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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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der es selten sehen läst, und es sogar dem französischen Am-
bassadeur abgeschlagen hat. Ich erhielt schon um 7. Uhr
ein Billet von Mr. Lacoudre, darin ich benachrichtigt
und bestellt wurde. Aber ich kan hier nichts sagen, als
es ist unbeschreiblich schön. Wohl dem ders sehen kan!
Jahre lang könnte man da studieren. Das ganze Haus
steht voller Kunstwerke. Man muß das, oder das Ho-
pe
sche Kabinet sehen. -- Gemälde mit Thautropfen
auf den Blumen. -- Köpfe von Vandyck und Ru-
bens.
-- Stücke, an denen Rubens, Breughel, und
Sneyers gearbeitet haben. -- Ein Frauenzimmer
aus Wachs, das 5. 6. Stücke spielt. -- Unter einer
Uhr eine kleine Orgel, die für sich allein spielt. -- Ein
Krucifix aus Elfenbein, mit dem bewundernswürdigsten
Kopf. -- Schlachten in Holz ausgeschnitten. -- Su-
sannen
im Bade aus einem Stück Elfenbein. -- Chi-
nesisches Schnitzwerk, wie Gitter, in Elfenbein. --
30.-40. Kugeln in einander. -- Wo man hinsieht was
anders, und überall Pracht. Blind, neidisch, müde,
im Loben erschöpft, entzückt, erstaunt, verliebt, hungrig
und durstig wird einer da.

Und so beschloß ich dann meinen Aufenthalt in Am-
sterdam.
-- Vierzehn Tage gingen weg, wie ein süs-
ser Traum. Das Schönste hab' ich gesehen, das herr-
lichste Wetter hatt' ich, aber doch gabs Morgens und
Abends schon dicke, feuchte, ungesunde Lust. Auf dem
Papier ist alles nahe bei einander, aber in der Stadt
kann man sich matt und voll Schweis laufen, wenn man
etwas sehen will. Dukaten haben hier Flügel. Die Zeit
verläuft einem unter den Händen. -- -- Ach! du
liebes, herrliches Amsterdam, dich seh ich wohl schwer-

lich

der es ſelten ſehen laͤſt, und es ſogar dem franzoͤſiſchen Am-
baſſadeur abgeſchlagen hat. Ich erhielt ſchon um 7. Uhr
ein Billet von Mr. Lacoudré, darin ich benachrichtigt
und beſtellt wurde. Aber ich kan hier nichts ſagen, als
es iſt unbeſchreiblich ſchoͤn. Wohl dem ders ſehen kan!
Jahre lang koͤnnte man da ſtudieren. Das ganze Haus
ſteht voller Kunſtwerke. Man muß das, oder das Ho-
pe
ſche Kabinet ſehen. — Gemaͤlde mit Thautropfen
auf den Blumen. — Koͤpfe von Vandyck und Ru-
bens.
— Stuͤcke, an denen Rubens, Breughel, und
Sneyers gearbeitet haben. — Ein Frauenzimmer
aus Wachs, das 5. 6. Stuͤcke ſpielt. — Unter einer
Uhr eine kleine Orgel, die fuͤr ſich allein ſpielt. — Ein
Krucifix aus Elfenbein, mit dem bewundernswuͤrdigſten
Kopf. — Schlachten in Holz ausgeſchnitten. — Su-
ſannen
im Bade aus einem Stuͤck Elfenbein. — Chi-
neſiſches Schnitzwerk, wie Gitter, in Elfenbein. —
30.-40. Kugeln in einander. — Wo man hinſieht was
anders, und uͤberall Pracht. Blind, neidiſch, muͤde,
im Loben erſchoͤpft, entzuͤckt, erſtaunt, verliebt, hungrig
und durſtig wird einer da.

Und ſo beſchloß ich dann meinen Aufenthalt in Am-
ſterdam.
— Vierzehn Tage gingen weg, wie ein ſuͤſ-
ſer Traum. Das Schoͤnſte hab’ ich geſehen, das herr-
lichſte Wetter hatt’ ich, aber doch gabs Morgens und
Abends ſchon dicke, feuchte, ungeſunde Luſt. Auf dem
Papier iſt alles nahe bei einander, aber in der Stadt
kann man ſich matt und voll Schweis laufen, wenn man
etwas ſehen will. Dukaten haben hier Fluͤgel. Die Zeit
verlaͤuft einem unter den Haͤnden. — — Ach! du
liebes, herrliches Amſterdam, dich ſeh ich wohl ſchwer-

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[589/0613] der es ſelten ſehen laͤſt, und es ſogar dem franzoͤſiſchen Am- baſſadeur abgeſchlagen hat. Ich erhielt ſchon um 7. Uhr ein Billet von Mr. Lacoudré, darin ich benachrichtigt und beſtellt wurde. Aber ich kan hier nichts ſagen, als es iſt unbeſchreiblich ſchoͤn. Wohl dem ders ſehen kan! Jahre lang koͤnnte man da ſtudieren. Das ganze Haus ſteht voller Kunſtwerke. Man muß das, oder das Ho- peſche Kabinet ſehen. — Gemaͤlde mit Thautropfen auf den Blumen. — Koͤpfe von Vandyck und Ru- bens. — Stuͤcke, an denen Rubens, Breughel, und Sneyers gearbeitet haben. — Ein Frauenzimmer aus Wachs, das 5. 6. Stuͤcke ſpielt. — Unter einer Uhr eine kleine Orgel, die fuͤr ſich allein ſpielt. — Ein Krucifix aus Elfenbein, mit dem bewundernswuͤrdigſten Kopf. — Schlachten in Holz ausgeſchnitten. — Su- ſannen im Bade aus einem Stuͤck Elfenbein. — Chi- neſiſches Schnitzwerk, wie Gitter, in Elfenbein. — 30.-40. Kugeln in einander. — Wo man hinſieht was anders, und uͤberall Pracht. Blind, neidiſch, muͤde, im Loben erſchoͤpft, entzuͤckt, erſtaunt, verliebt, hungrig und durſtig wird einer da. Und ſo beſchloß ich dann meinen Aufenthalt in Am- ſterdam. — Vierzehn Tage gingen weg, wie ein ſuͤſ- ſer Traum. Das Schoͤnſte hab’ ich geſehen, das herr- lichſte Wetter hatt’ ich, aber doch gabs Morgens und Abends ſchon dicke, feuchte, ungeſunde Luſt. Auf dem Papier iſt alles nahe bei einander, aber in der Stadt kann man ſich matt und voll Schweis laufen, wenn man etwas ſehen will. Dukaten haben hier Fluͤgel. Die Zeit verlaͤuft einem unter den Haͤnden. — — Ach! du liebes, herrliches Amſterdam, dich ſeh ich wohl ſchwer- lich

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/613>, abgerufen am 25.11.2024.