Paris aus hatte, zu übergeben. Aber ich war unglück- lich damit.
Der Herr Baron von Meermann, an den mir Villoison eine Addresse gegeben hatte, war auf seinen Landsitz, der sehr weit entlegen ist, verreist. Ich fand ein erstaunend grosses Haus, wo der Bediente unter der Treppe seine Wohnung hatte. Erst ward ich zu einem alten Offizier dieses Namens gewiesen, der aber mir gleich eine andre Strasse nannte, wo sein Vetter logir- te. Sie sind wegen einer Maitresse keine guten Freunde.
Hr. Vosmaer, Aufseher des Naturalienkabinets des Erbstatthalters, war nach Deventer verreist. Nach- her hatt' ich auch keine grosse Ursache, seine Abwesenheit zu bedauren *).
Hr. Treuer, Gesandter der Baadenschen, Darm- städter und Anspacher Höfe, erwartete mich schon lan- ge, hatte selbst von Ihro Durchl. dem Herrn Marggra- fen von Baaden, Briefe meinetwegen erhalten, und empfing mich mit der grösten Höflichkeit. Ich speiste bei ihm zu Mittage, und nachher besahen ich und einige Engelländer seine Insekten- und Konchyliensamm- lung, die beide vortreflich sind. Er hat sie nach den Welttheilen abgetheilt, besitzt viele herrliche Stücke, sam- melt seit 50. Jahren, und unterhält einen weitläuftigen Briefwechsel. Von da besah ich
Die
*) Hr. Crevenna, ein italiänischer Kaufmann in Am- sterdam, der eine schöne Bibliothek besitzt, und davon ein Verzeichnis 1775. drucken lassen, wirft ihm darin seine Unhöflichkeit gegen die Fremden sehr derb vor.
Paris aus hatte, zu uͤbergeben. Aber ich war ungluͤck- lich damit.
Der Herr Baron von Meermann, an den mir Villoiſon eine Addreſſe gegeben hatte, war auf ſeinen Landſitz, der ſehr weit entlegen iſt, verreiſt. Ich fand ein erſtaunend groſſes Haus, wo der Bediente unter der Treppe ſeine Wohnung hatte. Erſt ward ich zu einem alten Offizier dieſes Namens gewieſen, der aber mir gleich eine andre Straſſe nannte, wo ſein Vetter logir- te. Sie ſind wegen einer Maitreſſe keine guten Freunde.
Hr. Voſmaer, Aufſeher des Naturalienkabinets des Erbſtatthalters, war nach Deventer verreiſt. Nach- her hatt’ ich auch keine groſſe Urſache, ſeine Abweſenheit zu bedauren *).
Hr. Treuer, Geſandter der Baadenſchen, Darm- ſtaͤdter und Anſpacher Hoͤfe, erwartete mich ſchon lan- ge, hatte ſelbſt von Ihro Durchl. dem Herrn Marggra- fen von Baaden, Briefe meinetwegen erhalten, und empfing mich mit der groͤſten Hoͤflichkeit. Ich ſpeiſte bei ihm zu Mittage, und nachher beſahen ich und einige Engellaͤnder ſeine Inſekten- und Konchylienſamm- lung, die beide vortreflich ſind. Er hat ſie nach den Welttheilen abgetheilt, beſitzt viele herrliche Stuͤcke, ſam- melt ſeit 50. Jahren, und unterhaͤlt einen weitlaͤuftigen Briefwechſel. Von da beſah ich
Die
*) Hr. Crevenna, ein italiaͤniſcher Kaufmann in Am- ſterdam, der eine ſchoͤne Bibliothek beſitzt, und davon ein Verzeichnis 1775. drucken laſſen, wirft ihm darin ſeine Unhoͤflichkeit gegen die Fremden ſehr derb vor.
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Paris aus hatte, zu uͤbergeben. Aber ich war ungluͤck-
lich damit.
Der Herr Baron von Meermann, an den mir
Villoiſon eine Addreſſe gegeben hatte, war auf ſeinen
Landſitz, der ſehr weit entlegen iſt, verreiſt. Ich fand
ein erſtaunend groſſes Haus, wo der Bediente unter der
Treppe ſeine Wohnung hatte. Erſt ward ich zu einem
alten Offizier dieſes Namens gewieſen, der aber mir
gleich eine andre Straſſe nannte, wo ſein Vetter logir-
te. Sie ſind wegen einer Maitreſſe keine guten Freunde.
Hr. Voſmaer, Aufſeher des Naturalienkabinets
des Erbſtatthalters, war nach Deventer verreiſt. Nach-
her hatt’ ich auch keine groſſe Urſache, ſeine Abweſenheit
zu bedauren *).
Hr. Treuer, Geſandter der Baadenſchen, Darm-
ſtaͤdter und Anſpacher Hoͤfe, erwartete mich ſchon lan-
ge, hatte ſelbſt von Ihro Durchl. dem Herrn Marggra-
fen von Baaden, Briefe meinetwegen erhalten, und
empfing mich mit der groͤſten Hoͤflichkeit. Ich ſpeiſte
bei ihm zu Mittage, und nachher beſahen ich und einige
Engellaͤnder ſeine Inſekten- und Konchylienſamm-
lung, die beide vortreflich ſind. Er hat ſie nach den
Welttheilen abgetheilt, beſitzt viele herrliche Stuͤcke, ſam-
melt ſeit 50. Jahren, und unterhaͤlt einen weitlaͤuftigen
Briefwechſel. Von da beſah ich
Die
*) Hr. Crevenna, ein italiaͤniſcher Kaufmann in Am-
ſterdam, der eine ſchoͤne Bibliothek beſitzt, und davon
ein Verzeichnis 1775. drucken laſſen, wirft ihm darin
ſeine Unhoͤflichkeit gegen die Fremden ſehr derb vor.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/510>, abgerufen am 24.11.2024.
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