Die meisten Häuser sind alt, 5. 6. Stock hoch, bestehen aus schmalen an einander geklebten Riemen, mit lächerlich hohen Kaminen. Fast alles ist Thür oder Fenster, oder Boutique. Man wundert sich, wie so ein viellöcherichtes Ding nur noch stehen kan. Auch die neuen Häuser werden schnell so aufgebaut. Man findet hier und da grosse Aubergen, nach ihrem neusten Gout, der sich aber freilich alle Tage verändert, und mir wenig- stens, wegen des Mangels der Simplicität, nicht ge- fallen hat.
Das Laster der Bestialität und der Sodomiterei herrscht gewaltig in Paris. Mannspersonen die ein- ander führen, werden als Sodomiten von den Schild- wachen augehalten und arretirt, weil man erfahren hat, daß sich jene Abmenschen Abends so zusammen zu finden pflegen.
Es fahren beständig in der Stadt Karren herum mit erstaunlich starken Pferden, die in schwerem Schritt la boue de Paris zusammen führen.
Man begegnet öfters den Prozessionen, schlägt sich aber alsdann in eine Nebengasse, oder geht mit dem Hut in der Hand vorbei.
Selbst Perückenmacher und Puderhändler lesen Romane, verliebte Briefe von Ladies an einander, wo kein Gran Verstand darin ist. Viele Kutscher zie- hen gleich, wenn sie vor einem Hause warten müssen, ei- nen Roman heraus und lesen.
Ueberall stehen Weiber, Kinder, Männer etc. auf den Strassen, und schlagen den Federball. Auch sind
grosse
Die meiſten Haͤuſer ſind alt, 5. 6. Stock hoch, beſtehen aus ſchmalen an einander geklebten Riemen, mit laͤcherlich hohen Kaminen. Faſt alles iſt Thuͤr oder Fenſter, oder Boutique. Man wundert ſich, wie ſo ein vielloͤcherichtes Ding nur noch ſtehen kan. Auch die neuen Haͤuſer werden ſchnell ſo aufgebaut. Man findet hier und da groſſe Aubergen, nach ihrem neuſten Gout, der ſich aber freilich alle Tage veraͤndert, und mir wenig- ſtens, wegen des Mangels der Simplicitaͤt, nicht ge- fallen hat.
Das Laſter der Beſtialitaͤt und der Sodomiterei herrſcht gewaltig in Paris. Mannsperſonen die ein- ander fuͤhren, werden als Sodomiten von den Schild- wachen augehalten und arretirt, weil man erfahren hat, daß ſich jene Abmenſchen Abends ſo zuſammen zu finden pflegen.
Es fahren beſtaͤndig in der Stadt Karren herum mit erſtaunlich ſtarken Pferden, die in ſchwerem Schritt la boue de Paris zuſammen fuͤhren.
Man begegnet oͤfters den Prozeſſionen, ſchlaͤgt ſich aber alsdann in eine Nebengaſſe, oder geht mit dem Hut in der Hand vorbei.
Selbſt Peruͤckenmacher und Puderhaͤndler leſen Romane, verliebte Briefe von Ladies an einander, wo kein Gran Verſtand darin iſt. Viele Kutſcher zie- hen gleich, wenn ſie vor einem Hauſe warten muͤſſen, ei- nen Roman heraus und leſen.
Ueberall ſtehen Weiber, Kinder, Maͤnner ꝛc. auf den Straſſen, und ſchlagen den Federball. Auch ſind
groſſe
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Die meiſten Haͤuſer ſind alt, 5. 6. Stock hoch,
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Fenſter, oder Boutique. Man wundert ſich, wie ſo ein
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neuen Haͤuſer werden ſchnell ſo aufgebaut. Man findet
hier und da groſſe Aubergen, nach ihrem neuſten Gout,
der ſich aber freilich alle Tage veraͤndert, und mir wenig-
ſtens, wegen des Mangels der Simplicitaͤt, nicht ge-
fallen hat.
Das Laſter der Beſtialitaͤt und der Sodomiterei
herrſcht gewaltig in Paris. Mannsperſonen die ein-
ander fuͤhren, werden als Sodomiten von den Schild-
wachen augehalten und arretirt, weil man erfahren hat,
daß ſich jene Abmenſchen Abends ſo zuſammen zu finden
pflegen.
Es fahren beſtaͤndig in der Stadt Karren herum
mit erſtaunlich ſtarken Pferden, die in ſchwerem Schritt
la boue de Paris zuſammen fuͤhren.
Man begegnet oͤfters den Prozeſſionen, ſchlaͤgt
ſich aber alsdann in eine Nebengaſſe, oder geht mit dem
Hut in der Hand vorbei.
Selbſt Peruͤckenmacher und Puderhaͤndler leſen
Romane, verliebte Briefe von Ladies an einander, wo
kein Gran Verſtand darin iſt. Viele Kutſcher zie-
hen gleich, wenn ſie vor einem Hauſe warten muͤſſen, ei-
nen Roman heraus und leſen.
Ueberall ſtehen Weiber, Kinder, Maͤnner ꝛc. auf
den Straſſen, und ſchlagen den Federball. Auch ſind
groſſe
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/67>, abgerufen am 24.11.2024.
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