und schöne Aussichten auf die Seine, und die eine Hälfte der Stadt darbieten. Der Pallast des Kriegsministers steht nicht weit davon, hat aber nichts besonders.
La Bastille. Dieses schreckliche Staatsgefängnis macht gleich beim ersten Anblick einen gewaltigen Ein- druck. Vier hohe runde Thürme, oben mit platten Dächern und durch Zwischengebäude verbunden, und was das traurigste ist, nur mit schmalen Spalten und Ritzen, statt der Fenster versehen, wovon eine in 2. bis 3. von den Kerkern, etwas Licht geben soll. Darin schmachten oft lebenslänglich alle, die etwas wider den König, oder die höchste Regierung und Verfassung des Hofs gesagt haben. Spionen gibts überall eine Menge. Man nimmt oft Leute 14. Tage etc. nachher erst weg, wo man sie bekommen kan, man sagt ihnen nicht, warum. Wasser und Brod ist ihre Nahrung, viele verfaulen bei lebendigen Leibe darin. Man darf nicht nahe hinzu gehen. Die Schildwachen leiden nicht, daß die Fremden oder Vorbeigehenden mit einander stehen bleiben oder sprechen, weisen etc. Allez votre chemin, -- rief mir einsmahls eine zu.
La Place Royale, ou la Place de Louis XIII. Der Platz ist schön, viereckigt, hat eine Einfassung von grossen vornehmen Häusern, die unten Hallen haben, worunter man bedeckt gehen und allerlei Waaren sehn kan. Der Platz selber ist in 4. Viertel mit einem Rasenplatze abgetheilt. Da, wo diese zusammen stossen, ist ein breites Stück gepflastert, und auf diesem steht das Fuß- gestelle, das 4. Seiten, und an denselben französische, und lateinische, prosaische und poetische, Inschristen hat, die voll pralerischen Lobs sind von Frankreich,
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und ſchoͤne Ausſichten auf die Seine, und die eine Haͤlfte der Stadt darbieten. Der Pallaſt des Kriegsminiſters ſteht nicht weit davon, hat aber nichts beſonders.
La Baſtille. Dieſes ſchreckliche Staatsgefaͤngnis macht gleich beim erſten Anblick einen gewaltigen Ein- druck. Vier hohe runde Thuͤrme, oben mit platten Daͤchern und durch Zwiſchengebaͤude verbunden, und was das traurigſte iſt, nur mit ſchmalen Spalten und Ritzen, ſtatt der Fenſter verſehen, wovon eine in 2. bis 3. von den Kerkern, etwas Licht geben ſoll. Darin ſchmachten oft lebenslaͤnglich alle, die etwas wider den Koͤnig, oder die hoͤchſte Regierung und Verfaſſung des Hofs geſagt haben. Spionen gibts uͤberall eine Menge. Man nimmt oft Leute 14. Tage ꝛc. nachher erſt weg, wo man ſie bekommen kan, man ſagt ihnen nicht, warum. Waſſer und Brod iſt ihre Nahrung, viele verfaulen bei lebendigen Leibe darin. Man darf nicht nahe hinzu gehen. Die Schildwachen leiden nicht, daß die Fremden oder Vorbeigehenden mit einander ſtehen bleiben oder ſprechen, weiſen ꝛc. Allez vôtre chemin, — rief mir einsmahls eine zu.
La Place Royale, ou la Place de Louis XIII. Der Platz iſt ſchoͤn, viereckigt, hat eine Einfaſſung von groſſen vornehmen Haͤuſern, die unten Hallen haben, worunter man bedeckt gehen und allerlei Waaren ſehn kan. Der Platz ſelber iſt in 4. Viertel mit einem Raſenplatze abgetheilt. Da, wo dieſe zuſammen ſtoſſen, iſt ein breites Stuͤck gepflaſtert, und auf dieſem ſteht das Fuß- geſtelle, das 4. Seiten, und an denſelben franzoͤſiſche, und lateiniſche, proſaiſche und poetiſche, Inſchriſten hat, die voll praleriſchen Lobs ſind von Frankreich,
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und ſchoͤne Ausſichten auf die Seine, und die eine Haͤlfte
der Stadt darbieten. Der Pallaſt des Kriegsminiſters
ſteht nicht weit davon, hat aber nichts beſonders.
La Baſtille. Dieſes ſchreckliche Staatsgefaͤngnis
macht gleich beim erſten Anblick einen gewaltigen Ein-
druck. Vier hohe runde Thuͤrme, oben mit platten
Daͤchern und durch Zwiſchengebaͤude verbunden, und
was das traurigſte iſt, nur mit ſchmalen Spalten und
Ritzen, ſtatt der Fenſter verſehen, wovon eine in 2. bis
3. von den Kerkern, etwas Licht geben ſoll. Darin
ſchmachten oft lebenslaͤnglich alle, die etwas wider den
Koͤnig, oder die hoͤchſte Regierung und Verfaſſung des
Hofs geſagt haben. Spionen gibts uͤberall eine Menge.
Man nimmt oft Leute 14. Tage ꝛc. nachher erſt weg, wo
man ſie bekommen kan, man ſagt ihnen nicht, warum.
Waſſer und Brod iſt ihre Nahrung, viele verfaulen bei
lebendigen Leibe darin. Man darf nicht nahe hinzu
gehen. Die Schildwachen leiden nicht, daß die Fremden
oder Vorbeigehenden mit einander ſtehen bleiben oder
ſprechen, weiſen ꝛc. Allez vôtre chemin, — rief
mir einsmahls eine zu.
La Place Royale, ou la Place de Louis XIII.
Der Platz iſt ſchoͤn, viereckigt, hat eine Einfaſſung von
groſſen vornehmen Haͤuſern, die unten Hallen haben,
worunter man bedeckt gehen und allerlei Waaren ſehn kan.
Der Platz ſelber iſt in 4. Viertel mit einem Raſenplatze
abgetheilt. Da, wo dieſe zuſammen ſtoſſen, iſt ein
breites Stuͤck gepflaſtert, und auf dieſem ſteht das Fuß-
geſtelle, das 4. Seiten, und an denſelben franzoͤſiſche,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/61>, abgerufen am 24.11.2024.
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