ehemals Gottesdienst gehalten wurde, in des Königs Wohnzimmer, in sein so sehr simples Schlafzimmer, wo sein Bett eben so war. Bücher, Karten, etc. lagen darin. Schirme liebt der König sehr, an jedem Tische ist einer. Man hat von da die Aussicht grade auf die Statüe des grossen Churfürsten auf der Brücke. Ein Damenbret von Bernstein, ein Klavier etc. standen auch da, auch hing das Bildnis der Tänzerin Barberini*) in des Königs Zimmer. Die sogenannten Schwedi- schen Zimmer, wo die Königin von Schweden zuletzt logirte, sind allein nach dem neuen Geschmack.
Hrn. Holzverwalter Ebels Holzsammlung besah ich nachher auch. Sie ist die gröste und schönste, die ich jemahls gesehen habe, und enthält über 700. Arten. Viele Stücke liegen in niedrigen Schubläden neben ein- ander, sind meist von einer Grösse. Viele Stücke sind fournirt und viele von einem geschickten Tischer zusammen gesetzt und polirt, wie Achat. Viele Hölzer von Sträu- chern sind auch hier. Das Stinkholz**) soll, einer al- ten Reisebeschreibung zufolge, von den Molukkischen Inseln seyn, wo erzählt wird, daß einer dem andern zum Spas einen Span davon unter das Bett gesteckt habe. Das Bänderholz fehlte hier noch. Gar schön ist das spanische Rohr, der Länge und Queere nach durchschnit- ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aesten. Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon ist hier ein Tobakskästchen.
Abends
*) Von Pesne gemahlt. Herausgeber.
**) S. S. 140. dieses Bandes. Herausgeber.
ehemals Gottesdienſt gehalten wurde, in des Koͤnigs Wohnzimmer, in ſein ſo ſehr ſimples Schlafzimmer, wo ſein Bett eben ſo war. Buͤcher, Karten, ꝛc. lagen darin. Schirme liebt der Koͤnig ſehr, an jedem Tiſche iſt einer. Man hat von da die Ausſicht grade auf die Statuͤe des groſſen Churfuͤrſten auf der Bruͤcke. Ein Damenbret von Bernſtein, ein Klavier ꝛc. ſtanden auch da, auch hing das Bildnis der Taͤnzerin Barberini*) in des Koͤnigs Zimmer. Die ſogenannten Schwedi- ſchen Zimmer, wo die Koͤnigin von Schweden zuletzt logirte, ſind allein nach dem neuen Geſchmack.
Hrn. Holzverwalter Ebels Holzſammlung beſah ich nachher auch. Sie iſt die groͤſte und ſchoͤnſte, die ich jemahls geſehen habe, und enthaͤlt uͤber 700. Arten. Viele Stuͤcke liegen in niedrigen Schublaͤden neben ein- ander, ſind meiſt von einer Groͤſſe. Viele Stuͤcke ſind fournirt und viele von einem geſchickten Tiſcher zuſammen geſetzt und polirt, wie Achat. Viele Hoͤlzer von Straͤu- chern ſind auch hier. Das Stinkholz**) ſoll, einer al- ten Reiſebeſchreibung zufolge, von den Molukkiſchen Inſeln ſeyn, wo erzaͤhlt wird, daß einer dem andern zum Spas einen Span davon unter das Bett geſteckt habe. Das Baͤnderholz fehlte hier noch. Gar ſchoͤn iſt das ſpaniſche Rohr, der Laͤnge und Queere nach durchſchnit- ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aeſten. Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon iſt hier ein Tobakskaͤſtchen.
Abends
*) Von Peſne gemahlt. Herausgeber.
