Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

aber sie sind im Geringsten nicht angenehm, alle haben
etwas Rauhes, die Farben sind etwas grob. Das sagt
ich ihm nun freilich nicht, aber das konnt ich ihm doch
nicht bergen, daß die Vögel fast alle in unnatürlichen
Stellungen gezeichnet sind, ihm schien dies aber kein Feh-
ler zu seyn. Unter den wenigen Naturalien, die er mir
sonst aus dieser Gegend wies, waren mir bemerkenswür-
dig: Ein Flußschwamm. Er wollte nicht glauben,
das er die Wohnung eines Thieres sei, und hatte doch sel-
ber kleine Eier darin gefunden, die er sehr vergrössert ab-
zeichnen lassen. Petrefakte in Achat. Das Nest
eines
Oriolus. In der That sehr merkwürdig. Der
Vogel hat Bindfaden, kleine Schnüre gefunden, und
mit diesen hat er sein Nest an ein Stück Holz, das meh-
rere Aeste oder Zinken hat, angebunden. (s. sein nur ge-
dachtes Werk.) Er gab mir Addressen an Myn Heer
Vriends, einen Kaufmann, und von Brahel in Har-
lem,
und der Engelländer, mein Freund, eine nach Am-
sterdam
an Myn Heer Hope, der ein vortrefliches Ge-
mäldekabinet besitzt. Nun besah ich weiter

Das Naturalienkabinet von Myn Heer Gevers.
Er ist Bürgermeister hier und ein Mann von wenigstens
400,000. Gulden Vermögen, und ist dabei ein Liebha-
ber der Naturgeschichte. Myn Heer Creet hatte ihm
von mir Nachricht gegeben, und so zeigte er mir alles mit
der grösten Gefälligkeit, und mehr als ich bei den Kopf-
schmerzen behalten konnte. Es ist ein einziges Zimmer,

aber
J. C. Sepp, (die Verfasser des bekannten herrlichen
Insektenwerks) sind seine Mitarbeiter.
Herausgeber.

aber ſie ſind im Geringſten nicht angenehm, alle haben
etwas Rauhes, die Farben ſind etwas grob. Das ſagt
ich ihm nun freilich nicht, aber das konnt ich ihm doch
nicht bergen, daß die Voͤgel faſt alle in unnatuͤrlichen
Stellungen gezeichnet ſind, ihm ſchien dies aber kein Feh-
ler zu ſeyn. Unter den wenigen Naturalien, die er mir
ſonſt aus dieſer Gegend wies, waren mir bemerkenswuͤr-
dig: Ein Flußſchwamm. Er wollte nicht glauben,
das er die Wohnung eines Thieres ſei, und hatte doch ſel-
ber kleine Eier darin gefunden, die er ſehr vergroͤſſert ab-
zeichnen laſſen. Petrefakte in Achat. Das Neſt
eines
Oriolus. In der That ſehr merkwuͤrdig. Der
Vogel hat Bindfaden, kleine Schnuͤre gefunden, und
mit dieſen hat er ſein Neſt an ein Stuͤck Holz, das meh-
rere Aeſte oder Zinken hat, angebunden. (ſ. ſein nur ge-
dachtes Werk.) Er gab mir Addreſſen an Myn Heer
Vriends, einen Kaufmann, und von Brahel in Har-
lem,
und der Engellaͤnder, mein Freund, eine nach Am-
ſterdam
an Myn Heer Hope, der ein vortrefliches Ge-
maͤldekabinet beſitzt. Nun beſah ich weiter

Das Naturalienkabinet von Myn Heer Gevers.
Er iſt Buͤrgermeiſter hier und ein Mann von wenigſtens
400,000. Gulden Vermoͤgen, und iſt dabei ein Liebha-
ber der Naturgeſchichte. Myn Heer Creet hatte ihm
von mir Nachricht gegeben, und ſo zeigte er mir alles mit
der groͤſten Gefaͤlligkeit, und mehr als ich bei den Kopf-
ſchmerzen behalten konnte. Es iſt ein einziges Zimmer,

