das Instrument zu unterschreiben. -- So kömmt also meine Hand nach Amerika! Hierauf ging ich mit mei- nem Freunde aus, um die
Naturalien des Konsul, Hrn. Regnards, aus dem Meer bei Kadix, zu besehen. Der Besitzer ist der närrischste, lächerlichste Mann, den man sehen kan. Al- len Leuten schlägt ers ab, es zu sehen, sogar dem Kur- fürsten von Kölln hat ers so gemacht. Monachon ist sein alter Freund, wir versuchtens also, und bekamen doch einen Theil zu sehen. Eine Menge Versteinerun- gen vom Petersderge.Petref. Incrustat. aus dem Meere bei Kadix, woraus man dort Häuser bauet. Viele herrliche Meerkörper; Regnard hatte die Theorie davon, daß alle Korallen weis wären, die gelbe oder ro- the Farbe aber rühre vom Saft andrer Meerschnecken her, die darauf herum kröchen. Auch in Feuerstein hat er viele Versteinerungen aus der Gegend bei Kadix. Als wir ihn verlassen hatten, stiegen wir auf den
Petersberg. -- So heist ein Berg auf der einen Seite von Mastricht. Der erste Berg, den ich seit dem platten Holland wieder gesehen habe. Oben ist er angebaut, und hat einen sehr breiten Rücken, den die Bauern in Gärten und Felder verwandeln. Unten ist er auf der einen Seite ganz mit einer gelblichten Marne, mit einem feinen eisenschüssigen Thon angefüllt. Aus diesem Stein haut man alle Bausteine, die man in der Stadt zum Grunde der Häuser braucht, das übrige Haus wird aus Backsteinen gebaut. Selbst alle Fe- stungswerke ruhen auf diesen Steinen. Dadurch sind grosse ungeheure Löcher und Hölungen auf allen Seiten durch den ganzen Berg entstanden, in denen man sich
ohne
das Inſtrument zu unterſchreiben. — So koͤmmt alſo meine Hand nach Amerika! Hierauf ging ich mit mei- nem Freunde aus, um die
Naturalien des Konſul, Hrn. Regnards, aus dem Meer bei Kadix, zu beſehen. Der Beſitzer iſt der naͤrriſchſte, laͤcherlichſte Mann, den man ſehen kan. Al- len Leuten ſchlaͤgt ers ab, es zu ſehen, ſogar dem Kur- fuͤrſten von Koͤlln hat ers ſo gemacht. Monachon iſt ſein alter Freund, wir verſuchtens alſo, und bekamen doch einen Theil zu ſehen. Eine Menge Verſteinerun- gen vom Petersderge.Petref. Incruſtat. aus dem Meere bei Kadix, woraus man dort Haͤuſer bauet. Viele herrliche Meerkoͤrper; Regnard hatte die Theorie davon, daß alle Korallen weis waͤren, die gelbe oder ro- the Farbe aber ruͤhre vom Saft andrer Meerſchnecken her, die darauf herum kroͤchen. Auch in Feuerſtein hat er viele Verſteinerungen aus der Gegend bei Kadix. Als wir ihn verlaſſen hatten, ſtiegen wir auf den
Petersberg. — So heiſt ein Berg auf der einen Seite von Maſtricht. Der erſte Berg, den ich ſeit dem platten Holland wieder geſehen habe. Oben iſt er angebaut, und hat einen ſehr breiten Ruͤcken, den die Bauern in Gaͤrten und Felder verwandeln. Unten iſt er auf der einen Seite ganz mit einer gelblichten Marne, mit einem feinen eiſenſchuͤſſigen Thon angefuͤllt. Aus dieſem Stein haut man alle Bauſteine, die man in der Stadt zum Grunde der Haͤuſer braucht, das uͤbrige Haus wird aus Backſteinen gebaut. Selbſt alle Fe- ſtungswerke ruhen auf dieſen Steinen. Dadurch ſind groſſe ungeheure Loͤcher und Hoͤlungen auf allen Seiten durch den ganzen Berg entſtanden, in denen man ſich
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das Inſtrument zu unterſchreiben. — So koͤmmt alſo
meine Hand nach Amerika! Hierauf ging ich mit mei-
nem Freunde aus, um die
Naturalien des Konſul, Hrn. Regnards, aus
dem Meer bei Kadix, zu beſehen. Der Beſitzer iſt der
naͤrriſchſte, laͤcherlichſte Mann, den man ſehen kan. Al-
len Leuten ſchlaͤgt ers ab, es zu ſehen, ſogar dem Kur-
fuͤrſten von Koͤlln hat ers ſo gemacht. Monachon iſt
ſein alter Freund, wir verſuchtens alſo, und bekamen
doch einen Theil zu ſehen. Eine Menge Verſteinerun-
gen vom Petersderge. Petref. Incruſtat. aus dem
Meere bei Kadix, woraus man dort Haͤuſer bauet.
Viele herrliche Meerkoͤrper; Regnard hatte die Theorie
davon, daß alle Korallen weis waͤren, die gelbe oder ro-
the Farbe aber ruͤhre vom Saft andrer Meerſchnecken
her, die darauf herum kroͤchen. Auch in Feuerſtein hat
er viele Verſteinerungen aus der Gegend bei Kadix.
Als wir ihn verlaſſen hatten, ſtiegen wir auf den
Petersberg. — So heiſt ein Berg auf der einen
Seite von Maſtricht. Der erſte Berg, den ich ſeit
dem platten Holland wieder geſehen habe. Oben iſt er
angebaut, und hat einen ſehr breiten Ruͤcken, den die
Bauern in Gaͤrten und Felder verwandeln. Unten iſt
er auf der einen Seite ganz mit einer gelblichten Marne,
mit einem feinen eiſenſchuͤſſigen Thon angefuͤllt. Aus
dieſem Stein haut man alle Bauſteine, die man in der
Stadt zum Grunde der Haͤuſer braucht, das uͤbrige
Haus wird aus Backſteinen gebaut. Selbſt alle Fe-
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durch den ganzen Berg entſtanden, in denen man ſich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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