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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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schen Schmuck entblößten Kanzelvorträge, die
mehr Dissertationen als Volksreden sind, nicht
eingenommen. Vielleicht war aber doch sein
Stil zu blumenreich und zu überladen, und er
schien nicht sorgfältig genug zu seyn, das Trivia-
le vom Interessanten zu scheiden. Von dem
Nutzen der Kennikotschen Arbeit machte er
sich keine großen Begriffe, und gerieth mit einem
Gelehrten, der sich größere Vorstellungen davon
machte, in einen lebhaften Wortwechsel. Er
war bey dieser Gelegenheit ganz Leben. Feuer-
blick des Auges, Ton der Stimme, Fluß der
Rede -- alles kündigte das Feuer seines Ge-
nies an. Er arbeitete, wie er mir sagte, mit
großer Leichtigkeit, und hatte sich von früher
Jugend an gewöhnt, sich Auszüge aus Büchern
zu machen, die er las. Er besaß eine glühende
Imagination, ein treues viel umfassendes Ge-
dächtniß, eine glückliche Erinnerungskraft, und
eine Gabe, wie sie der selige Klotz hatte, das
Nachmittags zu lehren, was er Vormittags ge-
lernt hatte. Er war immer voller Plane.
Was er sah, hörte und las wurde gleich zum
künftigen Gebrauch bestimmt. Wie hätte er
auch sonst so viel schreiben können?

Mit
b 4

ſchen Schmuck entbloͤßten Kanzelvortraͤge, die
mehr Diſſertationen als Volksreden ſind, nicht
eingenommen. Vielleicht war aber doch ſein
Stil zu blumenreich und zu uͤberladen, und er
ſchien nicht ſorgfaͤltig genug zu ſeyn, das Trivia-
le vom Intereſſanten zu ſcheiden. Von dem
Nutzen der Kennikotſchen Arbeit machte er
ſich keine großen Begriffe, und gerieth mit einem
Gelehrten, der ſich groͤßere Vorſtellungen davon
machte, in einen lebhaften Wortwechſel. Er
war bey dieſer Gelegenheit ganz Leben. Feuer-
blick des Auges, Ton der Stimme, Fluß der
Rede — alles kuͤndigte das Feuer ſeines Ge-
nies an. Er arbeitete, wie er mir ſagte, mit
großer Leichtigkeit, und hatte ſich von fruͤher
Jugend an gewoͤhnt, ſich Auszuͤge aus Buͤchern
zu machen, die er las. Er beſaß eine gluͤhende
Imagination, ein treues viel umfaſſendes Ge-
daͤchtniß, eine gluͤckliche Erinnerungskraft, und
eine Gabe, wie ſie der ſelige Klotz hatte, das
Nachmittags zu lehren, was er Vormittags ge-
lernt hatte. Er war immer voller Plane.
Was er ſah, hoͤrte und las wurde gleich zum
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auch ſonſt ſo viel ſchreiben koͤnnen?

Mit
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[XXIII/0029] ſchen Schmuck entbloͤßten Kanzelvortraͤge, die mehr Diſſertationen als Volksreden ſind, nicht eingenommen. Vielleicht war aber doch ſein Stil zu blumenreich und zu uͤberladen, und er ſchien nicht ſorgfaͤltig genug zu ſeyn, das Trivia- le vom Intereſſanten zu ſcheiden. Von dem Nutzen der Kennikotſchen Arbeit machte er ſich keine großen Begriffe, und gerieth mit einem Gelehrten, der ſich groͤßere Vorſtellungen davon machte, in einen lebhaften Wortwechſel. Er war bey dieſer Gelegenheit ganz Leben. Feuer- blick des Auges, Ton der Stimme, Fluß der Rede — alles kuͤndigte das Feuer ſeines Ge- nies an. Er arbeitete, wie er mir ſagte, mit großer Leichtigkeit, und hatte ſich von fruͤher Jugend an gewoͤhnt, ſich Auszuͤge aus Buͤchern zu machen, die er las. Er beſaß eine gluͤhende Imagination, ein treues viel umfaſſendes Ge- daͤchtniß, eine gluͤckliche Erinnerungskraft, und eine Gabe, wie ſie der ſelige Klotz hatte, das Nachmittags zu lehren, was er Vormittags ge- lernt hatte. Er war immer voller Plane. Was er ſah, hoͤrte und las wurde gleich zum kuͤnftigen Gebrauch beſtimmt. Wie haͤtte er auch ſonſt ſo viel ſchreiben koͤnnen? Mit b 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/29>, abgerufen am 24.11.2024.