grossen Hotels, reichen Partikuliershäusern, Leichensälen etc. Wachslichter. In allen Kirchen ist eigentlich nur der mittlere Theil mit Stühlen besetzt. Zu beiden Seiten sind breite Gänge mit kleinen Altären, Beichtstühlen, und Bildern hinter eignen Gittern. Auch sind an bei- den Enden grosse Vestibules. Es stehen keine Bänke darin, sondern lauter Strohsessel, so wie in Hamburg etc. die man mit 2. Sous, oft noch höher, bezahlen muß. Auch das ist eine Ferme, die jährlich, auch nur in solchen Klosterkirchen, sehr viel beträgt, und für das Kloster, und noch mehr für die Kirchspiele eine beträchtliche Revenue ist.
L'Abbaye St. Germain, Fauxbourg St. Ger- main. Da ist in der Fasten der Markt, wo alles mögliche Schöne, Neue, und Angenehme zusammenkömt. So elend die Häuschen in dieser Gegend sind, -- niedre Stübchen, enge, finstre, gefährliche Treppen, oft schmu- tzige Löcher statt der Abtritte, gar keine Küchen, so daß man im französischen Kamine kocht *); -- so sind doch auch die kleinsten Winkel und jedes Fensterchen oben im Dach, das so klein ist, daß mans kaum für ein Tagloch halten würde, mit Menschen besetzt. Besonders woh- nen da viele Uhrmacher, und andre Arbeiter, die nicht
selbst
*) Und so ists in den vornehmsten Strassen; bei den besten Leuten findet man die Wohnstube in den Man- sarden. In vielen Stuben kan man kaum aufrecht stehen, die Treppen sind alle finstre enge Winkel. Bei der Hitze, bei Donnerwettern, in Krankheiten, muß es eine erschreckliche Plage seyn, in solchen Schlupf- winkeln zu wohnen. Und so sind, -- die grossen Ho- tels ausgenommen, -- die allermeisten Häuser in Paris.
C
groſſen Hotels, reichen Partikuliershaͤuſern, Leichenſaͤlen ꝛc. Wachslichter. In allen Kirchen iſt eigentlich nur der mittlere Theil mit Stuͤhlen beſetzt. Zu beiden Seiten ſind breite Gaͤnge mit kleinen Altaͤren, Beichtſtuͤhlen, und Bildern hinter eignen Gittern. Auch ſind an bei- den Enden groſſe Veſtibules. Es ſtehen keine Baͤnke darin, ſondern lauter Strohſeſſel, ſo wie in Hamburg ꝛc. die man mit 2. Sous, oft noch hoͤher, bezahlen muß. Auch das iſt eine Ferme, die jaͤhrlich, auch nur in ſolchen Kloſterkirchen, ſehr viel betraͤgt, und fuͤr das Kloſter, und noch mehr fuͤr die Kirchſpiele eine betraͤchtliche Revenue iſt.
L’Abbaye St. Germain, Fauxbourg St. Ger- main. Da iſt in der Faſten der Markt, wo alles moͤgliche Schoͤne, Neue, und Angenehme zuſammenkoͤmt. So elend die Haͤuschen in dieſer Gegend ſind, — niedre Stuͤbchen, enge, finſtre, gefaͤhrliche Treppen, oft ſchmu- tzige Loͤcher ſtatt der Abtritte, gar keine Kuͤchen, ſo daß man im franzoͤſiſchen Kamine kocht *); — ſo ſind doch auch die kleinſten Winkel und jedes Fenſterchen oben im Dach, das ſo klein iſt, daß mans kaum fuͤr ein Tagloch halten wuͤrde, mit Menſchen beſetzt. Beſonders woh- nen da viele Uhrmacher, und andre Arbeiter, die nicht
ſelbſt
*) Und ſo iſts in den vornehmſten Straſſen; bei den beſten Leuten findet man die Wohnſtube in den Man- ſarden. In vielen Stuben kan man kaum aufrecht ſtehen, die Treppen ſind alle finſtre enge Winkel. Bei der Hitze, bei Donnerwettern, in Krankheiten, muß es eine erſchreckliche Plage ſeyn, in ſolchen Schlupf- winkeln zu wohnen. Und ſo ſind, — die groſſen Ho- tels ausgenommen, — die allermeiſten Haͤuſer in Paris.
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groſſen Hotels, reichen Partikuliershaͤuſern, Leichenſaͤlen ꝛc.
Wachslichter. In allen Kirchen iſt eigentlich nur der
mittlere Theil mit Stuͤhlen beſetzt. Zu beiden Seiten
ſind breite Gaͤnge mit kleinen Altaͤren, Beichtſtuͤhlen,
und Bildern hinter eignen Gittern. Auch ſind an bei-
den Enden groſſe Veſtibules. Es ſtehen keine Baͤnke
darin, ſondern lauter Strohſeſſel, ſo wie in Hamburg
ꝛc. die man mit 2. Sous, oft noch hoͤher, bezahlen muß.
Auch das iſt eine Ferme, die jaͤhrlich, auch nur in ſolchen
Kloſterkirchen, ſehr viel betraͤgt, und fuͤr das Kloſter, und
noch mehr fuͤr die Kirchſpiele eine betraͤchtliche Revenue iſt.
L’Abbaye St. Germain, Fauxbourg St. Ger-
main. Da iſt in der Faſten der Markt, wo alles
moͤgliche Schoͤne, Neue, und Angenehme zuſammenkoͤmt.
So elend die Haͤuschen in dieſer Gegend ſind, — niedre
Stuͤbchen, enge, finſtre, gefaͤhrliche Treppen, oft ſchmu-
tzige Loͤcher ſtatt der Abtritte, gar keine Kuͤchen, ſo
daß man im franzoͤſiſchen Kamine kocht *); — ſo ſind doch
auch die kleinſten Winkel und jedes Fenſterchen oben im
Dach, das ſo klein iſt, daß mans kaum fuͤr ein Tagloch
halten wuͤrde, mit Menſchen beſetzt. Beſonders woh-
nen da viele Uhrmacher, und andre Arbeiter, die nicht
ſelbſt
*) Und ſo iſts in den vornehmſten Straſſen; bei den
beſten Leuten findet man die Wohnſtube in den Man-
ſarden. In vielen Stuben kan man kaum aufrecht
ſtehen, die Treppen ſind alle finſtre enge Winkel. Bei
der Hitze, bei Donnerwettern, in Krankheiten, muß
es eine erſchreckliche Plage ſeyn, in ſolchen Schlupf-
winkeln zu wohnen. Und ſo ſind, — die groſſen Ho-
tels ausgenommen, — die allermeiſten Haͤuſer in
Paris.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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