aber
J. C. Sepp, (die Verfaſſer des bekannten herrlichen
Inſektenwerks) ſind ſeine Mitarbeiter.
Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0499" n="475"/>
aber &#x017F;ie &#x017F;ind im Gering&#x017F;ten nicht angenehm, alle haben<lb/>
etwas Rauhes, die Farben &#x017F;ind etwas grob. Das &#x017F;agt<lb/>
ich ihm nun freilich nicht, aber das konnt ich ihm doch<lb/>
nicht bergen, daß die Vo&#x0364;gel fa&#x017F;t alle in unnatu&#x0364;rlichen<lb/>
Stellungen gezeichnet &#x017F;ind, ihm &#x017F;chien dies aber kein Feh-<lb/>
ler zu &#x017F;eyn. Unter den wenigen Naturalien, die er mir<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t aus die&#x017F;er Gegend wies, waren mir bemerkenswu&#x0364;r-<lb/>
dig: Ein <hi rendition="#fr">Fluß&#x017F;chwamm.</hi> Er wollte nicht glauben,<lb/>
das er die Wohnung eines Thieres &#x017F;ei, und hatte doch &#x017F;el-<lb/>
ber kleine Eier darin gefunden, die er &#x017F;ehr vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert ab-<lb/>
zeichnen la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Petrefakte in Achat.</hi> Das <hi rendition="#fr">Ne&#x017F;t<lb/>
eines</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Oriolus.</hi></hi> In der That &#x017F;ehr merkwu&#x0364;rdig. Der<lb/>
Vogel hat Bindfaden, kleine Schnu&#x0364;re gefunden, und<lb/>
mit die&#x017F;en hat er &#x017F;ein Ne&#x017F;t an ein Stu&#x0364;ck Holz, das meh-<lb/>
rere Ae&#x017F;te oder Zinken hat, angebunden. (&#x017F;. &#x017F;ein nur ge-<lb/>
dachtes Werk.) Er gab mir Addre&#x017F;&#x017F;en an Myn Heer<lb/><hi rendition="#fr">Vriends,</hi> einen Kaufmann, und von <hi rendition="#fr">Brahel</hi> in <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
lem,</hi> und der Engella&#x0364;nder, mein Freund, eine nach <hi rendition="#fr">Am-<lb/>
&#x017F;terdam</hi> an Myn Heer <hi rendition="#fr">Hope,</hi> der ein vortrefliches Ge-<lb/>
ma&#x0364;ldekabinet be&#x017F;itzt. Nun be&#x017F;ah ich weiter</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Das Naturalienkabinet</hi> von Myn Heer <hi rendition="#fr">Gevers.</hi><lb/>
Er i&#x017F;t Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter hier und ein Mann von wenig&#x017F;tens<lb/>
400,000. Gulden Vermo&#x0364;gen, und i&#x017F;t dabei ein Liebha-<lb/>
ber der Naturge&#x017F;chichte. Myn Heer <hi rendition="#fr">Creet</hi> hatte ihm<lb/>
von mir Nachricht gegeben, und &#x017F;o zeigte er mir alles mit<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;ten Gefa&#x0364;lligkeit, und mehr als ich bei den Kopf-<lb/>
&#x017F;chmerzen behalten konnte. Es i&#x017F;t ein einziges Zimmer,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/><note xml:id="nfn9" prev="#fn9" place="foot" n="**)"><hi rendition="#fr">J. C. Sepp,</hi> (die Verfa&#x017F;&#x017F;er des bekannten herrlichen<lb/>
In&#x017F;ektenwerks) &#x017F;ind &#x017F;eine Mitarbeiter.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[475/0499] aber ſie ſind im Geringſten nicht angenehm, alle haben etwas Rauhes, die Farben ſind etwas grob. Das ſagt ich ihm nun freilich nicht, aber das konnt ich ihm doch nicht bergen, daß die Voͤgel faſt alle in unnatuͤrlichen Stellungen gezeichnet ſind, ihm ſchien dies aber kein Feh- ler zu ſeyn. Unter den wenigen Naturalien, die er mir ſonſt aus dieſer Gegend wies, waren mir bemerkenswuͤr- dig: Ein Flußſchwamm. Er wollte nicht glauben, das er die Wohnung eines Thieres ſei, und hatte doch ſel- ber kleine Eier darin gefunden, die er ſehr vergroͤſſert ab- zeichnen laſſen. Petrefakte in Achat. Das Neſt eines Oriolus. In der That ſehr merkwuͤrdig. Der Vogel hat Bindfaden, kleine Schnuͤre gefunden, und mit dieſen hat er ſein Neſt an ein Stuͤck Holz, das meh- rere Aeſte oder Zinken hat, angebunden. (ſ. ſein nur ge- dachtes Werk.) Er gab mir Addreſſen an Myn Heer Vriends, einen Kaufmann, und von Brahel in Har- lem, und der Engellaͤnder, mein Freund, eine nach Am- ſterdam an Myn Heer Hope, der ein vortrefliches Ge- maͤldekabinet beſitzt. Nun beſah ich weiter Das Naturalienkabinet von Myn Heer Gevers. Er iſt Buͤrgermeiſter hier und ein Mann von wenigſtens 400,000. Gulden Vermoͤgen, und iſt dabei ein Liebha- ber der Naturgeſchichte. Myn Heer Creet hatte ihm von mir Nachricht gegeben, und ſo zeigte er mir alles mit der groͤſten Gefaͤlligkeit, und mehr als ich bei den Kopf- ſchmerzen behalten konnte. Es iſt ein einziges Zimmer, aber **) **) J. C. Sepp, (die Verfaſſer des bekannten herrlichen Inſektenwerks) ſind ſeine Mitarbeiter. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/499
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/499>, abgerufen am 25.11.2024.