wie er das Stück sah, 100,000. Gulden dafür geben wollte. In der Stube, wo über den Rapport vom Haag deliberiret wird, hat Ferdinand Bol auf einem Ge- mälde, die Standhaftigkeit des Fabricius gegen des Königs Pyrrhus Geschenke vorstellend, das überhaupt prächtig ist, einen Persianer, den er eben unten in sei- ner rothen Kleidung auf dem Platz stehen sah, so schön abgemahlt, daß wie der Mann herauf kam und sich ab- gemahlt sah, Ferdinand Boll von ihm ein Geschenk von 4000. Gulden erhielt. Vandyck hat Bürger- kompagnien in ihren alten Kleidungen mit Kragen ab- gemahlt, wie sie assen und trunken, ehe sie auf die Wa- che gingen, auch das Stück, wie der Gesandte zum Münsterischen Frieden vom Bürgermeister und der Kompagnie noch beim Schmaus beglückwünscht wird. Man muß erstaunen über die Arbeit, über die vielen Fi- guren. -- Es ist ein Kopf darauf, man meint, er lebe. Ein Reisender wolte 7000. Gulden geben, wenn er den Kopf herausschneiden dürfte, und wolte noch einen an- dern hinein mahlen lassen, aber vergebens! Im Kriegs- rath hängt ein Stück von van der Helst vom Jahre 1648. Da haben die Bürger grosse brennende Lunten an den Flinten -- da schoß man noch nicht 11. mahl in Einer Minute. Steigt man oben auf den Thurm, so findet man das Dach mit Kupfer gedeckt, und etliche allegorische Bildsäulen aus Kupfer mit vergoldeten Lor- berzweigen etc. stehen kolossalisch neben einem, unter an- dern ein Atlas mit der Weitkugel auf dem Rücken, gar ein prächtiges Stück. -- Im Thurme ist ein Glocken- spiel, das so dicke starke Hämmer hat, daß man oben nahe dabei die Ohren zustopfen muß. -- Aber das Schönste ist die herrliche Aussicht über die grosse
Stadt
wie er das Stuͤck ſah, 100,000. Gulden dafuͤr geben wollte. In der Stube, wo uͤber den Rapport vom Haag deliberiret wird, hat Ferdinand Bol auf einem Ge- maͤlde, die Standhaftigkeit des Fabricius gegen des Koͤnigs Pyrrhus Geſchenke vorſtellend, das uͤberhaupt praͤchtig iſt, einen Perſianer, den er eben unten in ſei- ner rothen Kleidung auf dem Platz ſtehen ſah, ſo ſchoͤn abgemahlt, daß wie der Mann herauf kam und ſich ab- gemahlt ſah, Ferdinand Boll von ihm ein Geſchenk von 4000. Gulden erhielt. Vandyck hat Buͤrger- kompagnien in ihren alten Kleidungen mit Kragen ab- gemahlt, wie ſie aſſen und trunken, ehe ſie auf die Wa- che gingen, auch das Stuͤck, wie der Geſandte zum Muͤnſteriſchen Frieden vom Buͤrgermeiſter und der Kompagnie noch beim Schmaus begluͤckwuͤnſcht wird. Man muß erſtaunen uͤber die Arbeit, uͤber die vielen Fi- guren. — Es iſt ein Kopf darauf, man meint, er lebe. Ein Reiſender wolte 7000. Gulden geben, wenn er den Kopf herausſchneiden duͤrfte, und wolte noch einen an- dern hinein mahlen laſſen, aber vergebens! Im Kriegs- rath haͤngt ein Stuͤck von van der Helſt vom Jahre 1648. Da haben die Buͤrger groſſe brennende Lunten an den Flinten — da ſchoß man noch nicht 11. mahl in Einer Minute. Steigt man oben auf den Thurm, ſo findet man das Dach mit Kupfer gedeckt, und etliche allegoriſche Bildſaͤulen aus Kupfer mit vergoldeten Lor- berzweigen ꝛc. ſtehen koloſſaliſch neben einem, unter an- dern ein Atlas mit der Weitkugel auf dem Ruͤcken, gar ein praͤchtiges Stuͤck. — Im Thurme iſt ein Glocken- ſpiel, das ſo dicke ſtarke Haͤmmer hat, daß man oben nahe dabei die Ohren zuſtopfen muß. — Aber das Schoͤnſte iſt die herrliche Ausſicht uͤber die groſſe
Stadt
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wie er das Stuͤck ſah, 100,000. Gulden dafuͤr geben
wollte. In der Stube, wo uͤber den Rapport vom Haag
deliberiret wird, hat Ferdinand Bol auf einem Ge-
maͤlde, die Standhaftigkeit des Fabricius gegen des
Koͤnigs Pyrrhus Geſchenke vorſtellend, das uͤberhaupt
praͤchtig iſt, einen Perſianer, den er eben unten in ſei-
ner rothen Kleidung auf dem Platz ſtehen ſah, ſo ſchoͤn
abgemahlt, daß wie der Mann herauf kam und ſich ab-
gemahlt ſah, Ferdinand Boll von ihm ein Geſchenk
von 4000. Gulden erhielt. Vandyck hat Buͤrger-
kompagnien in ihren alten Kleidungen mit Kragen ab-
gemahlt, wie ſie aſſen und trunken, ehe ſie auf die Wa-
che gingen, auch das Stuͤck, wie der Geſandte zum
Muͤnſteriſchen Frieden vom Buͤrgermeiſter und der
Kompagnie noch beim Schmaus begluͤckwuͤnſcht wird.
Man muß erſtaunen uͤber die Arbeit, uͤber die vielen Fi-
guren. — Es iſt ein Kopf darauf, man meint, er lebe.
Ein Reiſender wolte 7000. Gulden geben, wenn er den
Kopf herausſchneiden duͤrfte, und wolte noch einen an-
dern hinein mahlen laſſen, aber vergebens! Im Kriegs-
rath haͤngt ein Stuͤck von van der Helſt vom Jahre
1648. Da haben die Buͤrger groſſe brennende Lunten
an den Flinten — da ſchoß man noch nicht 11. mahl in
Einer Minute. Steigt man oben auf den Thurm,
ſo findet man das Dach mit Kupfer gedeckt, und etliche
allegoriſche Bildſaͤulen aus Kupfer mit vergoldeten Lor-
berzweigen ꝛc. ſtehen koloſſaliſch neben einem, unter an-
dern ein Atlas mit der Weitkugel auf dem Ruͤcken, gar
ein praͤchtiges Stuͤck. — Im Thurme iſt ein Glocken-
ſpiel, das ſo dicke ſtarke Haͤmmer hat, daß man oben
nahe dabei die Ohren zuſtopfen muß. — Aber das
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/584>, abgerufen am 24.11.2024.
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