daran ist. In diesen Stall legt man die Leichen, die man des Nachts und des Morgens in den Strassen lie- gen findet. Man zieht sie nackend aus, damit man ihre Wunden sieht. Die Kleider, an denen sie ihren Be- kannten kenntbar werden können, hängt man dazu, und so läßt man sie etliche Tage da liegen. Jedermann kan hinein gehen, und sie besehen. Werden sie reklamirt, so liefert man sie aus, wo nicht, so verscharrt man sie end- lich an einem eignen Ort. Oft findet man Leute da lie- gen, denen mit einem Säbel die ganze Brust aufgehauen ist. Oft andre, denen der Hals recht künstlich mit dem Federmesser aufgeschnitten ist. Es vergeht fast keine Nacht, wo nicht 5. bis 6. Personen gefunden werden. Zwar lagen heute nur Kleider, keine Leichen da.
La Greve. Ein Platz, zu Hinrichtungen be- stimmt, der aber nicht gar gros ist, und keine regelmäs- sige Figur hat. Galgen und Rad sind nicht beständig da aufgerichtet; man nimt die Gehenkten in Frankreich gleich wieder ab, und bricht den Galgen selber auch ab. An der einen Seite ist das Rathhaus, ein altes grau- weisses Gebäude, wie die meisten in Paris, an der andern verkauft man Holz, Steine, und sonderlich wird das Getreide dort in Säcken hingebracht.
L'Arsenal et le Jardin d'Arsenal. Ein schö- nes Gebäude, mit vortreflichen langen Gängen an den Seiten, die hohl hinab tönen, wenn man darüber weg- läuft, weil unten alles gewölbt, und mit Munition an- gefüllt ist. Das Innre kan der Fremde nicht leicht zu sehen kriegen. Die Kanonen, die da liegen, sind nicht so schön, als die in Strasburg. Der Garten dabei hat schöne, breite Spaziergänge, die jedem offen stehen,
und
daran iſt. In dieſen Stall legt man die Leichen, die man des Nachts und des Morgens in den Straſſen lie- gen findet. Man zieht ſie nackend aus, damit man ihre Wunden ſieht. Die Kleider, an denen ſie ihren Be- kannten kenntbar werden koͤnnen, haͤngt man dazu, und ſo laͤßt man ſie etliche Tage da liegen. Jedermann kan hinein gehen, und ſie beſehen. Werden ſie reklamirt, ſo liefert man ſie aus, wo nicht, ſo verſcharrt man ſie end- lich an einem eignen Ort. Oft findet man Leute da lie- gen, denen mit einem Saͤbel die ganze Bruſt aufgehauen iſt. Oft andre, denen der Hals recht kuͤnſtlich mit dem Federmeſſer aufgeſchnitten iſt. Es vergeht faſt keine Nacht, wo nicht 5. bis 6. Perſonen gefunden werden. Zwar lagen heute nur Kleider, keine Leichen da.
La Greve. Ein Platz, zu Hinrichtungen be- ſtimmt, der aber nicht gar gros iſt, und keine regelmaͤſ- ſige Figur hat. Galgen und Rad ſind nicht beſtaͤndig da aufgerichtet; man nimt die Gehenkten in Frankreich gleich wieder ab, und bricht den Galgen ſelber auch ab. An der einen Seite iſt das Rathhaus, ein altes grau- weiſſes Gebaͤude, wie die meiſten in Paris, an der andern verkauft man Holz, Steine, und ſonderlich wird das Getreide dort in Saͤcken hingebracht.
L’Arſenal et le Jardin d’Arſenal. Ein ſchoͤ- nes Gebaͤude, mit vortreflichen langen Gaͤngen an den Seiten, die hohl hinab toͤnen, wenn man daruͤber weg- laͤuft, weil unten alles gewoͤlbt, und mit Munition an- gefuͤllt iſt. Das Innre kan der Fremde nicht leicht zu ſehen kriegen. Die Kanonen, die da liegen, ſind nicht ſo ſchoͤn, als die in Strasburg. Der Garten dabei hat ſchoͤne, breite Spaziergaͤnge, die jedem offen ſtehen,
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daran iſt. In dieſen Stall legt man die Leichen, die
man des Nachts und des Morgens in den Straſſen lie-
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Wunden ſieht. Die Kleider, an denen ſie ihren Be-
kannten kenntbar werden koͤnnen, haͤngt man dazu, und
ſo laͤßt man ſie etliche Tage da liegen. Jedermann kan
hinein gehen, und ſie beſehen. Werden ſie reklamirt, ſo
liefert man ſie aus, wo nicht, ſo verſcharrt man ſie end-
lich an einem eignen Ort. Oft findet man Leute da lie-
gen, denen mit einem Saͤbel die ganze Bruſt aufgehauen
iſt. Oft andre, denen der Hals recht kuͤnſtlich mit dem
Federmeſſer aufgeſchnitten iſt. Es vergeht faſt keine
Nacht, wo nicht 5. bis 6. Perſonen gefunden werden.
Zwar lagen heute nur Kleider, keine Leichen da.
La Greve. Ein Platz, zu Hinrichtungen be-
ſtimmt, der aber nicht gar gros iſt, und keine regelmaͤſ-
ſige Figur hat. Galgen und Rad ſind nicht beſtaͤndig da
aufgerichtet; man nimt die Gehenkten in Frankreich
gleich wieder ab, und bricht den Galgen ſelber auch ab.
An der einen Seite iſt das Rathhaus, ein altes grau-
weiſſes Gebaͤude, wie die meiſten in Paris, an der
andern verkauft man Holz, Steine, und ſonderlich wird
das Getreide dort in Saͤcken hingebracht.
L’Arſenal et le Jardin d’Arſenal. Ein ſchoͤ-
nes Gebaͤude, mit vortreflichen langen Gaͤngen an den
Seiten, die hohl hinab toͤnen, wenn man daruͤber weg-
laͤuft, weil unten alles gewoͤlbt, und mit Munition an-
gefuͤllt iſt. Das Innre kan der Fremde nicht leicht zu
ſehen kriegen. Die Kanonen, die da liegen, ſind nicht
ſo ſchoͤn, als die in Strasburg. Der Garten dabei
hat ſchoͤne, breite Spaziergaͤnge, die jedem offen ſtehen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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