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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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absteigt, noch einmahl visitirt. Im Städtchen selber
sah ich die Trümmern von einer Menge Häuser, die 1776.
durch einen Brand verzehrt worden. Man baute sie
wieder auf, mit einer Art von weichen Steinen, die,
wie Holz, mit Sägen von den Mäurern ohne Mühe
zerschnitten wurden. So weit geht das Lothrin-
g
ische Salz: denn durch ganz Frankreich bedient
man sich des groben Meersalzes, das nicht genug gerei-
nigt ist, und so schmutzig aussieht, wie Pfeffer. Man
nennt es Sel gris.

Champagne ist ein herrliches Land. Man sieht
überall die größten Ebenen, wo die beste Frucht, der
herrliche Wein, Bohnen, Haber und auch viel Färber-
röthe (Garance) gebaut wird. Man sieht den Geist
der Nation, der auf Gärten, Baumschulen, lange Pro-
menaden etc. fällt. Oben ist alles grün, und unter der
Dammerde ist alles weißgrau: das ist die Terre mar-
neuse
. Marne
heißt der Franzos, was wir Gyps
nennen. Eine wahre Kreide ists nicht (s. Sage in sei-
ner Mineralog. Docimastique). Regnet es darauf,
so wird der Weg äusserst schlüpfrig. Die Reben werden
neben der Strasse zwischen den Fruchtfeldern und Wiesen
ganz simpel gebaut. Die Kunst, den guten Champa-
gnerwein zu machen, besteht in einer unterdrückten Gäh-
rung. Der gewöhnliche champagner Trinkwein ist roth,
wie der meiste französische Wein, aber nicht sonderlich
stark. Der französische rothe Wein trocknet auch nicht
so aus, wie der deutsche. Der lothringer und champa-
gner ist auch nicht so dick und mampficht, wie der Vin
d'Orleans
und Vin de Bordeaux, den man in Pa-
ris
hat, und ohne Wasser kaum trinken kan. Der Es-

sig

abſteigt, noch einmahl viſitirt. Im Staͤdtchen ſelber
ſah ich die Truͤmmern von einer Menge Haͤuſer, die 1776.
durch einen Brand verzehrt worden. Man baute ſie
wieder auf, mit einer Art von weichen Steinen, die,
wie Holz, mit Saͤgen von den Maͤurern ohne Muͤhe
zerſchnitten wurden. So weit geht das Lothrin-
g
iſche Salz: denn durch ganz Frankreich bedient
man ſich des groben Meerſalzes, das nicht genug gerei-
nigt iſt, und ſo ſchmutzig ausſieht, wie Pfeffer. Man
nennt es Sel gris.

Champagne iſt ein herrliches Land. Man ſieht
uͤberall die groͤßten Ebenen, wo die beſte Frucht, der
herrliche Wein, Bohnen, Haber und auch viel Faͤrber-
roͤthe (Garance) gebaut wird. Man ſieht den Geiſt
der Nation, der auf Gaͤrten, Baumſchulen, lange Pro-
menaden ꝛc. faͤllt. Oben iſt alles gruͤn, und unter der
Dammerde iſt alles weißgrau: das iſt die Terre mar-
neuſe
. Marne
heißt der Franzos, was wir Gyps
nennen. Eine wahre Kreide iſts nicht (ſ. Sage in ſei-
ner Mineralog. Docimaſtique). Regnet es darauf,
ſo wird der Weg aͤuſſerſt ſchluͤpfrig. Die Reben werden
neben der Straſſe zwiſchen den Fruchtfeldern und Wieſen
ganz ſimpel gebaut. Die Kunſt, den guten Champa-
gnerwein zu machen, beſteht in einer unterdruͤckten Gaͤh-
rung. Der gewoͤhnliche champagner Trinkwein iſt roth,
wie der meiſte franzoͤſiſche Wein, aber nicht ſonderlich
ſtark. Der franzoͤſiſche rothe Wein trocknet auch nicht
ſo aus, wie der deutſche. Der lothringer und champa-
gner iſt auch nicht ſo dick und mampficht, wie der Vin
d’Orleans
und Vin de Bordeaux, den man in Pa-
ris
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[24/0048] abſteigt, noch einmahl viſitirt. Im Staͤdtchen ſelber ſah ich die Truͤmmern von einer Menge Haͤuſer, die 1776. durch einen Brand verzehrt worden. Man baute ſie wieder auf, mit einer Art von weichen Steinen, die, wie Holz, mit Saͤgen von den Maͤurern ohne Muͤhe zerſchnitten wurden. So weit geht das Lothrin- giſche Salz: denn durch ganz Frankreich bedient man ſich des groben Meerſalzes, das nicht genug gerei- nigt iſt, und ſo ſchmutzig ausſieht, wie Pfeffer. Man nennt es Sel gris. Champagne iſt ein herrliches Land. Man ſieht uͤberall die groͤßten Ebenen, wo die beſte Frucht, der herrliche Wein, Bohnen, Haber und auch viel Faͤrber- roͤthe (Garance) gebaut wird. Man ſieht den Geiſt der Nation, der auf Gaͤrten, Baumſchulen, lange Pro- menaden ꝛc. faͤllt. Oben iſt alles gruͤn, und unter der Dammerde iſt alles weißgrau: das iſt die Terre mar- neuſe. Marne heißt der Franzos, was wir Gyps nennen. Eine wahre Kreide iſts nicht (ſ. Sage in ſei- ner Mineralog. Docimaſtique). Regnet es darauf, ſo wird der Weg aͤuſſerſt ſchluͤpfrig. Die Reben werden neben der Straſſe zwiſchen den Fruchtfeldern und Wieſen ganz ſimpel gebaut. Die Kunſt, den guten Champa- gnerwein zu machen, beſteht in einer unterdruͤckten Gaͤh- rung. Der gewoͤhnliche champagner Trinkwein iſt roth, wie der meiſte franzoͤſiſche Wein, aber nicht ſonderlich ſtark. Der franzoͤſiſche rothe Wein trocknet auch nicht ſo aus, wie der deutſche. Der lothringer und champa- gner iſt auch nicht ſo dick und mampficht, wie der Vin d’Orleans und Vin de Bordeaux, den man in Pa- ris hat, und ohne Waſſer kaum trinken kan. Der Eſ- ſig

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/48>, abgerufen am 24.11.2024.