Schäften, wie in der Küche. Zu den kleinen Sachen hat man Körbe, alles Unnütze wird grade zum Fenster hinaus geworfen. Das Feuer erhält man haussen an ei- nem Stücke Torf*) in einem eisernen Kessel. Oben über der Kajüte ist das Steuerruder, das besteht in einer grossen eisernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf, über dem eine Stange steht, an der ein gemahltes Stück Tuch hängt, das der Wimpel heist, und alle Nacht ab- genommen wird. In der Mitte des Schiffs sind unter- schlagne Kammern für die Reisenden, und grosse weite Plätze, wo das Gepäcke, die Wasserfässer, das Holz etc. aufgehoben werden. Vorne ist das Roeff, ein etwas beß- rer Platz für die Reisenden, wo die Küche, das Kamin, Betten und Schränke sind. Statt der Treppen sind über- all kleine Leitern angestellt. Oben ist auf dem Verdeck über dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht. Ueber dem Roeff ist der Anker und eine grosse Welle, die durch Hebebäume herum gewunden wird. In der Mit- te des Verdecks steht der Mast mit den Segeln, den Rhaen, Rollen, Stricken, und eisernen Ringen, ver- mittelst deren sie von einer Seite des Schiffs zur andern gewendet werden.
Das
*) In Brüssel hängt wo ein Schild, worauf ein erfror- ner Bauer sich an einem Torffeuer, das langsam brennt, wärmen will. (In Frankreich hat man in den Reißbündeln noch dürres Laub, und aussen Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den Schild herum steht: La Patience hollandoise. Könn- te man nicht eben so einen Schild erfinden, und dazu schreiben: La Frivolite francoise?
Schaͤften, wie in der Kuͤche. Zu den kleinen Sachen hat man Koͤrbe, alles Unnuͤtze wird grade zum Fenſter hinaus geworfen. Das Feuer erhaͤlt man hauſſen an ei- nem Stuͤcke Torf*) in einem eiſernen Keſſel. Oben uͤber der Kajuͤte iſt das Steuerruder, das beſteht in einer groſſen eiſernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf, uͤber dem eine Stange ſteht, an der ein gemahltes Stuͤck Tuch haͤngt, das der Wimpel heiſt, und alle Nacht ab- genommen wird. In der Mitte des Schiffs ſind unter- ſchlagne Kammern fuͤr die Reiſenden, und groſſe weite Plaͤtze, wo das Gepaͤcke, die Waſſerfaͤſſer, das Holz ꝛc. aufgehoben werden. Vorne iſt das Roeff, ein etwas beß- rer Platz fuͤr die Reiſenden, wo die Kuͤche, das Kamin, Betten und Schraͤnke ſind. Statt der Treppen ſind uͤber- all kleine Leitern angeſtellt. Oben iſt auf dem Verdeck uͤber dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht. Ueber dem Roeff iſt der Anker und eine groſſe Welle, die durch Hebebaͤume herum gewunden wird. In der Mit- te des Verdecks ſteht der Maſt mit den Segeln, den Rhaen, Rollen, Stricken, und eiſernen Ringen, ver- mittelſt deren ſie von einer Seite des Schiffs zur andern gewendet werden.
