Hierauf besah ich die Salzkothen. Hr. Prof. Nös- selt's Vater, ein hiesiger Kaufmann, besitzt eine der be- sten, und diese besah ich. Die Sohlen sind hier gewöhn- lich 11.-14. löthig: Gradierhäuser braucht man nicht. Die Sohle in der Kothe, wo ich war, ist 16. löthig. In 6. Stunden setzen sich 2. Kegel Salz an, wovon je- der 75. Pfund wiegt, oder 1. Dresdener Scheffel oder 28. Hallische Metzen ausmacht. Man feuert mit Holz- kohlen und auch mit Steinkohlen. Ich versuchte die Sohle, es ist wahre Solutio salis, ganz saturirt. Auf dem Darrboden kan man vor Hitze kaum athmen. Der Brunnen, aus dem das Wasser geschöpft wird, liegt mit- ten in der Stadt, heist Gutjahr, ist 80. Ellen tief, soll schon vor Christi Geburt gebraucht worden seyn, und hat unten noch den ersten Bau, daran alles von Holz ist. Das Salz ist herrlich, weis und klar. Alle Wasser hier sind merkurialisch, daher zahlt man Etwas für die Ein- richtung mit reinem Wasser.
Auf den Abend aß ich bei Hrn. Prof. Westphal in Semlers Gesellschaft.
Den 15ten Aug. Reise nach Leipzig.
Ich machte diese kleine Tour auf dem Postwagen. Die Strasse geht über
Groskugel, welches noch eine preussische Poststa- tion und der halbe Weg ist. In Hänichen ward ich von meinem Verleger, dem jungen Hrn. Jakobäer in Leipzig, auf eine sehr angenehme Art überrascht. Er war mir bis hierher entgegen gefahren, ich muste mich zu
ihm
Hierauf beſah ich die Salzkothen. Hr. Prof. Noͤſ- ſelt’s Vater, ein hieſiger Kaufmann, beſitzt eine der be- ſten, und dieſe beſah ich. Die Sohlen ſind hier gewoͤhn- lich 11.-14. loͤthig: Gradierhaͤuſer braucht man nicht. Die Sohle in der Kothe, wo ich war, iſt 16. loͤthig. In 6. Stunden ſetzen ſich 2. Kegel Salz an, wovon je- der 75. Pfund wiegt, oder 1. Dresdener Scheffel oder 28. Halliſche Metzen ausmacht. Man feuert mit Holz- kohlen und auch mit Steinkohlen. Ich verſuchte die Sohle, es iſt wahre Solutio ſalis, ganz ſaturirt. Auf dem Darrboden kan man vor Hitze kaum athmen. Der Brunnen, aus dem das Waſſer geſchoͤpft wird, liegt mit- ten in der Stadt, heiſt Gutjahr, iſt 80. Ellen tief, ſoll ſchon vor Chriſti Geburt gebraucht worden ſeyn, und hat unten noch den erſten Bau, daran alles von Holz iſt. Das Salz iſt herrlich, weis und klar. Alle Waſſer hier ſind merkurialiſch, daher zahlt man Etwas fuͤr die Ein- richtung mit reinem Waſſer.
Auf den Abend aß ich bei Hrn. Prof. Weſtphal in Semlers Geſellſchaft.
Den 15ten Aug. Reiſe nach Leipzig.
Ich machte dieſe kleine Tour auf dem Poſtwagen. Die Straſſe geht uͤber
Groskugel, welches noch eine preuſſiſche Poſtſta- tion und der halbe Weg iſt. In Haͤnichen ward ich von meinem Verleger, dem jungen Hrn. Jakobaͤer in Leipzig, auf eine ſehr angenehme Art uͤberraſcht. Er war mir bis hierher entgegen gefahren, ich muſte mich zu
ihm
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Hierauf beſah ich die Salzkothen. Hr. Prof. Noͤſ-
ſelt’s Vater, ein hieſiger Kaufmann, beſitzt eine der be-
ſten, und dieſe beſah ich. Die Sohlen ſind hier gewoͤhn-
lich 11.-14. loͤthig: Gradierhaͤuſer braucht man nicht.
Die Sohle in der Kothe, wo ich war, iſt 16. loͤthig.
In 6. Stunden ſetzen ſich 2. Kegel Salz an, wovon je-
der 75. Pfund wiegt, oder 1. Dresdener Scheffel oder
28. Halliſche Metzen ausmacht. Man feuert mit Holz-
kohlen und auch mit Steinkohlen. Ich verſuchte die
Sohle, es iſt wahre Solutio ſalis, ganz ſaturirt. Auf
dem Darrboden kan man vor Hitze kaum athmen. Der
Brunnen, aus dem das Waſſer geſchoͤpft wird, liegt mit-
ten in der Stadt, heiſt Gutjahr, iſt 80. Ellen tief, ſoll
ſchon vor Chriſti Geburt gebraucht worden ſeyn, und hat
unten noch den erſten Bau, daran alles von Holz iſt.
Das Salz iſt herrlich, weis und klar. Alle Waſſer hier
ſind merkurialiſch, daher zahlt man Etwas fuͤr die Ein-
richtung mit reinem Waſſer.
Auf den Abend aß ich bei Hrn. Prof. Weſtphal in
Semlers Geſellſchaft.
Den 15ten Aug.
Reiſe nach Leipzig.
Ich machte dieſe kleine Tour auf dem Poſtwagen.
Die Straſſe geht uͤber
Groskugel, welches noch eine preuſſiſche Poſtſta-
tion und der halbe Weg iſt. In Haͤnichen ward ich
von meinem Verleger, dem jungen Hrn. Jakobaͤer in
Leipzig, auf eine ſehr angenehme Art uͤberraſcht. Er
war mir bis hierher entgegen gefahren, ich muſte mich zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/163>, abgerufen am 21.11.2024.
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