**) S. S. 140. dieſes Bandes. Herausgeber.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0238"n="200"/>
ehemals Gottesdienſt gehalten wurde, in des Koͤnigs<lb/><hirendition="#fr">Wohnzimmer,</hi> in ſein ſo ſehr ſimples <hirendition="#fr">Schlafzimmer,</hi><lb/>
wo ſein Bett eben ſo war. Buͤcher, Karten, ꝛc. lagen<lb/>
darin. <hirendition="#fr">Schirme</hi> liebt der Koͤnig ſehr, an jedem Tiſche<lb/>
iſt einer. Man hat von da die Ausſicht grade auf die<lb/>
Statuͤe des groſſen Churfuͤrſten auf der Bruͤcke. Ein<lb/>
Damenbret von Bernſtein, ein Klavier ꝛc. ſtanden auch<lb/>
da, auch hing das Bildnis der Taͤnzerin <hirendition="#fr">Barberini</hi><noteplace="foot"n="*)">Von <hirendition="#fr">Peſne</hi> gemahlt.<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note><lb/>
in des Koͤnigs Zimmer. Die ſogenannten <hirendition="#fr">Schwedi-</hi><lb/>ſchen Zimmer, wo die Koͤnigin von <hirendition="#fr">Schweden</hi> zuletzt<lb/>
logirte, ſind allein nach dem neuen Geſchmack.</p><lb/><p>Hrn. Holzverwalter <hirendition="#fr">Ebels Holzſammlung</hi> beſah<lb/>
ich nachher auch. Sie iſt die groͤſte und ſchoͤnſte, die<lb/>
ich jemahls geſehen habe, und enthaͤlt uͤber 700. Arten.<lb/>
Viele Stuͤcke liegen in niedrigen Schublaͤden neben ein-<lb/>
ander, ſind meiſt von einer Groͤſſe. Viele Stuͤcke ſind<lb/>
fournirt und viele von einem geſchickten Tiſcher zuſammen<lb/>
geſetzt und polirt, wie Achat. Viele Hoͤlzer von Straͤu-<lb/>
chern ſind auch hier. Das <hirendition="#fr">Stinkholz</hi><noteplace="foot"n="**)">S. S. 140. dieſes Bandes.<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>ſoll, einer al-<lb/>
ten Reiſebeſchreibung zufolge, von den <hirendition="#fr">Molukkiſch</hi>en<lb/>
Inſeln ſeyn, wo erzaͤhlt wird, daß einer dem andern zum<lb/>
Spas einen Span davon unter das Bett geſteckt habe.<lb/>
Das Baͤnderholz fehlte hier noch. Gar ſchoͤn iſt das<lb/><hirendition="#fr">ſpaniſche Rohr,</hi> der Laͤnge und Queere nach durchſchnit-<lb/>
ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aeſten.<lb/>
Die <hirendition="#fr">Birken</hi> geben ein herrliches braunes Holz, davon<lb/>
iſt hier ein Tobakskaͤſtchen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Abends</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[200/0238]
ehemals Gottesdienſt gehalten wurde, in des Koͤnigs
Wohnzimmer, in ſein ſo ſehr ſimples Schlafzimmer,
wo ſein Bett eben ſo war. Buͤcher, Karten, ꝛc. lagen
darin. Schirme liebt der Koͤnig ſehr, an jedem Tiſche
iſt einer. Man hat von da die Ausſicht grade auf die
Statuͤe des groſſen Churfuͤrſten auf der Bruͤcke. Ein
Damenbret von Bernſtein, ein Klavier ꝛc. ſtanden auch
da, auch hing das Bildnis der Taͤnzerin Barberini *)
in des Koͤnigs Zimmer. Die ſogenannten Schwedi-
ſchen Zimmer, wo die Koͤnigin von Schweden zuletzt
logirte, ſind allein nach dem neuen Geſchmack.
Hrn. Holzverwalter Ebels Holzſammlung beſah
ich nachher auch. Sie iſt die groͤſte und ſchoͤnſte, die
ich jemahls geſehen habe, und enthaͤlt uͤber 700. Arten.
Viele Stuͤcke liegen in niedrigen Schublaͤden neben ein-
ander, ſind meiſt von einer Groͤſſe. Viele Stuͤcke ſind
fournirt und viele von einem geſchickten Tiſcher zuſammen
geſetzt und polirt, wie Achat. Viele Hoͤlzer von Straͤu-
chern ſind auch hier. Das Stinkholz **) ſoll, einer al-
ten Reiſebeſchreibung zufolge, von den Molukkiſchen
Inſeln ſeyn, wo erzaͤhlt wird, daß einer dem andern zum
Spas einen Span davon unter das Bett geſteckt habe.
Das Baͤnderholz fehlte hier noch. Gar ſchoͤn iſt das
ſpaniſche Rohr, der Laͤnge und Queere nach durchſchnit-
ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aeſten.
Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon
iſt hier ein Tobakskaͤſtchen.
Abends
*) Von Peſne gemahlt.
Herausgeber.
**) S. S. 140. dieſes Bandes.
Herausgeber.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/238>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.