alles gleich etc. Er hat für eine an den Churfürsten gehal- tene Anrede von demselben eine goldne Uhr zum Geschenk erhalten. Andre fingen erst an. Da bemerkte ich dann schreckliche Verzerrungen der Lippen und unbegreifliche Töne, sonderlich klang es bei einem jungen Frauenzim- mer in der That erbarmenswürdig. Ich probirte die 5. Vokalen mit ihr. A war ihr der leichteste, E der lieb- ste, J der schwerste, O der deutlichste, aber bei U flos- sen schon Konsonanten zusammen. Das R ist immer das schwerste. Die Kinder lernen alle schreiben, malen etc. Einer der jetzt weggegangen ist, malte den Direktor und ist ein grosser Maler geworden. Schlecht aber ist's, daß oft ein unsinniges Gelächter entsteht, und daß der Di- rektor den Unglücklichen Sottisen etc. diktirt.
Weiter besah ich heute noch das Jablonowskysche Palais und Garten. Es heist auch sonst der Chur- prinz. Ein schönes Gebäude, das den Vorstädten ge- wis zur Zierde gereicht. Der Garten ist im alten Ge- schmack mit graden Alleen etc. steht aber jedem offen.
Gellert's Monument in des Buchhändler Wend- ler's Garten, aus Sächsischen weissem Marmor von Oeser verfertigt. Idee und Ausführung sind vortref- lich.
Sein Grab, auf dem Gottesacker bei der Johan- niskirche, mit einem ganz simpeln viereckigten Steine bedeckt, der blos anzeigt, wer darunter liegt, nebst dem Geburts- und Sterbejahre und Alter. Er starb 1769. und das Jahr darauf sein Bruder, der hier Oberpostkom- missar war. Beide ruhen nebeneinander. -- Friede sei mit ihren Schatten, und das Andenken des frommen Dichters sei unsterblich, sei im Segen! --
Sein
J 3
alles gleich ꝛc. Er hat fuͤr eine an den Churfuͤrſten gehal- tene Anrede von demſelben eine goldne Uhr zum Geſchenk erhalten. Andre fingen erſt an. Da bemerkte ich dann ſchreckliche Verzerrungen der Lippen und unbegreifliche Toͤne, ſonderlich klang es bei einem jungen Frauenzim- mer in der That erbarmenswuͤrdig. Ich probirte die 5. Vokalen mit ihr. A war ihr der leichteſte, E der lieb- ſte, J der ſchwerſte, O der deutlichſte, aber bei U floſ- ſen ſchon Konſonanten zuſammen. Das R iſt immer das ſchwerſte. Die Kinder lernen alle ſchreiben, malen ꝛc. Einer der jetzt weggegangen iſt, malte den Direktor und iſt ein groſſer Maler geworden. Schlecht aber iſt’s, daß oft ein unſinniges Gelaͤchter entſteht, und daß der Di- rektor den Ungluͤcklichen Sottiſen ꝛc. diktirt.
Weiter beſah ich heute noch das Jablonowskyſche Palais und Garten. Es heiſt auch ſonſt der Chur- prinz. Ein ſchoͤnes Gebaͤude, das den Vorſtaͤdten ge- wis zur Zierde gereicht. Der Garten iſt im alten Ge- ſchmack mit graden Alleen ꝛc. ſteht aber jedem offen.
Gellert’s Monument in des Buchhaͤndler Wend- ler’s Garten, aus Saͤchſiſchen weiſſem Marmor von Oeſer verfertigt. Idee und Ausfuͤhrung ſind vortref- lich.
