aus, aber die Aussicht über den See nach der Schweiz und nach Schwaben ist vortreflich.
Das Rathhaus ist so schlecht gebaut, als möglich; ist klein, und aussen blau angestrichen.
Das ehemalige Jesuiterkollegium ist noch eins der besten Gebäude, und zu wünschen wäre, daß es künftig das Gebäude einer zahlreichen und wohleingerichteten Universität werden möge, von der nicht nur die Stadt, sondern auch die ganze Katholische Kirche wahren Nutzen ziehen könnte.
Das Kaufhaus oder das ehemalige Konzilium- haus, nicht weit vom Damm, und von dem Thore, wo Pabst Johannes gefangen sas, und entwischte. Unten wird nun Korn, Mehl etc. verkauft. Weiter oben sieht man die Wohnungen der Kardinäle; im folgenden Stock die Wohnung des Kaisers Sigismund; neben ihm wohnte der Pabst. Man sieht auch noch den Saal, wo die Sitzungen gehalten worden sind, der freilich gros, breit, und lang genug ist, daß das Ketzergericht da ver- sammelt werden konnte. Aus den Wohnzimmern ist das Innere schon längst herausgerissen; es war aber auch alles nur von schlechtem Holz gemacht. Man sieht oben in einer Kammer, wo die Stadt allerlei Sachen auf be- wahren läßt, auch noch zwei alte Stühle, worauf der Kaiser und der neue Pabst immer neben einander gesessen haben. An der Eingangsthüre sieht man noch den Schie- ber, oder die Oefnung, wodurch den Kardinälen das Es- sen gereicht wurde, als sie hier Konklave hielten, und den Pabst MartinV. wählten. Den Costanzer Bürgern ist dies das Wichtigste vom ganzen Konzilium, daß in
ihrer
aus, aber die Ausſicht uͤber den See nach der Schweiz und nach Schwaben iſt vortreflich.
Das Rathhaus iſt ſo ſchlecht gebaut, als moͤglich; iſt klein, und auſſen blau angeſtrichen.
Das ehemalige Jeſuiterkollegium iſt noch eins der beſten Gebaͤude, und zu wuͤnſchen waͤre, daß es kuͤnftig das Gebaͤude einer zahlreichen und wohleingerichteten Univerſitaͤt werden moͤge, von der nicht nur die Stadt, ſondern auch die ganze Katholiſche Kirche wahren Nutzen ziehen koͤnnte.
Das Kaufhaus oder das ehemalige Konzilium- haus, nicht weit vom Damm, und von dem Thore, wo Pabſt Johannes gefangen ſas, und entwiſchte. Unten wird nun Korn, Mehl ꝛc. verkauft. Weiter oben ſieht man die Wohnungen der Kardinaͤle; im folgenden Stock die Wohnung des Kaiſers Sigismund; neben ihm wohnte der Pabſt. Man ſieht auch noch den Saal, wo die Sitzungen gehalten worden ſind, der freilich gros, breit, und lang genug iſt, daß das Ketzergericht da ver- ſammelt werden konnte. Aus den Wohnzimmern iſt das Innere ſchon laͤngſt herausgeriſſen; es war aber auch alles nur von ſchlechtem Holz gemacht. Man ſieht oben in einer Kammer, wo die Stadt allerlei Sachen auf be- wahren laͤßt, auch noch zwei alte Stuͤhle, worauf der Kaiſer und der neue Pabſt immer neben einander geſeſſen haben. An der Eingangsthuͤre ſieht man noch den Schie- ber, oder die Oefnung, wodurch den Kardinaͤlen das Eſ- ſen gereicht wurde, als ſie hier Konklave hielten, und den Pabſt MartinV. waͤhlten. Den Coſtanzer Buͤrgern iſt dies das Wichtigſte vom ganzen Konzilium, daß in
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aus, aber die Ausſicht uͤber den See nach der Schweiz
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Das Rathhaus iſt ſo ſchlecht gebaut, als moͤglich;
iſt klein, und auſſen blau angeſtrichen.
Das ehemalige Jeſuiterkollegium iſt noch eins der
beſten Gebaͤude, und zu wuͤnſchen waͤre, daß es kuͤnftig
das Gebaͤude einer zahlreichen und wohleingerichteten
Univerſitaͤt werden moͤge, von der nicht nur die Stadt,
ſondern auch die ganze Katholiſche Kirche wahren Nutzen
ziehen koͤnnte.
Das Kaufhaus oder das ehemalige Konzilium-
haus, nicht weit vom Damm, und von dem Thore,
wo Pabſt Johannes gefangen ſas, und entwiſchte.
Unten wird nun Korn, Mehl ꝛc. verkauft. Weiter oben
ſieht man die Wohnungen der Kardinaͤle; im folgenden
Stock die Wohnung des Kaiſers Sigismund; neben
ihm wohnte der Pabſt. Man ſieht auch noch den Saal,
wo die Sitzungen gehalten worden ſind, der freilich gros,
breit, und lang genug iſt, daß das Ketzergericht da ver-
ſammelt werden konnte. Aus den Wohnzimmern iſt
das Innere ſchon laͤngſt herausgeriſſen; es war aber auch
alles nur von ſchlechtem Holz gemacht. Man ſieht oben
in einer Kammer, wo die Stadt allerlei Sachen auf be-
wahren laͤßt, auch noch zwei alte Stuͤhle, worauf der
Kaiſer und der neue Pabſt immer neben einander geſeſſen
haben. An der Eingangsthuͤre ſieht man noch den Schie-
ber, oder die Oefnung, wodurch den Kardinaͤlen das Eſ-
ſen gereicht wurde, als ſie hier Konklave hielten, und den
Pabſt Martin V. waͤhlten. Den Coſtanzer Buͤrgern
iſt dies das Wichtigſte vom ganzen Konzilium, daß in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/304>, abgerufen am 24.11.2024.
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