nimmt mans noch, doch verliert man dran. In Saal- feld kursirt es schon nicht mehr, dort soll auch die schlech- teste Münze seyn. Ich wechselte sie gar nicht ein. Die Rudolstädtische geht im Weimarischen. Die silber- nen Sechspfennigstücke, oder halbe Groschen sind wirk- lich sehr artig, und bequem zum Zählen. 24. Groschen machen einen Thaler.
Weimar liegt im Thale, so daß mans kaum sieht, bis man nahe dran ist. Die Stadt ist klein, unansehn- lich, und irregulär. Die Ilm fliest dran vorbei. Vom Schlosse stehen seit dem letztern Brande nur noch trauri- gen Ruinen. Es war gros, aber alt; man ist jetzt wil- lens, es mit mehrerm Geschmack wieder aufzubauen. Der Hof wohnt jetzt in einem Hause, das die Landstän- de zu ihren Versammlungen erbaut haben, und von dem- selben hat man die traurige Aussicht auf das abgebrannte Schlos. Eine halbe Stunde vor der Stadt liegt Bel- vedere, ein Lustschlos, das sehr schön seyn, und beson- ders eine herrliche Orangerie, worin sich Stämme von erstaunender Grösse und Alter befinden, haben soll. Die Herzogin Frau Mutter ist auf dem Lande, und auch des Herzogs Bruder, der Prinz Konstantin, nicht immer in der Stadt.
Ich nahm mein Logis im Adler, nicht weit vom Markte.
Den 7ten Aug.
Mein erstes Geschäft war heute dem
Hrn. Diak. Schröter meinen Besuch zu machen, und sein Naturalienkabinet zu besehen. Es enthält ohn-
gefähr
G 2
nimmt mans noch, doch verliert man dran. In Saal- feld kurſirt es ſchon nicht mehr, dort ſoll auch die ſchlech- teſte Muͤnze ſeyn. Ich wechſelte ſie gar nicht ein. Die Rudolſtaͤdtiſche geht im Weimariſchen. Die ſilber- nen Sechspfennigſtuͤcke, oder halbe Groſchen ſind wirk- lich ſehr artig, und bequem zum Zaͤhlen. 24. Groſchen machen einen Thaler.
Weimar liegt im Thale, ſo daß mans kaum ſieht, bis man nahe dran iſt. Die Stadt iſt klein, unanſehn- lich, und irregulaͤr. Die Ilm flieſt dran vorbei. Vom Schloſſe ſtehen ſeit dem letztern Brande nur noch trauri- gen Ruinen. Es war gros, aber alt; man iſt jetzt wil- lens, es mit mehrerm Geſchmack wieder aufzubauen. Der Hof wohnt jetzt in einem Hauſe, das die Landſtaͤn- de zu ihren Verſammlungen erbaut haben, und von dem- ſelben hat man die traurige Ausſicht auf das abgebrannte Schlos. Eine halbe Stunde vor der Stadt liegt Bel- vedere, ein Luſtſchlos, das ſehr ſchoͤn ſeyn, und beſon- ders eine herrliche Orangerie, worin ſich Staͤmme von erſtaunender Groͤſſe und Alter befinden, haben ſoll. Die Herzogin Frau Mutter iſt auf dem Lande, und auch des Herzogs Bruder, der Prinz Konſtantin, nicht immer in der Stadt.
Ich nahm mein Logis im Adler, nicht weit vom Markte.
Den 7ten Aug.
Mein erſtes Geſchaͤft war heute dem
Hrn. Diak. Schroͤter meinen Beſuch zu machen, und ſein Naturalienkabinet zu beſehen. Es enthaͤlt ohn-
gefaͤhr
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feld kurſirt es ſchon nicht mehr, dort ſoll auch die ſchlech-
teſte Muͤnze ſeyn. Ich wechſelte ſie gar nicht ein. Die
Rudolſtaͤdtiſche geht im Weimariſchen. Die ſilber-
nen Sechspfennigſtuͤcke, oder halbe Groſchen ſind wirk-
lich ſehr artig, und bequem zum Zaͤhlen. 24. Groſchen
machen einen Thaler.
Weimar liegt im Thale, ſo daß mans kaum ſieht,
bis man nahe dran iſt. Die Stadt iſt klein, unanſehn-
lich, und irregulaͤr. Die Ilm flieſt dran vorbei. Vom
Schloſſe ſtehen ſeit dem letztern Brande nur noch trauri-
gen Ruinen. Es war gros, aber alt; man iſt jetzt wil-
lens, es mit mehrerm Geſchmack wieder aufzubauen.
Der Hof wohnt jetzt in einem Hauſe, das die Landſtaͤn-
de zu ihren Verſammlungen erbaut haben, und von dem-
ſelben hat man die traurige Ausſicht auf das abgebrannte
Schlos. Eine halbe Stunde vor der Stadt liegt Bel-
vedere, ein Luſtſchlos, das ſehr ſchoͤn ſeyn, und beſon-
ders eine herrliche Orangerie, worin ſich Staͤmme von
erſtaunender Groͤſſe und Alter befinden, haben ſoll. Die
Herzogin Frau Mutter iſt auf dem Lande, und auch des
Herzogs Bruder, der Prinz Konſtantin, nicht immer
in der Stadt.
Ich nahm mein Logis im Adler, nicht weit vom
Markte.
Den 7ten Aug.
Mein erſtes Geſchaͤft war heute dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/137>, abgerufen am 21.11.2024.
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