Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

ist nun seit 40. Jahren nicht mehr aus dem Haag ge-
kommen, hat überhaupt nie ein andres Land gesehen, hat
hier dreierlei Aemter, die mit der Spedition der Schiffe,
und dem Dechifriren der Depechen *) zusammen hän-
gen, und ihm die ganze Zeit wegnehmen. An dem
Traite anatomique de la chenille qui rogne le
bois de saule
hat er über 8. Jahre gearbeitet. Er hat
ihn auf seine Kosten drucken lassen, hat die Kupfertafeln
selber dazu gezeichnet und gestochen, und verkauft das
Werk auch selber für 10. Gulden, den Buchhändlern gibt
er 30. Stüber Rabat. Die Kosten hat er zwar wieder,
aber nichts für seine Mühe, als den Eintritt in 4. Akade-
mien, in die Russische und Kaiserliche Acad. Nat. cu-
rios.
**) Zeichnen hat er von Jugend auf gelernt, das
Kupferstechen aber von Vandelaar -- der die Kupfer

zu
Federmesser, und ohne einen Lehrmeister zu haben, ein
Basrelief, Apollo mit den Musen vorstellend, in Pal-
menholz so schon, daß es der berühmte Maler, der
Ritter de Moor bewunderte, und ihn seine Unterwei-
sung in der Zeichenkunst anbot, die Lyonet auch freu-
dig annahm.
Herausgeber.
*) Er ist eigentlich Sachwalter des Gerichtshofes von
Holland, Dolmetscher, Patentmeister und Dechifreur
der Generalstaaten, und ist zu Mastricht 1708. geboh-
ren. Umständlichere Nachrichten von dem Leben die-
ses vortreflichen Naturforschers findet man nebst sei-
nem Bildnisse in van Gool's nieuwe Schoubourg
der nederlantsche Kunstschilders, 2. D.
S. 330.
u. f. Herausgeber.
**) Auch in die Londoner Soc. d. W.
Herausgeber.

iſt nun ſeit 40. Jahren nicht mehr aus dem Haag ge-
kommen, hat uͤberhaupt nie ein andres Land geſehen, hat
hier dreierlei Aemter, die mit der Spedition der Schiffe,
und dem Dechifriren der Depechen *) zuſammen haͤn-
gen, und ihm die ganze Zeit wegnehmen. An dem
Traité anatomique de la chenille qui rogne le
bois de ſaule
hat er uͤber 8. Jahre gearbeitet. Er hat
ihn auf ſeine Koſten drucken laſſen, hat die Kupfertafeln
ſelber dazu gezeichnet und geſtochen, und verkauft das
Werk auch ſelber fuͤr 10. Gulden, den Buchhaͤndlern gibt
er 30. Stuͤber Rabat. Die Koſten hat er zwar wieder,
aber nichts fuͤr ſeine Muͤhe, als den Eintritt in 4. Akade-
mien, in die Ruſſiſche und Kaiſerliche Acad. Nat. cu-
rioſ.
**) Zeichnen hat er von Jugend auf gelernt, das
Kupferſtechen aber von Vandelaar — der die Kupfer

