ter, Hrn. D. Janke in Altorf, in einem Schwefelab- druck.
Durch den Hrn. Schaffer Panzer lernte ich auch seinen Sohn kennen. Er ist ein Schüler von Jacquin in Wien. Er besitzt in seinem Herbario viele Pflan- zen von den Oesterreichischen und Schweizerischen Alpen. Wir sahen Saxifraga und Salvia mit einander durch. Er schreibt mit am Frankfurter medizinischen Wochen- blatte. Er meinte, Gisecke habe seine Indices nur aus Linnei Specif. Plant. gesammelt.
Zum Beschluß meines hiesigen Aufenthalts erwarb ich mir noch die Bekanntschaft zweier wackerer Männer, des Hrn. Dr. Wittwer's von hier, und des Hrn. Pfar- rer Strodel's von Wöhrd. Erster kam eben vom Lande, und speiste in der Auberge mit, als ich zum letz- tenmale da as. Ein Mann von vielen Kenntnissen. Die Sigaudsche Operation hält er nicht für nützlich, man gewinne dadurch nicht viel, und müsse doch oft den Kai- serschnitt machen. Der andre, ein stiller, guter, sanf- ter Mann, schon in mittlern Jahren, und ungemein belesen. Er sammelt viel seltene alte Bücher, hat alle Schriften Melanchthon's etc.
In den hiesigen gelehrten Zeitungen sind die theo- logischen Artikel meistens von Hr. Prof. Schwarz etc. und andern Gelehrten in Altorf. Hr. v. Murr -- der eingebildete Vielwisser, -- und Hofrath Zapf in Oettingen, -- der mir als unerträglich beschrieben wird, -- bekommen zuweilen darin offenbare und ver- steckte Lehren.
Und so verlies ich denn Nachmittags das gute Nürn- berg, -- wo ich mich gern noch länger verweilt, und
mehrere
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ter, Hrn. D. Janke in Altorf, in einem Schwefelab- druck.
Durch den Hrn. Schaffer Panzer lernte ich auch ſeinen Sohn kennen. Er iſt ein Schuͤler von Jacquin in Wien. Er beſitzt in ſeinem Herbario viele Pflan- zen von den Oeſterreichiſchen und Schweizeriſchen Alpen. Wir ſahen Saxifraga und Salvia mit einander durch. Er ſchreibt mit am Frankfurter mediziniſchen Wochen- blatte. Er meinte, Giſecke habe ſeine Indices nur aus Linnei Specif. Plant. geſammelt.
Zum Beſchluß meines hieſigen Aufenthalts erwarb ich mir noch die Bekanntſchaft zweier wackerer Maͤnner, des Hrn. Dr. Wittwer’s von hier, und des Hrn. Pfar- rer Strodel’s von Woͤhrd. Erſter kam eben vom Lande, und ſpeiſte in der Auberge mit, als ich zum letz- tenmale da as. Ein Mann von vielen Kenntniſſen. Die Sigaudſche Operation haͤlt er nicht fuͤr nuͤtzlich, man gewinne dadurch nicht viel, und muͤſſe doch oft den Kai- ſerſchnitt machen. Der andre, ein ſtiller, guter, ſanf- ter Mann, ſchon in mittlern Jahren, und ungemein beleſen. Er ſammelt viel ſeltene alte Buͤcher, hat alle Schriften Melanchthon’s ꝛc.
In den hieſigen gelehrten Zeitungen ſind die theo- logiſchen Artikel meiſtens von Hr. Prof. Schwarz ꝛc. und andern Gelehrten in Altorf. Hr. v. Murr — der eingebildete Vielwiſſer, — und Hofrath Zapf in Oettingen, — der mir als unertraͤglich beſchrieben wird, — bekommen zuweilen darin offenbare und ver- ſteckte Lehren.
Und ſo verlies ich denn Nachmittags das gute Nuͤrn- berg, — wo ich mich gern noch laͤnger verweilt, und
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ter, Hrn. D. Janke in Altorf, in einem Schwefelab-
druck.
Durch den Hrn. Schaffer Panzer lernte ich auch
ſeinen Sohn kennen. Er iſt ein Schuͤler von Jacquin
in Wien. Er beſitzt in ſeinem Herbario viele Pflan-
zen von den Oeſterreichiſchen und Schweizeriſchen Alpen.
Wir ſahen Saxifraga und Salvia mit einander durch.
Er ſchreibt mit am Frankfurter mediziniſchen Wochen-
blatte. Er meinte, Giſecke habe ſeine Indices nur
aus Linnei Specif. Plant. geſammelt.
Zum Beſchluß meines hieſigen Aufenthalts erwarb
ich mir noch die Bekanntſchaft zweier wackerer Maͤnner,
des Hrn. Dr. Wittwer’s von hier, und des Hrn. Pfar-
rer Strodel’s von Woͤhrd. Erſter kam eben vom
Lande, und ſpeiſte in der Auberge mit, als ich zum letz-
tenmale da as. Ein Mann von vielen Kenntniſſen. Die
Sigaudſche Operation haͤlt er nicht fuͤr nuͤtzlich, man
gewinne dadurch nicht viel, und muͤſſe doch oft den Kai-
ſerſchnitt machen. Der andre, ein ſtiller, guter, ſanf-
ter Mann, ſchon in mittlern Jahren, und ungemein beleſen.
Er ſammelt viel ſeltene alte Buͤcher, hat alle Schriften
Melanchthon’s ꝛc.
In den hieſigen gelehrten Zeitungen ſind die theo-
logiſchen Artikel meiſtens von Hr. Prof. Schwarz ꝛc.
und andern Gelehrten in Altorf. Hr. v. Murr —
der eingebildete Vielwiſſer, — und Hofrath Zapf in
Oettingen, — der mir als unertraͤglich beſchrieben
wird, — bekommen zuweilen darin offenbare und ver-
ſteckte Lehren.
Und ſo verlies ich denn Nachmittags das gute Nuͤrn-
berg, — wo ich mich gern noch laͤnger verweilt, und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/121>, abgerufen am 26.11.2024.
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