Blauwe-Jan -- ein Wirthshaus, das wegen der fremden Thiere, die von jeher darin gehalten und gezeigt werden, bekannt ist. Im Hofe ist ein oben und an den Seiten mit Eisendratgittern vermachter Platz befindlich, dahinter haben Affen, Paviane, Katzen aus Madagas- kar, Raubvögel, Papageien, Kakadus, Löffelgänse, Bären etc. ihre Ställe. Ein Platz im Hofe kostet 4. Stüber. Man läst sich Bier oder Wein geben, und so kan man so lange zusehen, als man will. Die Leute trei- ben ihr Spiel mit den Thieren, machen die Affen mit Bier, Tobaksrauch etc. böse. Ein Löwe wird noch beson- ders gezeigt, und besonders bezahlt. Auch war ein Zwerg etc. zu sehen. Zur Kirmeszeit sollen viele andre seltne Thiere aus der ganzen Welt hier zusammen ge- bracht werden. Für den Besitzer ists eine starke Reve- nue. Den Löwen hat man in einer Stube hinter einem Gitter, hinter dem man bei uns wohl ein Schwein, aber keinen Löwen einzusperren wagte.
Bemerkungen.
Ein Paar Worte von besondern hier üblichen Trau- ungen. Aufm Rathhause sah ich heute Mittags und Nachmittags *) eine Menge geputzter Sleen halten, auch das Pferd war mit Bändern und Sträussen festlich geputzt. Das waren nun lauter neue Eheleute, die bekanntermas- sen sich nur bei denen Bürgermeistern melden. Sie wer- den als Getraute eingeschrieben, und die ganze Sache
kostet
*) Sonntags kommen nur die Lutheraner und Katholi- cken, und überhaupt alles, was nicht reformirt ist: die Reformirten aber können alle Tage kommen.
Blauwe-Jan — ein Wirthshaus, das wegen der fremden Thiere, die von jeher darin gehalten und gezeigt werden, bekannt iſt. Im Hofe iſt ein oben und an den Seiten mit Eiſendratgittern vermachter Platz befindlich, dahinter haben Affen, Paviane, Katzen aus Madagas- kar, Raubvoͤgel, Papageien, Kakadus, Loͤffelgaͤnſe, Baͤren ꝛc. ihre Staͤlle. Ein Platz im Hofe koſtet 4. Stuͤber. Man laͤſt ſich Bier oder Wein geben, und ſo kan man ſo lange zuſehen, als man will. Die Leute trei- ben ihr Spiel mit den Thieren, machen die Affen mit Bier, Tobaksrauch ꝛc. boͤſe. Ein Loͤwe wird noch beſon- ders gezeigt, und beſonders bezahlt. Auch war ein Zwerg ꝛc. zu ſehen. Zur Kirmeszeit ſollen viele andre ſeltne Thiere aus der ganzen Welt hier zuſammen ge- bracht werden. Fuͤr den Beſitzer iſts eine ſtarke Reve- nue. Den Loͤwen hat man in einer Stube hinter einem Gitter, hinter dem man bei uns wohl ein Schwein, aber keinen Loͤwen einzuſperren wagte.
Bemerkungen.
Ein Paar Worte von beſondern hier uͤblichen Trau- ungen. Aufm Rathhauſe ſah ich heute Mittags und Nachmittags *) eine Menge geputzter Sleen halten, auch das Pferd war mit Baͤndern und Straͤuſſen feſtlich geputzt. Das waren nun lauter neue Eheleute, die bekanntermaſ- ſen ſich nur bei denen Buͤrgermeiſtern melden. Sie wer- den als Getraute eingeſchrieben, und die ganze Sache
koſtet
*) Sonntags kommen nur die Lutheraner und Katholi- cken, und uͤberhaupt alles, was nicht reformirt iſt: die Reformirten aber koͤnnen alle Tage kommen.
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Blauwe-Jan — ein Wirthshaus, das wegen der
fremden Thiere, die von jeher darin gehalten und gezeigt
werden, bekannt iſt. Im Hofe iſt ein oben und an den
Seiten mit Eiſendratgittern vermachter Platz befindlich,
dahinter haben Affen, Paviane, Katzen aus Madagas-
kar, Raubvoͤgel, Papageien, Kakadus, Loͤffelgaͤnſe,
Baͤren ꝛc. ihre Staͤlle. Ein Platz im Hofe koſtet 4.
Stuͤber. Man laͤſt ſich Bier oder Wein geben, und ſo
kan man ſo lange zuſehen, als man will. Die Leute trei-
ben ihr Spiel mit den Thieren, machen die Affen mit
Bier, Tobaksrauch ꝛc. boͤſe. Ein Loͤwe wird noch beſon-
ders gezeigt, und beſonders bezahlt. Auch war ein
Zwerg ꝛc. zu ſehen. Zur Kirmeszeit ſollen viele andre
ſeltne Thiere aus der ganzen Welt hier zuſammen ge-
bracht werden. Fuͤr den Beſitzer iſts eine ſtarke Reve-
nue. Den Loͤwen hat man in einer Stube hinter einem
Gitter, hinter dem man bei uns wohl ein Schwein, aber
keinen Loͤwen einzuſperren wagte.
Bemerkungen.
Ein Paar Worte von beſondern hier uͤblichen Trau-
ungen. Aufm Rathhauſe ſah ich heute Mittags und
Nachmittags *) eine Menge geputzter Sleen halten, auch
das Pferd war mit Baͤndern und Straͤuſſen feſtlich geputzt.
Das waren nun lauter neue Eheleute, die bekanntermaſ-
ſen ſich nur bei denen Buͤrgermeiſtern melden. Sie wer-
den als Getraute eingeſchrieben, und die ganze Sache
koſtet
*) Sonntags kommen nur die Lutheraner und Katholi-
cken, und uͤberhaupt alles, was nicht reformirt iſt:
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/579>, abgerufen am 24.11.2024.
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