kinder, die sich heirathen wollen, und sie hei-
rathen hier mit 15. und 22. Jahren. Unter sich machen
die Paradieser eine eigne Nation aus; sie heirathen
nicht in die Stadt, und Stadtkinder verheirathen sich
höchstselten in das Paradies. Jene funfzig Familien
machen, nach der Versicherung des Hrn. Stadtamtmanns
Freners, über 400 Menschen aus, die alle hier woh-
nen und recht gut leben. Arbeitsam sind die Leute im
höchsten Grad. Im Sommer gehn sie frühe, schon um
2. Uhr aufs Feld, bauen alles mit der Hacke, mit der
Hand, nehmen ihr Essen und ihre Kinder mit, und
kommen vor Nachts nicht zurück. Gegenwärtig gilt das
Jauchert dieses Feldes zwischen 1000 und 1500 Gulden.
Wenn Kappiskraut darauf gebaut wird, so setzen sie
4800 Stück auf ein Jauchert. (Das können wir auch
an einigen Orten in der Marggrafschaft Hachberg.)
Aber freilich nutzen sie alsdann das Feld im Jahre nur
einmahl. Sonst können sie das Feld gewöhnlich drei-
mahl anblumen, oder besäen. Den Dünger dazu kau-
fen sie zum Theil in der Stadt; doch werden sehr viele
Jauchert vom Paradies umsonst gedüngt, mit einem
weissen Wassermoos, das sie aus dem Bodensee mit
langen Stangen, an welchen vorn eiserne Rechen sind,
hervorziehen. Mit Erlaubnis des Oberamtmanns Rei-
chenau,
in dessen Gebiet der beste Ort dazu ist, fischen

sie

braucht. Aber es waͤchſt hier ſo im Ueberflus, und
wird ſo ſchoͤn, daß um ſeibige Zeit alle Wochen etliche
Schiffe abgehen. Die Gegend an ſich iſt nicht gros.
Der Spatzierplatz nimmt einen groſſen Theil davon weg,
und doch naͤhren ſich wirklich funfzig Familien, deren
Namen mir ein Gaͤrtner vorſagte, von dieſer Gaͤrtnerei.
Ein paar kleine Gartenfelder im Paradieſe ſind Ausſtat-
tung fuͤr Kinder, die ſich heirathen wollen, und ſie hei-
rathen hier mit 15. und 22. Jahren. Unter ſich machen
die Paradieſer eine eigne Nation aus; ſie heirathen
nicht in die Stadt, und Stadtkinder verheirathen ſich
hoͤchſtſelten in das Paradies. Jene funfzig Familien
machen, nach der Verſicherung des Hrn. Stadtamtmanns
Freners, uͤber 400 Menſchen aus, die alle hier woh-
nen und recht gut leben. Arbeitſam ſind die Leute im
hoͤchſten Grad. Im Sommer gehn ſie fruͤhe, ſchon um
2. Uhr aufs Feld, bauen alles mit der Hacke, mit der
Hand, nehmen ihr Eſſen und ihre Kinder mit, und
kommen vor Nachts nicht zuruͤck. Gegenwaͤrtig gilt das
Jauchert dieſes Feldes zwiſchen 1000 und 1500 Gulden.
Wenn Kappiskraut darauf gebaut wird, ſo ſetzen ſie
4800 Stuͤck auf ein Jauchert. (Das koͤnnen wir auch
an einigen Orten in der Marggrafſchaft Hachberg.)
Aber freilich nutzen ſie alsdann das Feld im Jahre nur
einmahl. Sonſt koͤnnen ſie das Feld gewoͤhnlich drei-
mahl anblumen, oder beſaͤen. Den Duͤnger dazu kau-
fen ſie zum Theil in der Stadt; doch werden ſehr viele
Jauchert vom Paradies umſonſt geduͤngt, mit einem
weiſſen Waſſermoos, das ſie aus dem Bodenſee mit
langen Stangen, an welchen vorn eiſerne Rechen ſind,
hervorziehen. Mit Erlaubnis des Oberamtmanns Rei-
chenau,
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[274/0312] braucht. Aber es waͤchſt hier ſo im Ueberflus, und wird ſo ſchoͤn, daß um ſeibige Zeit alle Wochen etliche Schiffe abgehen. Die Gegend an ſich iſt nicht gros. Der Spatzierplatz nimmt einen groſſen Theil davon weg, und doch naͤhren ſich wirklich funfzig Familien, deren Namen mir ein Gaͤrtner vorſagte, von dieſer Gaͤrtnerei. Ein paar kleine Gartenfelder im Paradieſe ſind Ausſtat- tung fuͤr Kinder, die ſich heirathen wollen, und ſie hei- rathen hier mit 15. und 22. Jahren. Unter ſich machen die Paradieſer eine eigne Nation aus; ſie heirathen nicht in die Stadt, und Stadtkinder verheirathen ſich hoͤchſtſelten in das Paradies. Jene funfzig Familien machen, nach der Verſicherung des Hrn. Stadtamtmanns Freners, uͤber 400 Menſchen aus, die alle hier woh- nen und recht gut leben. Arbeitſam ſind die Leute im hoͤchſten Grad. Im Sommer gehn ſie fruͤhe, ſchon um 2. Uhr aufs Feld, bauen alles mit der Hacke, mit der Hand, nehmen ihr Eſſen und ihre Kinder mit, und kommen vor Nachts nicht zuruͤck. Gegenwaͤrtig gilt das Jauchert dieſes Feldes zwiſchen 1000 und 1500 Gulden. Wenn Kappiskraut darauf gebaut wird, ſo ſetzen ſie 4800 Stuͤck auf ein Jauchert. (Das koͤnnen wir auch an einigen Orten in der Marggrafſchaft Hachberg.) Aber freilich nutzen ſie alsdann das Feld im Jahre nur einmahl. Sonſt koͤnnen ſie das Feld gewoͤhnlich drei- mahl anblumen, oder beſaͤen. Den Duͤnger dazu kau- fen ſie zum Theil in der Stadt; doch werden ſehr viele Jauchert vom Paradies umſonſt geduͤngt, mit einem weiſſen Waſſermoos, das ſie aus dem Bodenſee mit langen Stangen, an welchen vorn eiſerne Rechen ſind, hervorziehen. Mit Erlaubnis des Oberamtmanns Rei- chenau, in deſſen Gebiet der beſte Ort dazu iſt, fiſchen ſie

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/312>, abgerufen am 25.11.2024.