Das
*) In Bruͤſſel haͤngt wo ein Schild, worauf ein erfror- ner Bauer ſich an einem Torffeuer, das langſam brennt, waͤrmen will. (In Frankreich hat man in den Reißbuͤndeln noch duͤrres Laub, und auſſen Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den Schild herum ſteht: La Patience hollandoiſe. Koͤnn- te man nicht eben ſo einen Schild erfinden, und dazu ſchreiben: La Frivolité françoiſe?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0486"n="462"/>
Schaͤften, wie in der Kuͤche. Zu den kleinen Sachen<lb/>
hat man Koͤrbe, alles Unnuͤtze wird grade zum Fenſter<lb/>
hinaus geworfen. Das Feuer erhaͤlt man hauſſen an ei-<lb/>
nem Stuͤcke <hirendition="#fr">Torf</hi><noteplace="foot"n="*)">In <hirendition="#fr">Bruͤſſel</hi> haͤngt wo ein Schild, worauf ein erfror-<lb/>
ner Bauer ſich an einem Torffeuer, das langſam<lb/>
brennt, waͤrmen will. (In <hirendition="#fr">Frankreich</hi> hat man in<lb/>
den Reißbuͤndeln noch duͤrres Laub, und auſſen<lb/>
Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den<lb/>
Schild herum ſteht: <hirendition="#aq">La Patience hollandoiſe.</hi> Koͤnn-<lb/>
te man nicht eben ſo einen Schild erfinden, und dazu<lb/>ſchreiben: <hirendition="#aq">La Frivolité françoiſe?</hi></note> in einem eiſernen Keſſel. Oben<lb/>
uͤber der Kajuͤte iſt das Steuerruder, das beſteht in einer<lb/>
groſſen eiſernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf,<lb/>
uͤber dem eine Stange ſteht, an der ein gemahltes Stuͤck<lb/>
Tuch haͤngt, das der <hirendition="#fr">Wimpel</hi> heiſt, und alle Nacht ab-<lb/>
genommen wird. In der Mitte des Schiffs ſind unter-<lb/>ſchlagne Kammern fuͤr die Reiſenden, und groſſe weite<lb/>
Plaͤtze, wo das Gepaͤcke, die Waſſerfaͤſſer, das Holz ꝛc.<lb/>
aufgehoben werden. Vorne iſt das <hirendition="#fr">Roeff,</hi> ein etwas beß-<lb/>
rer Platz fuͤr die Reiſenden, wo die Kuͤche, das Kamin,<lb/>
Betten und Schraͤnke ſind. Statt der Treppen ſind uͤber-<lb/>
all kleine Leitern angeſtellt. Oben iſt auf dem Verdeck<lb/>
uͤber dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht.<lb/>
Ueber dem Roeff iſt der <hirendition="#fr">Anker</hi> und eine groſſe Welle, die<lb/>
durch Hebebaͤume herum gewunden wird. In der Mit-<lb/>
te des Verdecks ſteht der <hirendition="#fr">Maſt</hi> mit den <hirendition="#fr">Segeln,</hi> den<lb/>
Rhaen, Rollen, Stricken, und eiſernen Ringen, ver-<lb/>
mittelſt deren ſie von einer Seite des Schiffs zur andern<lb/>
gewendet werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[462/0486]
Schaͤften, wie in der Kuͤche. Zu den kleinen Sachen
hat man Koͤrbe, alles Unnuͤtze wird grade zum Fenſter
hinaus geworfen. Das Feuer erhaͤlt man hauſſen an ei-
nem Stuͤcke Torf *) in einem eiſernen Keſſel. Oben
uͤber der Kajuͤte iſt das Steuerruder, das beſteht in einer
groſſen eiſernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf,
uͤber dem eine Stange ſteht, an der ein gemahltes Stuͤck
Tuch haͤngt, das der Wimpel heiſt, und alle Nacht ab-
genommen wird. In der Mitte des Schiffs ſind unter-
ſchlagne Kammern fuͤr die Reiſenden, und groſſe weite
Plaͤtze, wo das Gepaͤcke, die Waſſerfaͤſſer, das Holz ꝛc.
aufgehoben werden. Vorne iſt das Roeff, ein etwas beß-
rer Platz fuͤr die Reiſenden, wo die Kuͤche, das Kamin,
Betten und Schraͤnke ſind. Statt der Treppen ſind uͤber-
all kleine Leitern angeſtellt. Oben iſt auf dem Verdeck
uͤber dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht.
Ueber dem Roeff iſt der Anker und eine groſſe Welle, die
durch Hebebaͤume herum gewunden wird. In der Mit-
te des Verdecks ſteht der Maſt mit den Segeln, den
Rhaen, Rollen, Stricken, und eiſernen Ringen, ver-
mittelſt deren ſie von einer Seite des Schiffs zur andern
gewendet werden.
Das
*) In Bruͤſſel haͤngt wo ein Schild, worauf ein erfror-
ner Bauer ſich an einem Torffeuer, das langſam
brennt, waͤrmen will. (In Frankreich hat man in
den Reißbuͤndeln noch duͤrres Laub, und auſſen
Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den
Schild herum ſteht: La Patience hollandoiſe. Koͤnn-
te man nicht eben ſo einen Schild erfinden, und dazu
ſchreiben: La Frivolité françoiſe?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/486>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.