ten, Thiere und Schäferstücke von der feinsten Mignia- tur, auf Tellern, Schüsseln, Tassen etc. Kurz überall herrscht der edelste Geschmack. Andre Stücke sind blen- dend weis. Kruzifixe für 6, 8, 10,-30. und mehr Thaler, je nachdem das Postement ist. An einem Kaf- feelöffelchen macht oft eine Kleinigkeit in der Malerei oder in der Verzierung einen Umstand von 1. Thaler. Mei- ne zwei kosten 2. Gulden. Man packt das Porzellän in feuchtes Moos ein. Im obern Stock dieses Gebäudes steht noch ein ganzes Service, das die Fabrik dem Chur- fürsten zum Geschenk gemacht hat. Man schätzt diesen Tisch voll auf 10,000. Thaler. Man hat jedem Teller andre Farben, andre Desseins gegeben. Es sind ganze Jagden auf manchem. Alle Wissenschaften und Künste sind in weissen Figuren, und die Postemente von Säch- sischen Steinsorten. Man wird betäubt von den unend- lichen Schönheiten. --
Der Brühlische Garten neben dem Zeughause in der Altstadt. Er kommt in Verfall, aber der schöne Gang an der Elbe hin, und die prächtige Aussicht daran macht doch, daß man noch gern hineingeht. Zu beiden Seiten erblickt man Berge, mit Oertern gleichsam besäet.
Der grosse Garten vor dem Pirnaischen Thore. Da steht in etlichen Pavillons die herliche Antikensamm- lung, wo immer eine Menge junger Künstler zeichnen. Hier sah ich auch den Direkteur der Akademie, den Prof. Casanova*).
Die
*) Dessen Discorso sopra gl'Antichi e varj Monu- menti loro et cet. 4. In Lipsia 1770. vortrefli- che Urtheile über diese Kunstschätze enthält. Man
hat
ten, Thiere und Schaͤferſtuͤcke von der feinſten Mignia- tur, auf Tellern, Schuͤſſeln, Taſſen ꝛc. Kurz uͤberall herrſcht der edelſte Geſchmack. Andre Stuͤcke ſind blen- dend weis. Kruzifixe fuͤr 6, 8, 10,-30. und mehr Thaler, je nachdem das Poſtement iſt. An einem Kaf- feeloͤffelchen macht oft eine Kleinigkeit in der Malerei oder in der Verzierung einen Umſtand von 1. Thaler. Mei- ne zwei koſten 2. Gulden. Man packt das Porzellaͤn in feuchtes Moos ein. Im obern Stock dieſes Gebaͤudes ſteht noch ein ganzes Service, das die Fabrik dem Chur- fuͤrſten zum Geſchenk gemacht hat. Man ſchaͤtzt dieſen Tiſch voll auf 10,000. Thaler. Man hat jedem Teller andre Farben, andre Deſſeins gegeben. Es ſind ganze Jagden auf manchem. Alle Wiſſenſchaften und Kuͤnſte ſind in weiſſen Figuren, und die Poſtemente von Saͤch- ſiſchen Steinſorten. Man wird betaͤubt von den unend- lichen Schoͤnheiten. —
Der Bruͤhliſche Garten neben dem Zeughauſe in der Altſtadt. Er kommt in Verfall, aber der ſchoͤne Gang an der Elbe hin, und die praͤchtige Ausſicht daran macht doch, daß man noch gern hineingeht. Zu beiden Seiten erblickt man Berge, mit Oertern gleichſam beſaͤet.
Der groſſe Garten vor dem Pirnaiſchen Thore. Da ſteht in etlichen Pavillons die herliche Antikenſamm- lung, wo immer eine Menge junger Kuͤnſtler zeichnen. Hier ſah ich auch den Direkteur der Akademie, den Prof. Caſanova*).
Die
*) Deſſen Diſcorſo ſopra gl’Antichi e varj Monu- menti loro et cet. 4. In Lipſia 1770. vortrefli- che Urtheile uͤber dieſe Kunſtſchaͤtze enthaͤlt. Man
hat
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tur, auf Tellern, Schuͤſſeln, Taſſen ꝛc. Kurz uͤberall
herrſcht der edelſte Geſchmack. Andre Stuͤcke ſind blen-
dend weis. Kruzifixe fuͤr 6, 8, 10,-30. und mehr
Thaler, je nachdem das Poſtement iſt. An einem Kaf-
feeloͤffelchen macht oft eine Kleinigkeit in der Malerei oder
in der Verzierung einen Umſtand von 1. Thaler. Mei-
ne zwei koſten 2. Gulden. Man packt das Porzellaͤn in
feuchtes Moos ein. Im obern Stock dieſes Gebaͤudes
ſteht noch ein ganzes Service, das die Fabrik dem Chur-
fuͤrſten zum Geſchenk gemacht hat. Man ſchaͤtzt dieſen
Tiſch voll auf 10,000. Thaler. Man hat jedem Teller
andre Farben, andre Deſſeins gegeben. Es ſind ganze
Jagden auf manchem. Alle Wiſſenſchaften und Kuͤnſte
ſind in weiſſen Figuren, und die Poſtemente von Saͤch-
ſiſchen Steinſorten. Man wird betaͤubt von den unend-
lichen Schoͤnheiten. —
Der Bruͤhliſche Garten neben dem Zeughauſe in
der Altſtadt. Er kommt in Verfall, aber der ſchoͤne
Gang an der Elbe hin, und die praͤchtige Ausſicht daran
macht doch, daß man noch gern hineingeht. Zu beiden
Seiten erblickt man Berge, mit Oertern gleichſam beſaͤet.
Der groſſe Garten vor dem Pirnaiſchen Thore.
Da ſteht in etlichen Pavillons die herliche Antikenſamm-
lung, wo immer eine Menge junger Kuͤnſtler zeichnen.
Hier ſah ich auch den Direkteur der Akademie, den Prof.
Caſanova *).
Die
*) Deſſen Diſcorſo ſopra gl’Antichi e varj Monu-
menti loro et cet. 4. In Lipſia 1770. vortrefli-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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