und nennen die Deutschen Mof; dies ist ein Schimpf- wort, das zu Schlägereien Gelegenheit gibt.
Es predigte einsmahls einer: Barrabas heisse sei- nes Vaters Sohn, weil er des Vaters Sohn wirklich sei, nämlich nach Joh. VIII, 44. Ihr seid vom etc. und so heisse er, weil er ein Bild des ganzen menschlichen Geschlechts sei. -- Ein andrer sagte in der Hochzeitpre- digt: die Frau sei nicht aus dem Kopfe des Mannes ge- schaffen, weil sie nicht herrschen soll; auch nicht aus dem Unterleibe, damit er sie nicht mit Foeten trappen soll, son- dern aus der Mitte, weil alles soll getheilt werden, zwi- schen Mann und Frau.
Bei Mahlzeiten muß das Gebet allemahl von dem Domine verrichtet werden. Da hat nun mancher eine rechte Gebetsgabe, betet eine Viertelstunde, daß dar- über alles kalt wird, bringt dann hinten noch eine Capta- tionem benevolentiae an; einer hatte die Gewohn- heit, daß er allemahl betete: Start aut dat Horn det Uberflutt op onze Vriende, by den wir hute erfreuet sint etc. etc.
Den 4ten August.
Ich war Willens heute früh den Haag zu verlassen, und nach Leyden zu gehen. Allein noch gestern Abend kam Hr. Prof. Büsch von Hamburg hier an, und um seinetwillen blieb ich hier, bis Abends um halb 5. Uhr. Wir besahen den Paradeplatz, das Naturalienkabinet, die Staatenkammer mit einander, machten drauf dem Hamburgischen Residenten, Hrn. Klefeker, eine Visite, assen bei Hr. Pastor Muzenbecher zu Mittag, und --
waren
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und nennen die Deutſchen Mof; dies iſt ein Schimpf- wort, das zu Schlaͤgereien Gelegenheit gibt.
Es predigte einsmahls einer: Barrabas heiſſe ſei- nes Vaters Sohn, weil er des Vaters Sohn wirklich ſei, naͤmlich nach Joh. VIII, 44. Ihr ſeid vom ꝛc. und ſo heiſſe er, weil er ein Bild des ganzen menſchlichen Geſchlechts ſei. — Ein andrer ſagte in der Hochzeitpre- digt: die Frau ſei nicht aus dem Kopfe des Mannes ge- ſchaffen, weil ſie nicht herrſchen ſoll; auch nicht aus dem Unterleibe, damit er ſie nicht mit Foeten trappen ſoll, ſon- dern aus der Mitte, weil alles ſoll getheilt werden, zwi- ſchen Mann und Frau.
Bei Mahlzeiten muß das Gebet allemahl von dem Domine verrichtet werden. Da hat nun mancher eine rechte Gebetsgabe, betet eine Viertelſtunde, daß dar- uͤber alles kalt wird, bringt dann hinten noch eine Capta- tionem benevolentiae an; einer hatte die Gewohn- heit, daß er allemahl betete: Start aut dat Horn det Uberflutt op onze Vriende, by den wir hute erfreuet ſint ꝛc. ꝛc.
Den 4ten Auguſt.
Ich war Willens heute fruͤh den Haag zu verlaſſen, und nach Leyden zu gehen. Allein noch geſtern Abend kam Hr. Prof. Buͤſch von Hamburg hier an, und um ſeinetwillen blieb ich hier, bis Abends um halb 5. Uhr. Wir beſahen den Paradeplatz, das Naturalienkabinet, die Staatenkammer mit einander, machten drauf dem Hamburgiſchen Reſidenten, Hrn. Klefeker, eine Viſite, aſſen bei Hr. Paſtor Muzenbecher zu Mittag, und —
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und nennen die Deutſchen Mof; dies iſt ein Schimpf-
wort, das zu Schlaͤgereien Gelegenheit gibt.
Es predigte einsmahls einer: Barrabas heiſſe ſei-
nes Vaters Sohn, weil er des Vaters Sohn wirklich
ſei, naͤmlich nach Joh. VIII, 44. Ihr ſeid vom ꝛc.
und ſo heiſſe er, weil er ein Bild des ganzen menſchlichen
Geſchlechts ſei. — Ein andrer ſagte in der Hochzeitpre-
digt: die Frau ſei nicht aus dem Kopfe des Mannes ge-
ſchaffen, weil ſie nicht herrſchen ſoll; auch nicht aus dem
Unterleibe, damit er ſie nicht mit Foeten trappen ſoll, ſon-
dern aus der Mitte, weil alles ſoll getheilt werden, zwi-
ſchen Mann und Frau.
Bei Mahlzeiten muß das Gebet allemahl von
dem Domine verrichtet werden. Da hat nun mancher
eine rechte Gebetsgabe, betet eine Viertelſtunde, daß dar-
uͤber alles kalt wird, bringt dann hinten noch eine Capta-
tionem benevolentiae an; einer hatte die Gewohn-
heit, daß er allemahl betete: Start aut dat Horn det
Uberflutt op onze Vriende, by den wir hute erfreuet
ſint ꝛc. ꝛc.
Den 4ten Auguſt.
Ich war Willens heute fruͤh den Haag zu verlaſſen,
und nach Leyden zu gehen. Allein noch geſtern Abend
kam Hr. Prof. Buͤſch von Hamburg hier an, und um
ſeinetwillen blieb ich hier, bis Abends um halb 5. Uhr.
Wir beſahen den Paradeplatz, das Naturalienkabinet,
die Staatenkammer mit einander, machten drauf dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/539>, abgerufen am 24.11.2024.
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