seltene Bibeln, Kirchenväter, Acta Conciliorum etc. viel Werke von den Künsten, aus Italien etc. Eine Maschine, aufgeschlagene Folianten herum zu drehen, daß sie doch immer aufgeschlagen liegen bleiben, einen grossen Globus von Weigeln aus Jena, eine Luftpum- pe von Otto Guericke etc. sieht man auch hier. Der König meinte neulich, man könnte, um des Platzes wil- len, alle theologische und juristische Bücher verbrennen, -- zwar nein, fuhr er fort, es müsten auch Denkmäler des menschlichen Unsinns vorhanden seyn.
Mittags as ich bei Hrn. Nikolai, und besuchte nach Tische
Hrn. Ober Konsist. Rath Büsching. Ein sehr thä- tiger Gelehrter, obgleich schon an die 60. Jahr alt. Er sagte, es lebe sich recht gut in den Büchern, er arbeite alle Tage 14. Stunden, schlafe nach Tische ein wenig, und zähle alle Minuten. So lange er in Berlin sei, wäre er noch zu keinem angemeldeten Besuche gewesen etc. Nach ihm besah ich
Das Kabinet der Gesellschaft der Naturf. Hr. Siegfried thut jetzt viel daran, noch ists nicht ganz ran- girt. Für das Thierreich ist eigentlich Niemand da. Viele Naturalien sendet Hr. Chemnitz ohne Namen. Hacquet schickte die Quecksilberstuffen alle aus Idria. Eine Spongia fluviatilis aus der Spree fand ich hier.
Auf den Abend war ich bei Hrn. Rendant Sieg- fried zu Tische.
Den
ſeltene Bibeln, Kirchenvaͤter, Acta Conciliorum etc. viel Werke von den Kuͤnſten, aus Italien ꝛc. Eine Maſchine, aufgeſchlagene Folianten herum zu drehen, daß ſie doch immer aufgeſchlagen liegen bleiben, einen groſſen Globus von Weigeln aus Jena, eine Luftpum- pe von Otto Guericke ꝛc. ſieht man auch hier. Der Koͤnig meinte neulich, man koͤnnte, um des Platzes wil- len, alle theologiſche und juriſtiſche Buͤcher verbrennen, — zwar nein, fuhr er fort, es muͤſten auch Denkmaͤler des menſchlichen Unſinns vorhanden ſeyn.
Mittags as ich bei Hrn. Nikolai, und beſuchte nach Tiſche
Hrn. Ober Konſiſt. Rath Buͤſching. Ein ſehr thaͤ- tiger Gelehrter, obgleich ſchon an die 60. Jahr alt. Er ſagte, es lebe ſich recht gut in den Buͤchern, er arbeite alle Tage 14. Stunden, ſchlafe nach Tiſche ein wenig, und zaͤhle alle Minuten. So lange er in Berlin ſei, waͤre er noch zu keinem angemeldeten Beſuche geweſen ꝛc. Nach ihm beſah ich
Das Kabinet der Geſellſchaft der Naturf. Hr. Siegfried thut jetzt viel daran, noch iſts nicht ganz ran- girt. Fuͤr das Thierreich iſt eigentlich Niemand da. Viele Naturalien ſendet Hr. Chemnitz ohne Namen. Hacquet ſchickte die Queckſilberſtuffen alle aus Idria. Eine Spongia fluviatilis aus der Spree fand ich hier.
Auf den Abend war ich bei Hrn. Rendant Sieg- fried zu Tiſche.
Den
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ſeltene Bibeln, Kirchenvaͤter, Acta Conciliorum etc.
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daß ſie doch immer aufgeſchlagen liegen bleiben, einen
groſſen Globus von Weigeln aus Jena, eine Luftpum-
pe von Otto Guericke ꝛc. ſieht man auch hier. Der
Koͤnig meinte neulich, man koͤnnte, um des Platzes wil-
len, alle theologiſche und juriſtiſche Buͤcher verbrennen,
— zwar nein, fuhr er fort, es muͤſten auch Denkmaͤler
des menſchlichen Unſinns vorhanden ſeyn.
Mittags as ich bei Hrn. Nikolai, und beſuchte
nach Tiſche
Hrn. Ober Konſiſt. Rath Buͤſching. Ein ſehr thaͤ-
tiger Gelehrter, obgleich ſchon an die 60. Jahr alt. Er
ſagte, es lebe ſich recht gut in den Buͤchern, er arbeite
alle Tage 14. Stunden, ſchlafe nach Tiſche ein wenig,
und zaͤhle alle Minuten. So lange er in Berlin ſei,
waͤre er noch zu keinem angemeldeten Beſuche geweſen ꝛc.
Nach ihm beſah ich
Das Kabinet der Geſellſchaft der Naturf. Hr.
Siegfried thut jetzt viel daran, noch iſts nicht ganz ran-
girt. Fuͤr das Thierreich iſt eigentlich Niemand da.
Viele Naturalien ſendet Hr. Chemnitz ohne Namen.
Hacquet ſchickte die Queckſilberſtuffen alle aus Idria.
Eine Spongia fluviatilis aus der Spree fand ich hier.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/243>, abgerufen am 25.11.2024.
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