Sein Grab, auf dem Gottesacker bei der Johan- niskirche, mit einem ganz ſimpeln viereckigten Steine bedeckt, der blos anzeigt, wer darunter liegt, nebſt dem Geburts- und Sterbejahre und Alter. Er ſtarb 1769. und das Jahr darauf ſein Bruder, der hier Oberpoſtkom- miſſar war. Beide ruhen nebeneinander. — Friede ſei mit ihren Schatten, und das Andenken des frommen Dichters ſei unſterblich, ſei im Segen! —
Sein
J 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0171"n="133"/>
alles gleich ꝛc. Er hat fuͤr eine an den Churfuͤrſten gehal-<lb/>
tene Anrede von demſelben eine goldne Uhr zum Geſchenk<lb/>
erhalten. Andre fingen erſt an. Da bemerkte ich dann<lb/>ſchreckliche Verzerrungen der Lippen und unbegreifliche<lb/>
Toͤne, ſonderlich klang es bei einem jungen Frauenzim-<lb/>
mer in der That erbarmenswuͤrdig. Ich probirte die 5.<lb/>
Vokalen mit ihr. <hirendition="#fr">A</hi> war ihr der leichteſte, <hirendition="#fr">E</hi> der lieb-<lb/>ſte, <hirendition="#fr">J</hi> der ſchwerſte, <hirendition="#fr">O</hi> der deutlichſte, aber bei <hirendition="#fr">U</hi> floſ-<lb/>ſen ſchon Konſonanten zuſammen. Das <hirendition="#fr">R</hi> iſt immer<lb/>
das ſchwerſte. Die Kinder lernen alle ſchreiben, malen<lb/>ꝛc. Einer der jetzt weggegangen iſt, malte den Direktor<lb/>
und iſt ein groſſer Maler geworden. Schlecht aber iſt’s,<lb/>
daß oft ein unſinniges Gelaͤchter entſteht, und daß der Di-<lb/>
rektor den Ungluͤcklichen Sottiſen ꝛc. diktirt.</p><lb/><p>Weiter beſah ich heute noch das <hirendition="#fr">Jablonowsky</hi>ſche<lb/><hirendition="#fr">Palais</hi> und <hirendition="#fr">Garten.</hi> Es heiſt auch ſonſt der <hirendition="#fr">Chur-<lb/>
prinz.</hi> Ein ſchoͤnes Gebaͤude, das den Vorſtaͤdten ge-<lb/>
wis zur Zierde gereicht. Der Garten iſt im alten Ge-<lb/>ſchmack mit graden Alleen ꝛc. ſteht aber jedem offen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gellert’</hi>s Monument in des Buchhaͤndler <hirendition="#fr">Wend-<lb/>
ler’</hi>s Garten, aus <hirendition="#fr">Saͤchſiſ</hi>chen weiſſem Marmor von<lb/><hirendition="#fr">Oeſer</hi> verfertigt. Idee und Ausfuͤhrung ſind vortref-<lb/>
lich.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Sein Grab,</hi> auf dem Gottesacker bei der <hirendition="#fr">Johan-<lb/>
niskirche,</hi> mit einem ganz ſimpeln viereckigten Steine<lb/>
bedeckt, der blos anzeigt, wer darunter liegt, nebſt dem<lb/>
Geburts- und Sterbejahre und Alter. Er ſtarb 1769.<lb/>
und das Jahr darauf ſein Bruder, der hier Oberpoſtkom-<lb/>
miſſar war. Beide ruhen nebeneinander. — Friede<lb/>ſei mit ihren Schatten, und das Andenken des frommen<lb/>
Dichters ſei unſterblich, ſei im Segen! —</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Sein</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[133/0171]
alles gleich ꝛc. Er hat fuͤr eine an den Churfuͤrſten gehal-
tene Anrede von demſelben eine goldne Uhr zum Geſchenk
erhalten. Andre fingen erſt an. Da bemerkte ich dann
ſchreckliche Verzerrungen der Lippen und unbegreifliche
Toͤne, ſonderlich klang es bei einem jungen Frauenzim-
mer in der That erbarmenswuͤrdig. Ich probirte die 5.
Vokalen mit ihr. A war ihr der leichteſte, E der lieb-
ſte, J der ſchwerſte, O der deutlichſte, aber bei U floſ-
ſen ſchon Konſonanten zuſammen. Das R iſt immer
das ſchwerſte. Die Kinder lernen alle ſchreiben, malen
ꝛc. Einer der jetzt weggegangen iſt, malte den Direktor
und iſt ein groſſer Maler geworden. Schlecht aber iſt’s,
daß oft ein unſinniges Gelaͤchter entſteht, und daß der Di-
rektor den Ungluͤcklichen Sottiſen ꝛc. diktirt.
Weiter beſah ich heute noch das Jablonowskyſche
Palais und Garten. Es heiſt auch ſonſt der Chur-
prinz. Ein ſchoͤnes Gebaͤude, das den Vorſtaͤdten ge-
wis zur Zierde gereicht. Der Garten iſt im alten Ge-
ſchmack mit graden Alleen ꝛc. ſteht aber jedem offen.
Gellert’s Monument in des Buchhaͤndler Wend-
ler’s Garten, aus Saͤchſiſchen weiſſem Marmor von
Oeſer verfertigt. Idee und Ausfuͤhrung ſind vortref-
lich.
Sein Grab, auf dem Gottesacker bei der Johan-
niskirche, mit einem ganz ſimpeln viereckigten Steine
bedeckt, der blos anzeigt, wer darunter liegt, nebſt dem
Geburts- und Sterbejahre und Alter. Er ſtarb 1769.
und das Jahr darauf ſein Bruder, der hier Oberpoſtkom-
miſſar war. Beide ruhen nebeneinander. — Friede
ſei mit ihren Schatten, und das Andenken des frommen
Dichters ſei unſterblich, ſei im Segen! —
Sein
J 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/171>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.