geschaft worden. In allen andern Kirchen und bei vie- len Partikuliers sind Gemälde. Ich habe so viele gese- hen, daß mir die Augen zngleich dunkel wurden. Ich besah ferner noch
Die Börse; sie ist natürlich klein, *) aber artig und besteht in einem Viereck mit Arkaden umgeben, die auf 50. Pfeilern ruhen, davon kein einziger dem andern gleich ist, alle haben ein anderes Dessein. Oben über der Börse ist
Die Malerakademie. Man kömmt erst in das Amphitheater, wo die Schüler zeichnen lernen, und dann in einen grossen Saal, worin wieder von Rubens, Vandyck etc. die schönsten Stücke hängen. Ich be- wunderte besonders einen alten Mann mit einem Bar- te, der so fein, und so weisgrau ist, daß man darnach greifen möchte. **)Abraham und Hagar, vom äl- tern Eyckens. O, man möchte weinen, wenn man es ansieht. -- Hagar mit dem Knaben, der noch immer zurücksieht, läuft fort, weint, verdeckt das halbe Gesicht; Abraham etwas grimmig, stößt sie fort, hinten schielen Sarah und Isaac vor. -- Nur sind die Kleider et- was zu prächtig, das ist gegens Kostum.
La
*) Sie ist doch 194. Fuß lang, und 154. Fuß breit. Herausgeber.
**)**) Vermuthlich meint der Verfasser hier das Bildnis eines vormahligen alten Aufsehers der Akademie, der nach Landessitte das Wappen der Akademie auf sil- bernen Schilden um den Hals trägt, von Cornel. de Vos so schön und ausführlich gemahlt, das mans von Vandycks Hand zu seyn, glauben sollte. Herausgeber.
geſchaft worden. In allen andern Kirchen und bei vie- len Partikuliers ſind Gemaͤlde. Ich habe ſo viele geſe- hen, daß mir die Augen zngleich dunkel wurden. Ich beſah ferner noch
Die Boͤrſe; ſie iſt natuͤrlich klein, *) aber artig und beſteht in einem Viereck mit Arkaden umgeben, die auf 50. Pfeilern ruhen, davon kein einziger dem andern gleich iſt, alle haben ein anderes Deſſein. Oben uͤber der Boͤrſe iſt
Die Malerakademie. Man koͤmmt erſt in das Amphitheater, wo die Schuͤler zeichnen lernen, und dann in einen groſſen Saal, worin wieder von Rubens, Vandyck ꝛc. die ſchoͤnſten Stuͤcke haͤngen. Ich be- wunderte beſonders einen alten Mann mit einem Bar- te, der ſo fein, und ſo weisgrau iſt, daß man darnach greifen moͤchte. **)Abraham und Hagar, vom aͤl- tern Eyckens. O, man moͤchte weinen, wenn man es anſieht. — Hagar mit dem Knaben, der noch immer zuruͤckſieht, laͤuft fort, weint, verdeckt das halbe Geſicht; Abraham etwas grimmig, ſtoͤßt ſie fort, hinten ſchielen Sarah und Iſaac vor. — Nur ſind die Kleider et- was zu praͤchtig, das iſt gegens Koſtum.
La
*) Sie iſt doch 194. Fuß lang, und 154. Fuß breit. Herausgeber.
**)**) Vermuthlich meint der Verfaſſer hier das Bildnis eines vormahligen alten Aufſehers der Akademie, der nach Landesſitte das Wappen der Akademie auf ſil- bernen Schilden um den Hals traͤgt, von Cornel. de Vos ſo ſchoͤn und ausfuͤhrlich gemahlt, das mans von Vandycks Hand zu ſeyn, glauben ſollte. Herausgeber.
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geſchaft worden. In allen andern Kirchen und bei vie-
len Partikuliers ſind Gemaͤlde. Ich habe ſo viele geſe-
hen, daß mir die Augen zngleich dunkel wurden. Ich
beſah ferner noch
Die Boͤrſe; ſie iſt natuͤrlich klein, *) aber artig
und beſteht in einem Viereck mit Arkaden umgeben, die
auf 50. Pfeilern ruhen, davon kein einziger dem andern
gleich iſt, alle haben ein anderes Deſſein. Oben uͤber
der Boͤrſe iſt
Die Malerakademie. Man koͤmmt erſt in das
Amphitheater, wo die Schuͤler zeichnen lernen, und dann
in einen groſſen Saal, worin wieder von Rubens,
Vandyck ꝛc. die ſchoͤnſten Stuͤcke haͤngen. Ich be-
wunderte beſonders einen alten Mann mit einem Bar-
te, der ſo fein, und ſo weisgrau iſt, daß man darnach
greifen moͤchte. **) Abraham und Hagar, vom aͤl-
tern Eyckens. O, man moͤchte weinen, wenn man es
anſieht. — Hagar mit dem Knaben, der noch immer
zuruͤckſieht, laͤuft fort, weint, verdeckt das halbe Geſicht;
Abraham etwas grimmig, ſtoͤßt ſie fort, hinten ſchielen
Sarah und Iſaac vor. — Nur ſind die Kleider et-
was zu praͤchtig, das iſt gegens Koſtum.
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*) Sie iſt doch 194. Fuß lang, und 154. Fuß breit.
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**) **) Vermuthlich meint der Verfaſſer hier das Bildnis
eines vormahligen alten Aufſehers der Akademie, der
nach Landesſitte das Wappen der Akademie auf ſil-
bernen Schilden um den Hals traͤgt, von Cornel.
de Vos ſo ſchoͤn und ausfuͤhrlich gemahlt, das mans
von Vandycks Hand zu ſeyn, glauben ſollte.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/480>, abgerufen am 25.11.2024.
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