auch Figuren von Thieren, die recht artig sind. Man bringt gelblichtes englisches Steingut hierher, und mahlt es hier besser als in Engelland.
Haag. Eins der grösten, der schönsten, der an- genehmsten Dörfer in der ganzen Welt. Fest ists im geringsten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen ähnliches davon da ist, sind Einfahrten, Portale etc. an denen Schildwachten stehen. Man kömmt auf der einen Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder andern Seite sind ebenfalls Alleen, Kanäle, Teiche, Gehölze etc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze- ven Kerken van Rom, und ging noch mit dem Re- genschirm in der Hand herum, den
Haag zu besehen. Alles ist hier nett, schön, sau- ber, angenehm, luftig, eben, man ist wie in einer Stadt, und doch aufin Lande. Im Orte selber sind grosse breite Spaziergänge, darneben Seen, Teiche etc. und das alles ist mit schattigten Bäumen besetzt. Man erblickt eine Menge vortreflicher grosser Häuser, die zwar oft nur schmal sind, demungeachtet aber inwendig die schönsten Zimmer haben, denn die Mauern sind nur 2. Backsteine dick, die Hausgänge sind schmal, und jedes Plätzchen ist gespart. Sehr viele Häuser nehmen ganz allein eine Reihe ein, viele haben vorne nach der Strasse zu grosse Plätze mit prächtigen Einfassungen. Zuweilen sind die Thüren und Fenster aus einem gelben Stein, zuweilen ist es nur gemahlt, es sieht aber in beiden Fällen schön aus. Das Bauen ist hier sehr kostbar. Holz und Mauer- und Wackensteine hat man nicht, und selbst von den Backsteinen kostet einer 2. Stüber. Soll ein Grund gelegt werden, -- wie ich heute da sah, wo man das
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auch Figuren von Thieren, die recht artig ſind. Man bringt gelblichtes engliſches Steingut hierher, und mahlt es hier beſſer als in Engelland.
Haag. Eins der groͤſten, der ſchoͤnſten, der an- genehmſten Doͤrfer in der ganzen Welt. Feſt iſts im geringſten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen aͤhnliches davon da iſt, ſind Einfahrten, Portale ꝛc. an denen Schildwachten ſtehen. Man koͤmmt auf der einen Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder andern Seite ſind ebenfalls Alleen, Kanaͤle, Teiche, Gehoͤlze ꝛc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze- ven Kerken van Rom, und ging noch mit dem Re- genſchirm in der Hand herum, den
Haag zu beſehen. Alles iſt hier nett, ſchoͤn, ſau- ber, angenehm, luftig, eben, man iſt wie in einer Stadt, und doch aufin Lande. Im Orte ſelber ſind groſſe breite Spaziergaͤnge, darneben Seen, Teiche ꝛc. und das alles iſt mit ſchattigten Baͤumen beſetzt. Man erblickt eine Menge vortreflicher groſſer Haͤuſer, die zwar oft nur ſchmal ſind, demungeachtet aber inwendig die ſchoͤnſten Zimmer haben, denn die Mauern ſind nur 2. Backſteine dick, die Hausgaͤnge ſind ſchmal, und jedes Plaͤtzchen iſt geſpart. Sehr viele Haͤuſer nehmen ganz allein eine Reihe ein, viele haben vorne nach der Straſſe zu groſſe Plaͤtze mit praͤchtigen Einfaſſungen. Zuweilen ſind die Thuͤren und Fenſter aus einem gelben Stein, zuweilen iſt es nur gemahlt, es ſieht aber in beiden Faͤllen ſchoͤn aus. Das Bauen iſt hier ſehr koſtbar. Holz und Mauer- und Wackenſteine hat man nicht, und ſelbſt von den Backſteinen koſtet einer 2. Stuͤber. Soll ein Grund gelegt werden, — wie ich heute da ſah, wo man das
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auch Figuren von Thieren, die recht artig ſind. Man
bringt gelblichtes engliſches Steingut hierher, und mahlt
es hier beſſer als in Engelland.
Haag. Eins der groͤſten, der ſchoͤnſten, der an-
genehmſten Doͤrfer in der ganzen Welt. Feſt iſts im
geringſten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen
aͤhnliches davon da iſt, ſind Einfahrten, Portale ꝛc. an
denen Schildwachten ſtehen. Man koͤmmt auf der einen
Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder
andern Seite ſind ebenfalls Alleen, Kanaͤle, Teiche,
Gehoͤlze ꝛc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze-
ven Kerken van Rom, und ging noch mit dem Re-
genſchirm in der Hand herum, den
Haag zu beſehen. Alles iſt hier nett, ſchoͤn, ſau-
ber, angenehm, luftig, eben, man iſt wie in einer Stadt,
und doch aufin Lande. Im Orte ſelber ſind groſſe breite
Spaziergaͤnge, darneben Seen, Teiche ꝛc. und das alles
iſt mit ſchattigten Baͤumen beſetzt. Man erblickt eine
Menge vortreflicher groſſer Haͤuſer, die zwar oft nur
ſchmal ſind, demungeachtet aber inwendig die ſchoͤnſten
Zimmer haben, denn die Mauern ſind nur 2. Backſteine
dick, die Hausgaͤnge ſind ſchmal, und jedes Plaͤtzchen iſt
geſpart. Sehr viele Haͤuſer nehmen ganz allein eine
Reihe ein, viele haben vorne nach der Straſſe zu groſſe
Plaͤtze mit praͤchtigen Einfaſſungen. Zuweilen ſind die
Thuͤren und Fenſter aus einem gelben Stein, zuweilen
iſt es nur gemahlt, es ſieht aber in beiden Faͤllen ſchoͤn
aus. Das Bauen iſt hier ſehr koſtbar. Holz und
Mauer- und Wackenſteine hat man nicht, und ſelbſt von
den Backſteinen koſtet einer 2. Stuͤber. Soll ein Grund
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/507>, abgerufen am 23.11.2024.
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