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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Den 8ten Aug.

Mein erster Besuch für heute war beim Hrn. Gehei-
menrath Göthe, und drauf beim Hrn. Hofrath Wie-
land,
liebenswürdig in seinen Werken, in seiner Fa-
milie, in seiner Gesellschaft, und ein glücklicher Vater
von 3. Söhnen und 4. Töchtern.

Mittags speißte ich beim Hrn. Diakon. Schröter.
Der gute Mann beschenkte mich mit verschiedenen schö-
nen Naturalien, versprach mir auch noch ein Cap. Med.
zu schicken, dagegen ich ihm Verschiedenes verschaffen soll.

Nach Tische hatte ich das Glück, Ihro Durchl.
der Frau Herzogin vorgestellt zu werden. Eine Prin-
zessin, von einem überaus gnädigen, liebreichen, guten,
reinen Karakter. Sie sprach von Wieland und Vol-
taire,
und ihre Urtheile waren ungemein richtig und tref-
fend. Sie erzählte, erster habe ihr und der Herrschaft
in Gotha den Oberon in Handschrift vorgelesen etc.

Hierauf besuchte ich den Hrn. Rath Bertuch in sei-
ner angenehmen Gartenwohnung, *) und dann aß ich
auf den Abend bei meinem Freunde Wieland in seinem
Garten. Als ich diesen um sein Portrait bat, sagte er,
alle Kupferstiche von ihm taugten nichts, Geyser in
Leipzig aber werde ihn stechen. Sein bestes Portrait
habe sich die verstorbne Herzogin von Würtemberg ma-

chen
*) Davon macht der ungenannte Gelehrte in seiner
kurzen Reise ins Thüringische 1782. eine sehr rei-
zende und malerische Beschreibung, die man S. 323.
u. f. des 10ten B. der bernoullischen kleinen Reise-
beschr. findet. Herausgeber.
Den 8ten Aug.

Mein erſter Beſuch fuͤr heute war beim Hrn. Gehei-
menrath Goͤthe, und drauf beim Hrn. Hofrath Wie-
land,
liebenswuͤrdig in ſeinen Werken, in ſeiner Fa-
milie, in ſeiner Geſellſchaft, und ein gluͤcklicher Vater
von 3. Soͤhnen und 4. Toͤchtern.

Mittags ſpeißte ich beim Hrn. Diakon. Schroͤter.
Der gute Mann beſchenkte mich mit verſchiedenen ſchoͤ-
nen Naturalien, verſprach mir auch noch ein Cap. Med.
zu ſchicken, dagegen ich ihm Verſchiedenes verſchaffen ſoll.

Nach Tiſche hatte ich das Gluͤck, Ihro Durchl.
der Frau Herzogin vorgeſtellt zu werden. Eine Prin-
zeſſin, von einem uͤberaus gnaͤdigen, liebreichen, guten,
reinen Karakter. Sie ſprach von Wieland und Vol-
taire,
und ihre Urtheile waren ungemein richtig und tref-
fend. Sie erzaͤhlte, erſter habe ihr und der Herrſchaft
in Gotha den Oberon in Handſchrift vorgeleſen ꝛc.

Hierauf beſuchte ich den Hrn. Rath Bertuch in ſei-
ner angenehmen Gartenwohnung, *) und dann aß ich
auf den Abend bei meinem Freunde Wieland in ſeinem
Garten. Als ich dieſen um ſein Portrait bat, ſagte er,
alle Kupferſtiche von ihm taugten nichts, Geyſer in
Leipzig aber werde ihn ſtechen. Sein beſtes Portrait
habe ſich die verſtorbne Herzogin von Wuͤrtemberg ma-

chen
*) Davon macht der ungenannte Gelehrte in ſeiner
kurzen Reiſe ins Thuͤringiſche 1782. eine ſehr rei-
zende und maleriſche Beſchreibung, die man S. 323.
u. f. des 10ten B. der bernoulliſchen kleinen Reiſe-
beſchr. findet. Herausgeber.
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[109/0147] Den 8ten Aug. Mein erſter Beſuch fuͤr heute war beim Hrn. Gehei- menrath Goͤthe, und drauf beim Hrn. Hofrath Wie- land, liebenswuͤrdig in ſeinen Werken, in ſeiner Fa- milie, in ſeiner Geſellſchaft, und ein gluͤcklicher Vater von 3. Soͤhnen und 4. Toͤchtern. Mittags ſpeißte ich beim Hrn. Diakon. Schroͤter. Der gute Mann beſchenkte mich mit verſchiedenen ſchoͤ- nen Naturalien, verſprach mir auch noch ein Cap. Med. zu ſchicken, dagegen ich ihm Verſchiedenes verſchaffen ſoll. Nach Tiſche hatte ich das Gluͤck, Ihro Durchl. der Frau Herzogin vorgeſtellt zu werden. Eine Prin- zeſſin, von einem uͤberaus gnaͤdigen, liebreichen, guten, reinen Karakter. Sie ſprach von Wieland und Vol- taire, und ihre Urtheile waren ungemein richtig und tref- fend. Sie erzaͤhlte, erſter habe ihr und der Herrſchaft in Gotha den Oberon in Handſchrift vorgeleſen ꝛc. Hierauf beſuchte ich den Hrn. Rath Bertuch in ſei- ner angenehmen Gartenwohnung, *) und dann aß ich auf den Abend bei meinem Freunde Wieland in ſeinem Garten. Als ich dieſen um ſein Portrait bat, ſagte er, alle Kupferſtiche von ihm taugten nichts, Geyſer in Leipzig aber werde ihn ſtechen. Sein beſtes Portrait habe ſich die verſtorbne Herzogin von Wuͤrtemberg ma- chen *) Davon macht der ungenannte Gelehrte in ſeiner kurzen Reiſe ins Thuͤringiſche 1782. eine ſehr rei- zende und maleriſche Beſchreibung, die man S. 323. u. f. des 10ten B. der bernoulliſchen kleinen Reiſe- beſchr. findet. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/147>, abgerufen am 24.11.2024.