Weingeist; Allemand lies ihn so vom Kap kommen, und schnitt das Ei auf. Eine schöne Lage! Der Kopf liegt oben, die haarartigen Federn sind schon sehr weit, fast ausgebildet. 5) Ein Nautilusin seiner Schale. Das Thier hat viele Saugwarzen auf der Oberfläche. 6) Eine neue Art Pinceau de Mer -- die Stücke lie- gen imbricatim, es verdiente eine Zeichnung. 7) Ein Bernh. Erem.ausser seiner Schale, gar vollständig, gros und schön. 8) Ein Vogel, le Secretaire ge- nannt, weil ihm am Kopfe Federn hinausstehen, wie sie die Schreiber hinter die Ohren stecken. 9) Labrador- steine, die in allerlei Farben spielten. 10) Kostbare Opalminern aus Böhmen. 11) Krystalle inwen- dig mit Spiessen. 12) Eine Minera arg. ductilis aus Sachsen.
Vom Kabinet hohlte mich Hr. Prof. Sandifort ab, und zeigte mir die anatomische Sammlung. Jenes ist ein Gebäude im Botanischen Garten, dies steht weit davon in einem andern Hause. Die Sammlung ist größtentheils von Albinus, und zur Physiologie ist sie vollständig, da fehlt auch kein Theil. Alles steht wohl rangirt in Gläsern und in Glasschränken, in einer gewissen Ordnung. Die Stücke, die mir am besten ge- fielen, waren: 1) Die Epidermis einer Kinderhand. -- Sie sieht nicht anders aus, als ein Handschuh. 2) Die vasa cutanea einer Hand ohne Epidermis. Grosser Gott, welche Feinheit! 3) Die valvulae Intest. Jepe- ni. -- Blätter sinds, oder Falten -- unnachahmlich schön, ausgesprüzt. 4) Corona ciliaris -- ich fragte darnach, aber Wrisbergs in Göttingen ist doch schö- ner. 5) Das Mesenterium. -- Vielleicht ist nie
eine
Weingeiſt; Allemand lies ihn ſo vom Kap kommen, und ſchnitt das Ei auf. Eine ſchoͤne Lage! Der Kopf liegt oben, die haarartigen Federn ſind ſchon ſehr weit, faſt ausgebildet. 5) Ein Nautilusin ſeiner Schale. Das Thier hat viele Saugwarzen auf der Oberflaͤche. 6) Eine neue Art Pinceau de Mer — die Stuͤcke lie- gen imbricatim, es verdiente eine Zeichnung. 7) Ein Bernh. Erem.auſſer ſeiner Schale, gar vollſtaͤndig, gros und ſchoͤn. 8) Ein Vogel, le Secretaire ge- nannt, weil ihm am Kopfe Federn hinausſtehen, wie ſie die Schreiber hinter die Ohren ſtecken. 9) Labrador- ſteine, die in allerlei Farben ſpielten. 10) Koſtbare Opalminern aus Boͤhmen. 11) Kryſtalle inwen- dig mit Spieſſen. 12) Eine Minera arg. ductilis aus Sachſen.
Vom Kabinet hohlte mich Hr. Prof. Sandifort ab, und zeigte mir die anatomiſche Sammlung. Jenes iſt ein Gebaͤude im Botaniſchen Garten, dies ſteht weit davon in einem andern Hauſe. Die Sammlung iſt groͤßtentheils von Albinus, und zur Phyſiologie iſt ſie vollſtaͤndig, da fehlt auch kein Theil. Alles ſteht wohl rangirt in Glaͤſern und in Glasſchraͤnken, in einer gewiſſen Ordnung. Die Stuͤcke, die mir am beſten ge- fielen, waren: 1) Die Epidermis einer Kinderhand. — Sie ſieht nicht anders aus, als ein Handſchuh. 2) Die vaſa cutanea einer Hand ohne Epidermis. Groſſer Gott, welche Feinheit! 3) Die valvulae Inteſt. Jepe- ni. — Blaͤtter ſinds, oder Falten — unnachahmlich ſchoͤn, ausgeſpruͤzt. 4) Corona ciliaris — ich fragte darnach, aber Wrisbergs in Goͤttingen iſt doch ſchoͤ- ner. 5) Das Meſenterium. — Vielleicht iſt nie
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Weingeiſt; Allemand lies ihn ſo vom Kap kommen,
und ſchnitt das Ei auf. Eine ſchoͤne Lage! Der Kopf
liegt oben, die haarartigen Federn ſind ſchon ſehr weit,
faſt ausgebildet. 5) Ein Nautilus in ſeiner Schale.
Das Thier hat viele Saugwarzen auf der Oberflaͤche.
6) Eine neue Art Pinceau de Mer — die Stuͤcke lie-
gen imbricatim, es verdiente eine Zeichnung. 7) Ein
Bernh. Erem. auſſer ſeiner Schale, gar vollſtaͤndig,
gros und ſchoͤn. 8) Ein Vogel, le Secretaire ge-
nannt, weil ihm am Kopfe Federn hinausſtehen, wie ſie
die Schreiber hinter die Ohren ſtecken. 9) Labrador-
ſteine, die in allerlei Farben ſpielten. 10) Koſtbare
Opalminern aus Boͤhmen. 11) Kryſtalle inwen-
dig mit Spieſſen. 12) Eine Minera arg. ductilis
aus Sachſen.
Vom Kabinet hohlte mich Hr. Prof. Sandifort
ab, und zeigte mir die anatomiſche Sammlung.
Jenes iſt ein Gebaͤude im Botaniſchen Garten, dies ſteht
weit davon in einem andern Hauſe. Die Sammlung
iſt groͤßtentheils von Albinus, und zur Phyſiologie iſt
ſie vollſtaͤndig, da fehlt auch kein Theil. Alles ſteht
wohl rangirt in Glaͤſern und in Glasſchraͤnken, in einer
gewiſſen Ordnung. Die Stuͤcke, die mir am beſten ge-
fielen, waren: 1) Die Epidermis einer Kinderhand. —
Sie ſieht nicht anders aus, als ein Handſchuh. 2) Die
vaſa cutanea einer Hand ohne Epidermis. Groſſer
Gott, welche Feinheit! 3) Die valvulae Inteſt. Jepe-
ni. — Blaͤtter ſinds, oder Falten — unnachahmlich
ſchoͤn, ausgeſpruͤzt. 4) Corona ciliaris — ich fragte
darnach, aber Wrisbergs in Goͤttingen iſt doch ſchoͤ-
ner. 5) Das Meſenterium. — Vielleicht iſt nie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/551>, abgerufen am 24.11.2024.
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