zu
Federmeſſer, und ohne einen Lehrmeiſter zu haben, ein
Basrelief, Apollo mit den Muſen vorſtellend, in Pal-
menholz ſo ſchon, daß es der beruͤhmte Maler, der
Ritter de Moor bewunderte, und ihn ſeine Unterwei-
ſung in der Zeichenkunſt anbot, die Lyonet auch freu-
dig annahm.
Herausgeber.
*) Er iſt eigentlich Sachwalter des Gerichtshofes von
Holland, Dolmetſcher, Patentmeiſter und Dechifreur
der Generalſtaaten, und iſt zu Maſtricht 1708. geboh-
ren. Umſtaͤndlichere Nachrichten von dem Leben die-
ſes vortreflichen Naturforſchers findet man nebſt ſei-
nem Bildniſſe in van Gool’s nieuwe Schoubourg
der nederlantſche Kunſtſchilders, 2. D.
S. 330.
u. f. Herausgeber.
**) Auch in die Londoner Soc. d. W.
Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0518" n="494"/>
i&#x017F;t nun &#x017F;eit 40. Jahren nicht mehr aus dem <hi rendition="#fr">Haag</hi> ge-<lb/>
kommen, hat u&#x0364;berhaupt nie ein andres Land ge&#x017F;ehen, hat<lb/>
hier dreierlei Aemter, die mit der Spedition der Schiffe,<lb/>
und dem Dechifriren der Depechen <note place="foot" n="*)">Er i&#x017F;t eigentlich Sachwalter des Gerichtshofes von<lb/><hi rendition="#fr">Holland,</hi> Dolmet&#x017F;cher, Patentmei&#x017F;ter und Dechifreur<lb/>
der General&#x017F;taaten, und i&#x017F;t zu <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;tricht</hi> 1708. geboh-<lb/>
ren. Um&#x017F;ta&#x0364;ndlichere Nachrichten von dem Leben die-<lb/>
&#x017F;es vortreflichen Naturfor&#x017F;chers findet man neb&#x017F;t &#x017F;ei-<lb/>
nem Bildni&#x017F;&#x017F;e in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">van Gool&#x2019;s</hi> nieuwe Schoubourg<lb/>
der nederlant&#x017F;che Kun&#x017F;t&#x017F;childers, 2. D.</hi> S. 330.<lb/>
u. f. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note> zu&#x017F;ammen ha&#x0364;n-<lb/>
gen, und ihm die ganze Zeit wegnehmen. An dem<lb/><hi rendition="#aq">Traité anatomique de la chenille qui rogne le<lb/>
bois de &#x017F;aule</hi> hat er u&#x0364;ber 8. Jahre gearbeitet. Er hat<lb/>
ihn auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten drucken la&#x017F;&#x017F;en, hat die Kupfertafeln<lb/>
&#x017F;elber dazu gezeichnet und ge&#x017F;tochen, und verkauft das<lb/>
Werk auch &#x017F;elber fu&#x0364;r 10. Gulden, den Buchha&#x0364;ndlern gibt<lb/>
er 30. Stu&#x0364;ber Rabat. Die Ko&#x017F;ten hat er zwar wieder,<lb/>
aber nichts fu&#x0364;r &#x017F;eine Mu&#x0364;he, als den Eintritt in 4. Akade-<lb/>
mien, in die Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che und Kai&#x017F;erliche <hi rendition="#aq">Acad. Nat. cu-<lb/>
rio&#x017F;.</hi> <note place="foot" n="**)">Auch in die <hi rendition="#fr">Londoner</hi> Soc. d. W.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note> Zeichnen hat er von Jugend auf gelernt, das<lb/>
Kupfer&#x017F;techen aber von <hi rendition="#fr">Vandelaar</hi> &#x2014; der die Kupfer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/><note xml:id="nfn11" prev="#fn11" place="foot" n="*)">Federme&#x017F;&#x017F;er, und ohne einen Lehrmei&#x017F;ter zu haben, ein<lb/>
Basrelief, <hi rendition="#fr">Apollo</hi> mit den <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;en</hi> vor&#x017F;tellend, in Pal-<lb/>
menholz &#x017F;o &#x017F;chon, daß es der beru&#x0364;hmte Maler, der<lb/>
Ritter <hi rendition="#fr">de Moor</hi> bewunderte, und ihn &#x017F;eine Unterwei-<lb/>
&#x017F;ung in der Zeichenkun&#x017F;t anbot, die <hi rendition="#fr">Lyonet</hi> auch freu-<lb/>
dig annahm.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[494/0518] iſt nun ſeit 40. Jahren nicht mehr aus dem Haag ge- kommen, hat uͤberhaupt nie ein andres Land geſehen, hat hier dreierlei Aemter, die mit der Spedition der Schiffe, und dem Dechifriren der Depechen *) zuſammen haͤn- gen, und ihm die ganze Zeit wegnehmen. An dem Traité anatomique de la chenille qui rogne le bois de ſaule hat er uͤber 8. Jahre gearbeitet. Er hat ihn auf ſeine Koſten drucken laſſen, hat die Kupfertafeln ſelber dazu gezeichnet und geſtochen, und verkauft das Werk auch ſelber fuͤr 10. Gulden, den Buchhaͤndlern gibt er 30. Stuͤber Rabat. Die Koſten hat er zwar wieder, aber nichts fuͤr ſeine Muͤhe, als den Eintritt in 4. Akade- mien, in die Ruſſiſche und Kaiſerliche Acad. Nat. cu- rioſ. **) Zeichnen hat er von Jugend auf gelernt, das Kupferſtechen aber von Vandelaar — der die Kupfer zu *) *) Er iſt eigentlich Sachwalter des Gerichtshofes von Holland, Dolmetſcher, Patentmeiſter und Dechifreur der Generalſtaaten, und iſt zu Maſtricht 1708. geboh- ren. Umſtaͤndlichere Nachrichten von dem Leben die- ſes vortreflichen Naturforſchers findet man nebſt ſei- nem Bildniſſe in van Gool’s nieuwe Schoubourg der nederlantſche Kunſtſchilders, 2. D. S. 330. u. f. Herausgeber. **) Auch in die Londoner Soc. d. W. Herausgeber. *) Federmeſſer, und ohne einen Lehrmeiſter zu haben, ein Basrelief, Apollo mit den Muſen vorſtellend, in Pal- menholz ſo ſchon, daß es der beruͤhmte Maler, der Ritter de Moor bewunderte, und ihn ſeine Unterwei- ſung in der Zeichenkunſt anbot, die Lyonet auch freu- dig annahm. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/518
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/518>, abgerufen am 24.11.2024.